Coronaschnelltests um die Ecke

Seit einer Woche können Lehrer und Erzieher zweimal pro Woche kostenlos einen Coronaschnelltest machen, möglichst wohnortnah beim Hausarzt oder in einer Apotheke. Für die Tester bedeutet das einigen Mehraufwand.

Coronaschnelltests um die Ecke

Iris Lüdecke, Inhaberin der Apotheke am Obstmarkt, führt Schnelltests direkt vor ihrer Apotheke durch. Foto: J. Fiedler

Von Kristin Doberer

BACKNANG/WEISSACH IM TAL. Mal schnell auf dem Weg von der Arbeit oder zum Einkaufen einen Coronaschnelltest machen und dann am nächsten Tag beruhigt vor der Klasse unterrichten oder die Kita-Gruppe betreuen. Ohne lange Wartezeiten oder eine weite Fahrt in das nächste Testzentrum. Das ist das Ziel des Testkonzepts für Lehrer und Erzieher. Demnach soll sich diese Berufsgruppe bis Ostern zweimal pro Woche kostenlos und anlasslos testen lassen können – und das möglichst in der nächstgelegenen Apotheke oder beim eigenen Hausarzt. Seit einer Woche läuft die Aktion nun, wie funktioniert’s bisher?

„Diese Woche waren deutlich mehr Personen zum Testen da, aber es ist noch machbar“, sagt Apothekerin Birgit Küchen von der Täles-Apotheke in Weissach im Tal. Etwa 50 Schnelltest wurden in der Apotheke in der vergangenen Woche durchgeführt. Die Täles-Apotheke bietet die Schnelltests schon seit einigen Wochen an. Bisher wurden diese allerdings vor allem für Privatpersonen genutzt, die zum Beispiel ins Ausland müssen oder ältere Verwandte besuchen wollen. Seit vergangenen Montag kommen nun noch die Lehrer und Erzieher dazu.

Vielen Apotheken fehlen die Räumlichkeiten für Tests.

Für die Tests kommen extra medizinische Fachkräfte in die Apotheke, Montag bis Mittwoch immer halbtags, Freitag sogar den ganzen Tag. Zwar gebe es im Team mehrere, die auch testen können, aber man müsse einfach das zusätzliche Personal einplanen. Zumindest die Terminplanung müssen die Praxen und Apotheken seit vergangenen Sonntag nicht mehr selbst übernehmen. Über eine Online-Plattform des Landratsamts sind alle Testanbieter und deren jeweiliger Testzeitraum eingetragen, die Terminauswahl funktioniert ganz einfach per Mausklick. „Das Programm ist wirklich eine Erleichterung für uns“, sagt Küchen. Trotzdem werden die meisten Tests bisher von Arztpraxen durchgeführt, Apotheken finden sich auf der Karte des Online-Portals nur sehr wenige.

Der Grund: Vielen Apotheken fehle der zusätzlich Raum, der für die Testungen benötigt wird, vermutet Küchen. So ist es eigentlich auch bei Iris Lüdecke, Inhaberin der Apotheke am Obstmarkt in Backnang. Zunächst habe sie sich aus dem Testen raushalten wollen, aber nach Gesprächen mit einem Kollegen aus Waiblingen und dem Aufruf des Apothekerverbands wurde sie doch umgestimmt. „Die Fortbildung habe ich gemacht, dann musste ich mir nur überlegen, wie ich die Tests umsetzten kann“, sagt Lüdecke. Denn ein Extraraum ist in ihrer Apotheke nicht da, das Personal eigentlich schon mit dem Alltagsgeschäft gut eingespannt. Zunächst habe sie überlegt, sich ein Zelt zu besorgen, aber in zwei Wochen könne ja wieder alles anders sein, man könne nicht wissen, ob sich die Investition überhaupt lohnen würde. Stattdessen führt sie die Tests nun nur entweder vor den Öffnungszeiten von 7 bis kurz nach 8 Uhr morgens oder nach der Schließung der Apotheke von 18.30 bis kurz nach 19 Uhr durch. Und zwar direkt vor der Tür. „Ich habe mir einen kleinen Stand aufgebaut, das ist fast wie ein Drive-in. Solange das Wetter hält, ist das eine gute Lösung.“ Das sehen wohl auch die Lehrer und Erzieher so, die Termine in der Apotheke am Obstmarkt sind fast ausgebucht. Aktuell finden sie im Siebenminutentakt statt, Lüdecke will das aber auf fünf Minuten ändern, um noch mehr Termine anbieten zu können.

Auch wenn es für die Apothekerin einiges an Mehraufwand bedeutet, sieht sie das Ganze nun doch positiv. „Die Lehrer und Erzieher sind unglaublich dankbar, dass das auf so kurzem Weg klappt und sie nicht lange in einem Wartezimmer sitzen müssen“, sagt Lüdecke. Auch ein Grund, weshalb alles so problemlos funktioniert, sei die Terminplattform des Landratsamts. „Da muss man wirklich mal loben, das klappt super“, meint sie. Denn nicht nur bleibe das Telefon frei für andere Angelegenheiten, auch seien alle Kontaktdaten bereits im Voraus vorhanden, nur das Ergebnis müsse per Hand angeklickt werden. Das Programm übermittelt das dann selbstständig an die Getesteten.

Auch auf dem Landratsamt ist man sehr zufrieden mit der Teststrategie und vor allem mit der Terminplattform. Seit vergangenen Sonntag seien etwa 10000 Termine vereinbart worden. 72 Arztpraxen, 22 Apotheken und ein kommerzieller Anbieter arbeiten mit der Plattform. Man bekomme viel Lob, sagt Martina Keck, Pressereferentin des Landratsamts. „Da wir die Plattform schon länger für Terminvereinbarungen im Schnelltestzentrum in Winnenden und die Kfz-Zulassungsstelle nutzen, sind alle Kinderkrankheiten behoben“, sagt Keck. „Das Portal ist eine Win-win-Situation für alle.“ So müssen sich die Tester nicht um die Terminvergabe kümmern, wer getestet werden möchte, kann die Termine selbst verwalten und das Landratsamt hat einen guten Überblick über das Infektionsgeschehen.

In der Praxis von Ute Ulfert ist man von der Plattform noch nicht zu 100 Prozent überzeugt. Als Coronaschwerpunktpraxis gibt es hier wie in vielen Hausarztpraxen schon fast seit Beginn der Pandemie die Schnelltests. „Neu ist für uns nur, dass man Termine jetzt online buchen kann. Aber ob das für uns leichter ist, ist noch nicht entschieden“, sagt die Ärztin. Denn nun habe sie zwei Terminplaner parallel, die Termine müssen zum Teil händisch übertragen werden. Weit mehr Aufwand sind für sie aber die immer wieder sehr kurzfristig verkündeten Anordnungen, von denen sie meist erst aus der Zeitung erfährt. Hier nennt sie zum Beispiel den Beschluss, Lehrer und Erzieher zweimal wöchentlich zu testen. Es bräuchte schließlich unglaublich viele Tester, wenn tatsächlich alle sich zweimal pro Woche testen lassen. „Und das soll dann immer bis übermorgen umgesetzt werden. Ohne zu überlegen, wer das eigentlich machen kann.“ Dazu kommen immer wieder neue Abrechnungssysteme, in welche sich die Tester neu einarbeiten müssen, „und das muss immer so nebenbei laufen“.

Denn bei den Tests müssen die Praxen und Apotheken in Vorkasse gehen, wie die kostenlosen Tests der Lehrer und Erzieher verrechnet werden, muss Iris Lüdecke erst noch sehen. Für Privatpersonen jedenfalls kostet ein Schnelltest 30 Euro. Finanziell lohnt sich der Aufwand also nicht. Lüdecke will trotzdem weiter Tests durchführen. „Weil wir so hoffentlich dazu beitragen können, dass das System am Laufen bleibt und dass vielleicht wieder Lockerungen möglich werden.“ So sieht es auch Birgit Küchen von der Täles-Apotheke. Die Tests seien auch für sie mit viel Aufwand und Bürokratie verbunden, vor allem zu Beginn mussten sie sich viel Neues aneignen, Dokumente durcharbeiten und Kosten einplanen. Denn die Schutzkleidung, Handschuhe und Kittel müssen sie selbst besorgen. „Aber wir sehen das einfach als unsere Aufgabe.“ Man hoffe, das noch weitere Apotheken dazukommen. So zum Beispiel die Rats-Apotheke in Allmersbach im Tal. Hier habe die Gemeinde angefragt, ob diese das Testen des Schul- und Kita-Personals übernehmen könne, und dem wurde auch schnell zugestimmt.

Coronaschnelltests um die Ecke

„Es bedeutet mehr Aufwand und Bürokratie. Aber wir sehen das als unsere Aufgabe.“

Birgit Küchen,

Apothekerin der Täles-Apotheke

Anmeldung zum Schnelltest

Die zentrale Online-Plattform zur Terminanmeldung findet man unter www.rems-murr-kreis.de/schnelltest.

Termine sind immer für die nächsten 14 Tage eingestellt und werden regelmäßig aktualisiert. Das Landratsamt stellt den Apotheken und Arztpraxen nur die Software und das Know-how zur Verfügung. Wer wann Termine freischaltet, entscheidet jede Teststelle selbst.

Apotheken und Arztpraxen können sich auch weiterhin registrieren. Das Landratsamt bietet eine Schulung zum Einstieg in die Software und steht als Ansprechpartner stets zur Verfügung.

Es können neben Lehrern und Erziehern auch Selbstzahler einen Termin über die Plattform vereinbaren, auch wenn die Corona-Warn-App positiv ist, wenn man Grenzgänger, Kontaktperson oder Pflege-/ Klinikpersonal ist. Die Berechtigungsscheine werden vor Ort kontrolliert.