Ein juristisches Monstrum

Elyas M’Barek hat einen großen Auftritt in „Der Fall Collini“

Von Kathrin Horster

Der Fall Collini - Ein Anwalt stößt auf den historischen Skandal, dass Naziverbrecher ein Schlupfloch gebaut bekamen.

Stuttgart Caspar Leinen hat kein Glück. Ausgerechnet einen Mörder muss der frisch examinierte Jurist als ersten Mandanten verteidigen. Es besteht kein Zweifel daran, dass der ­italienische Staatsbürger Fabrizio Collini (Franco Nero) den deutschen Großindustriellen Hans Meyer (Manfred Zapatka) getötet hat. Leinen (Elyas M?Barek) plagen aber Zweifel, ob er aufgrund seiner Freundschaft zum Opfer den Fall übernehmen kann. Oberstaatsanwalt Reimers (Rainer Bock) und Leinens Strafrechtsdozent Professor Mattinger (Heiner Lauterbach) lassen aber nicht zu, dass er das Mandat niederlegt.

Die Vorlage zu Marco Kreuzpaintners „Der Fall Collini“ stammt vom Bestsellerautor und Strafverteidiger Ferdinand von Schirach, der in seinen Werken reale Gesetze auf fiktive Fälle anwendet, um komplexe juristische Sachverhalte für Laien unterhaltsam aufzubereiten. Hinter der zunächst etwas plumpen Konstruktion in „Tatort“-Manier verbirgt sich ein juristisches Monstrum, das mehr mit unserer Wirklichkeit zu tun hat, als uns lieb sein kann.

„Der Fall Collini“ beleuchtet ein besonders widerwärtiges Kapitel deutscher Rechtsprechung: die Schaffung eines Schlupflochs, um Nazitäter straffrei davonkommen zu lassen. Kreuzpaintner hätte das straffer inszenieren können; manche Nebenschauplätze und Figuren wie Caspars Alt-68er-Vater Bernhard (Peter Prager) hemmen den Erzählfluss und überfrachten den besonders zum Ende hin anspruchsvollen Plot mit Gefühlsduselei.

Die sachlich-kalte Herleitung von Collinis Tat im Gerichtssaal entlang biografischer wie politischer Eckpunkte machen die teils steife, zu konventionell geratene Inszenierung jedoch wieder wett. Letztlich überzeugt, wie klar „Der Fall Collini“ himmelschreiendes Unrecht beschreibt, das sich als Recht tarnte.