Die kolorierte Fotografie zeigt einen Blick in die Uhlandstraße. Repros: P. Wolf
Von Claudia Ackermann
Backnang. Die letzten Ausstellungen der Reihe „Backnang im Zeitspiegel“ mit historischen Fotos im Kabinett des Helferhauses mussten wegen Corona immer wieder unterbrochen werden. Nun hat Peter Wolf ein neues Thema ausgesucht und konzentriert sich auf die Uhlandstraße. In letzter Zeit wurden ihm weitere, noch nicht veröffentlichte Aufnahmen zugetragen, die sein umfangreiches Archiv ergänzen.
Informationsmaterial ist den Bildern in der Ausstellung angefügt wie etwa eine Anzeige aus dem Murrthal-Boten von 1887 zur Geschäftseröffnung des Schuhwarengeschäfts von Gottlieb Beerwart in der Uhlandstraße 1. Daraus ist ersichtlich, dass der Schuhmacher die Anfertigung von Maßarbeiten anbot und drei tüchtige Mitarbeiter suchte. In einem Begleitheft kann der Besucher nachlesen, dass das Geschäft 1889 in die Uhlandstraße 11 umzog und wie es sich weiterentwickelte, bis es unter dem Namen Schuh-Boss geführt wurde. 2017 schloss der Laden an diesem Standort.
In der Ausstellung mit vergrößerten Reproduktionen der Originalbilder zeigt Peter Wolf den Wandel der Zeit. In den 1960er-Jahren befand sich im Haus in der Uhlandstraße 1 die Gaststätte und Metzgerei „Anker“ von Erwin Kümmerle. Das Gebäude an der Ecke zur Schillerstraße wurde 1971 abgerissen. Zu jedem Haus, das auf den Fotografien abgebildet ist, recherchiert Peter Wolf die Geschichte, soweit dies möglich ist. So befand sich in der Uhlandstraße 3 (heute Fielmann) ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine Buchbinderei. Ein Foto zeigt, dass diese Nutzung lange beibehalten wurde. In den 1960er-Jahren ist das Geschäft Buchbinderei und Bilderrahmen Knoll zu sehen. In der Uhlandstraße 9 war um 1900 das Geschäftshaus von Louis Vogt. Im Jahr 1914 bezog den Laden die Konsum-Genossenschaft. Ein Foto aus den 1960er-Jahren zeigt, dass sich diese zu jener Zeit noch darin befand. Das Haus wurde später abgerissen. In einen Neubau an dieser Stelle zog 1969 das Geschäft Klenk Tapeten, Bodenbeläge und Gardinen ein. Mehrere Fotos, die vom heutigen Platz Am Rathaus aus auf das Gebäude entstanden sind, zeigen die Veränderungen bis hin zu einer neuen Ansicht, die Peter Wolf in diesem Jahr fotografiert hat. Ein großer Baum verdeckt heute weitgehend die Sicht auf das Gebäude.
Anhand der Schilder an den Häusern recherchiert Peter Wolf über deren frühere Nutzung. So kann man auf einer kolorierten Ansichtskarte von 1912 erkennen, dass sich damals in der Uhlandstraße 15 ein Kino befand. Im Begleitheft zur Ausstellung ist nachzulesen, dass der Mechaniker Albert Teufel am 16. September 1911 den ersten festen Kinosaal in Backnang eröffnete. Davor gab es nur vereinzelte Kinematografenvorstellungen (Filmvorführungen), etwa im Saalanbau des Gasthauses Engel.
Abstecher von der Uhlandstraße führen in die Spaltgasse, wo sich an der Ecke zur Uhlandstraße Anfang des 20. Jahrhunderts das Kolonialwarengeschäft Lichdi befand und es in den 1920er-Jahren zum Textilgeschäft Dinkelacker ging. Der Top Shop 2000 war in den 1980er-Jahren eine beliebte Adresse für junge Leute in Backnang, um sich Jeans zu kaufen. Ein Blick fällt auch in die Kesselgasse, wo sich um 1910 im Haus Nummer 17 die Mineralwasserhandlung von Gottlieb Gross befand.
Auf einem Foto von der Uhlandstraße 17 sieht man den Uhrmachermeister Adolf Stroh vor seinem Geschäft um 1910. In einer Zeitungsanzeige wirbt er mit den Worten: „Größtes Uhrenlager am Platze“, und es ist ersichtlich, dass auch Brillen, Zwicker und Goldwaren angeboten wurden. Die Kutscherei und Wirtschaft „Harmonie“ befand sich zu jener Zeit in der Uhlandstraße. Dieses Haus mit der Nummer 25 steht heute noch, hat sich aber stark verändert. Andere Gebäude sind längst abgerissen wie etwa eine Scheune in der Uhlandstraße 35, die auf einem Foto von 1895 zu sehen ist. Der Bau wurde im Jahr 1900 abgebrochen und durch ein Lagerhaus des Eisen- und Haushaltswarengeschäfts Isenflamm ersetzt, das man auf einem Foto von 1910 sehen kann. Bis zu einem Blick von der Marktstraße auf den „Eingang“ zur Uhlandstraße mit dem Geschäft für Strumpfwaren Hohloch führt der „Bummel durch die Uhlandstraße“.
Die Ausstellung im Kabinett des Helferhauses, Petrus-Jacobi-Weg 5, kann bis 10. Oktober besichtigt werden. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr.
Drei Damen vor dem Konsum um 1915.