Cinelatino in Stuttgart und Tübingen

Karibischer Alltag und indigenes Wissen

Das spanischsprachige Film-Festival rückt in diesem Jahr die Karibik und den Amazonas in den Fokus. Es geht ums Klima, soziale Ungleichheit und Raubbau. Filme aus Spanien gibt es auch.

Karibischer Alltag und  indigenes Wissen

Szene aus „Sugar Island“

Von Kathrin Waldow

Eine Woche lang gibt es in Tübingen, Stuttgart, Reutlingen und Freiburg wieder Spielfilme, Kurzfilme und Dokus aus Lateinamerika und Spanien zu sehen – samt passendem Begleitprogramm. Wie immer setzt das Festivalteam thematische Schwerpunkte. In diesem Jahr steht unter anderem die Dominikanische Republik im Fokus.

Mit „Sugar Island“ wird die Bevölkerung der Insel, ihre Vielfalt, ihre sozialen Schwierigkeiten in der Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet. Wo Zuckerrohr das Gold der Insel ist, lebt die Protagonistin Makenaya mit ihrer Mutter und dem Großvater in der dominikanisch-haitianischen Gemeinschaft. Die Arbeitenden der Zuckerrohrproduktion sollen der Moderne weichen, so beginnt der Kampf um Gerechtigkeit.

In „La bachata de Bionico“ geht es auch um Kämpfe – allerdings anderer Art. Der hoffnungslose Romantiker Bionico, dem Crack verfallen, will wieder Kontrolle über sein Leben zurückbekommen und im besten Fall auch gleich seine große Liebe. Der Dokumentarfilm „Colosal“ widmet sich historischen Recherchen zu Wahlbetrug und Diktatur aus einer persönlichen Perspektive, die Enkelin Froilán Tavares in Familien-Gesprächen anstellt.

Doku über junge Aktivistin

Ein weiterer Schwerpunkt in diesem Jahr bildet das indigene Amazonien. Das Festival stellt die Frage, ob die Ureinwohner die Wächter des Klimas sind und zeigt Filme über indigenes Wissen zum Umgang mit Wald, Wasser und Klimawandel. So begibt sich etwa der Dokumentarfilm „Helena de Sarayaku“ auf den Weg mit der 17-jährigen Helena, die in den Ferien die Bedrohung durch Ölfirmen sowie die Folgen des Klimawandels in einem ecuadorianischen Dorf erlebt und beginnt, die Stimme ihres Volkes als Aktivistin in die Welt zu tragen. Der Film läuft in Stuttgart im Rahmen des Themennachmittags, am Sonntag, 27.4., 18 Uhr, im Delphi. Anschließend gibt es eine Gesprächsrunde.

Um Mythen und Geisterwesen geht es in der peruanisch-kanadischen Produktion „Karuara, la gente del río“, die die Kukama, die Menschen am Fluss des Marañón, begleitet. Die schwarz-weiß-Dokumentation „Mariposa de papel“ aus Venezuela gibt einen Einblick in das Leben der andinen Bevölkerung Venezuelas. Der Regisseur Rafael Medina Adalfio ist Festival-Gast.

Eintauchen in ferne Kulturen

Eintauchen in andere Kulturen und ferne Länder, dafür ist das Cinelatino seit über 25 Jahren eine gute Adresse. In Tübingen ist das Programm am umfangreichsten. Hier eröffnet die preisgekrönte, argentinische Komödie „Puan“ um einen universitären Nachfolgekampf das Festival. In Stuttgart läuft „Puan“ zum Abschluss. Den Auftakt macht hier der peruanisch-chilenische Spielfilm „Raíz – durch Felsen und Wolken“ über den achtjährigen Alpakahirten Feliciano, dessen Herz für den Fußball schlägt.

Cinelatino 23. bis 30. April in Tübingen, Reutlingen, Stuttgart und Freiburg.