Verleger Marc Hamacher freut sich auf rege Teilnahme. Archivbild: Alexander Becher
Allmersbach im Tal. Das Genre des sogenannten Cosy-Krimis erfreut sich unter Freunden der gepflegten Unterhaltungsliteratur seit geraumer Zeit großer Beliebtheit. Anlass genug für den Leseratten-Verlag aus Allmersbach im Tal, bei seiner neuen Ausschreibung Hobbyautorinnen und -autoren aus dem Raum Backnang dazu aufzurufen, eine lokale Cosy-Krimi-Kurzgeschichte zu schreiben.
Aber was ist das überhaupt, ein Cosy-Krimi? Frei ins Deutsche übersetzt könnte man auch von einem „Wohlfühlkrimi“ oder einem „Kuschelkrimi“ sprechen. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich also um eine eher harmlose und heiter daherkommende Variante des Kriminalromans. „Im Gegensatz zu Thrillern mit reichlich Action, Mord und Totschlag hebt sich dieses Genre durch das gemächlichere Erzähltempo ab“, beschreibt Verleger Marc Hamacher das Phänomen. Seinen Reiz beziehen die Geschichten weniger aus dem Kriminalfall an sich, sondern vielmehr aus der dichten Atmosphäre und dem Lokalkolorit. Zu entdecken sind dabei nicht nur die Mörderin oder der Mörder sowie der Tatverlauf, sondern auch das nicht selten schrullige und abgründige Wesen der Figuren.
Beispiele gefällig? Einen großen Popularitätsschub erhielt das Genre vor einigen Jahren durch die Eberhoferkrimis – vom „Dampfnudelblues“ bis hin zum „Sauerkrautkoma“ – von Rita Falk, aber auch viele Bücher des erfolgreichen Leutenbacher Autors Jürgen Seibold, etwa „Schneewittchen und die sieben Särge“, oder die Weissach-Krimis von Stephan Stadler können zu den Cosy-Krimis gezählt werden. Die Wurzeln des Genres reichen allerdings viel tiefer: Schon die legendäre Miss Marple aus der Feder von Krimi-Ikone Agatha Christie ermittelte in einer Cosy-Krimi-Atmosphäre.
Wer sich nun berufen fühlt, dem bunten Cosy-Krimi-Kosmos eine eigene Geschichte hinzuzufügen, hat dazu bei der neuen Ausschreibung des Leseratten-Verlags die Gelegenheit: Gesucht werden Geschichten, die innerhalb des Rems-Murr-Kreises spielen und thematisch um Liebe und Mord kreisen – und um Kuchen, kein Scherz. Durchaus denkbar ist etwa, dass der Konditormeister mit den sagenhaften Torten ein Serienkiller ist, aber auch die Kuchen backende Landfrau darf ein düsteres Geheimnis verbergen. Der Kuchen müsse nicht im Vordergrund der Geschichte stehen, so Hamacher, solle aber irgendwo auftauchen.
Teilnehmen können Personen, die im Rems-Murr-Kreis leben oder gelebt haben. Die besten Geschichten schaffen es in die Kurzgeschichtensammlung, welche Ende Oktober auf dem Backnanger Gänsemarkt erscheinen soll. Nach dem Märchenbuch ist es bereits der zweite Schreibwettbewerb des Leseratten-Verlags, der sich auf den Rems-Murr-Kreis bezieht. „Das Märchenbuch ist von den Backnangerinnen und Backnangern toll aufgenommen worden und ist fast ausverkauft“, sagt Hamacher. „Deshalb haben wir eine weitere Nische gesucht, die zum Verlag passt, wenn es um Regionalität geht.“
Verlag Der Leseratten-Verlag wurde im Herbst 2013 von dem in Köln geborenen und in Allmersbach im Tal lebenden Marc Hamacher gegründet. Eines der Hauptziele des Verlags ist es, die Literatur in der Region zu unterstützen und attraktiver zu gestalten. Zum zehnjährigen Bestehen hat Hamacher im Vorjahr einen Sonderband herausgegeben.
Programm Der Leseratten-Verlag hat sich überregional insbesondere im Bereich der humorvollen Fantastik einen Namen gemacht. Ein zweites wichtiges Standbein ist die Förderung lokaler Autoren, insbesondere durch lokal verortete Anthologien oder auch Romane.
Lokale Schreibwettbewerbe Die „Backnang Stories“ sind das Ergebnis eines lokalen Schreibwettbewerbs, die erste Ausgabe erschien im Jahr 2014. In den Folgejahren wurde das Projekt noch mehrfach wiederholt, derzeit ruhen die „Backnang Stories“ allerdings. Im vergangenen Jahr gab der Leseratten-Verlag stattdessen eine Sammlung von Märchen aus dem Rems-Murr-Kreis heraus.