Immer wieder sind Medienschaffende Ziel von Angriffen oder Drohungen. Gegen einen „taz“-Reporter gehen Unbekannte nun besonders perfide vor.
Die Drohungen gegen den „taz“-Reporter kommen offenbar aus dem extremen antiisraelischen Lager.
Von red/dpa
Der Journalist Nicholas Potter, der für die Berliner „tageszeitung„ (taz) arbeitet und viel über den Nahost-Konflikt schreibt, wird nach Angaben der Zeitung mit dem Tode bedroht. „In Berlin wurde ein Plakat mit der Überschrift „Wanted“ und dem Slogan „From the river to the sea“ im öffentlichen Raum angebracht, auf dem das Gesicht unseres Kollegen Nicholas Potter gezeigt wird“, teilte die „taz“-Chefredaktion mit.
„Darunter steht ein offener Aufruf zu Gewalt gegen ihn, der als Morddrohung verstanden werden muss. Das ist eine Stufe der Eskalation, an der jede Diskussion über legitime Kritik endet.“ Die Zeitung erstattete nach Angaben von Chefredakteurin Barbara Junge Anzeige. Eine Polizeisprecherin sagte auf Anfrage, der Polizei sei der Sachverhalt bekannt, er werde geprüft.
Bedrohungen auch über russische Propagandaplattform
Potter werde auf Social-Media-Plattformen und mit Aufklebern an öffentlichen Orten schon länger angefeindet und bedroht, so die „taz“-Chefredaktion. „Letztere tauchten verstärkt nach einer Recherche des Kollegen über eine Plattform im russischen Propagandakomplex auf und sind im Ton des aggressiv-antiisraelischen Lager gehalten.“ Seine Berichterstattung solle offenbar durch Einschüchterung unterbunden werden.
„Die Drohungen gegen Nicholas Potter sind, neben der ganz persönlichen Bedrohung des Kollegen, auch ein Angriff auf die Pressefreiheit“, erklärten Junge und die beiden anderen Mitglieder der „taz“-Chefredaktion, Ulrike Winkelmann und Katrin Gottschalk. „Die taz will und wird das nicht hinnehmen. Wir haben uns mit allen journalistischen und juristischen Mitteln dagegen gewehrt und werden dies auch weiter tun.“
Die „taz“ betont: „Wir stehen hinter unserem Kollegen. Wir unterstützen ihn mit allem, was er braucht, und ergreifen Maßnahmen, um ihn zu schützen.“ Eine solche Qualität der Bedrohung sei bislang überwiegend aus dem rechtsextremen Spektrum bekannt. Wer hinter dem nun aufgetauchten Plakat mit Gewaltaufruf stehe, sei unbekannt. „Es liegt in der Verantwortung der Gesellschaft, ob sie dies hinnimmt.“
Der Autorenverband PEN sprach von einer neuen Eskalationsstufe. Man sei grundsätzlich dafür, die Grenzen der Meinungsfreiheit so weit wie möglich auszulegen, erklärte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. „Aber bei Morddrohungen gibt es nichts zu diskutieren. Kritik ist kein Verbrechen, Mordaufrufe schon.“
Yücel weiter: „Wir erwarten, dass auch propalästinensische Stimmen diese Grenze ziehen und die niederträchtige Kampagne gegen Nicholas Potter verurteilen.“ Die Sicherheitsbehörden müssten weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die Sicherheit Potters zu gewährleisten und die Täter zu ermitteln. „Unsere Solidarität gilt dem angefeindeten Kollegen.“