Mit einem abwechslungsreichen Programm feiert ganz Auenwald am Wochenende das 30-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Beaurepaire. Eine fünfköpfige Radlergruppe ist nach sieben Reisetagen bereits am Donnerstag angekommen. Weitere rund 100 Gäste sind gestern mit dem Bus angereist. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist heute der Festakt auf Schloss Ebersberg.
Freundlicher Empfang vor dem Rathaus in Unterbrüden für die fünf Radfahrer aus Beaurepaire: Serge Didier und Jacque Soularde (von rechts), Monique Galfione (Sechste von rechts), Pierre Galfione (Zehnter von rechts) und Malika Garrel (Dritte von links) mit dem amtierenden Bürgermeister Karl Ostfalk (Dritter von rechts) und Altbürgermeister Jürgen Richter (links). Foto: J. Fiedler
Von Florian Muhl
AUENWALD. Pierre und Monique Galfione sind zusammen 152 Jahre alt – er 79 und sie 73. Trotz ihres Alters sind die beiden noch fit wie ein Turnschuh. Das Ehepaar ließ es sich nicht nehmen, angesichts des runden Verschwisterungsgeburtstages ihrer Gemeinde in Südfrankreich mit dem Fahrrad nach Auenwald anzureisen. Und das – nach 2008 und 2013 – bereits zum dritten Mal.
In Begleitung ihrer drei Freunde Malika Garrel, Jacque Soularde und Serge Didier – alle auch Teammitglieder des Cyclo-Clubs – schwangen sie sich am Freitag vor einer Woche im heimischen Beaurepaire auf den Sattel, um zu ihrer insgesamt 731 Kilometer langen Reise zu starten. Wer glaubt, mit einem E-Bike ist das doch machbar, wird eines Besseren belehrt. „Nein, das schaffen wir noch mit normalen Rädern“, winken die beiden bei ihrer Ankunft gut gelaunt ab und lachen. Nach der mit 148 Kilometern von Biel nach Rafz längsten Tagesetappe am vierten Tag gönnten sich die Sportler am Folgetag mit einer vergleichsweise kurzen Etappe (72 Kilometer) eine Verschnaufpause, um sich einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen. Eine Bootsfahrt auf dem Rhein mit Besichtigung der gigantischen Wasserfälle bei Schaffhausen. „Das war das aufregendste Ereignis auf unserer Reise“, sagt Pierre Galfione.
Wenn es um die Partnerschaft geht, sind die beiden Rentner von französischer Seite immer mit dabei. Monique Galfione war viele Jahre Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, von 2003 bis 2015. Zuvor hatte sie 15 Jahre als Kassierin die Jumelage mit unterstützt. Sehr gefreut haben sich die fünf französischen Radler über den tollen Empfang in Deutschland. Aus Auenwald sind ihnen Kurt Keser und die Radlermannschaft der Ü-50-Gruppe des TSV Lippoldsweiler, Fritz Betz, Dieter Renz, Wolfgang Eckert und Fritz Stelzer (alle 74 Jahre alt) sowie Theo Stelly (69) entgegengeradelt. Mit von der Partie war auch Manfred Packmor (78), der es wegen eines Hüftleidens vorzog, mit dem Auto zu fahren.
Auch Altbürgermeister Jürgen Richter ließ es sich nicht nehmen, sich aufs Rad zu setzen, um den Gästen entgegenzustrampeln. Vor drei Jahrzehnten – am 26. September 1987 in Beaurepaire und am 14. Mai 1988 in Auenwald – hatte er zusammen mit Bürgermeister Christian Nucci die Partnerschaftsurkunden unterzeichnet. Der heute 74-Jährige hatte damals die französischen Bürger überrascht, indem er seine Rede auch auf Französisch hielt. Sein Schulfranzösisch hatte er regelmäßig bei Skiaufenthalten in Frankreich aufgebessert. Aber an der Aussprache haperte es doch noch. Was tun? Richter hatte eine Abiturientin um Hilfe gebeten. Sigrid Keser war es, die Tochter von Kurt Keser, die dem damaligen Bürgermeister den letzten Schliff bei der französischen Aussprache gab.
„Iss es heiß und schnell,
dann ist es nicht so schlimm“
Richter erinnert sich auch noch an das Festessen vor 30 Jahren: „Hammel gab es. Nicht so mein Ding. Dass ich etwas die Nase hochgezogen habe, hat Bürgermeister Nucci wohl bemerkt. Denn er hat zu mir gesagt: ‚Iss es heiß und schnell, dann ist es nicht so schlimm.‘“ Richter tat, wie ihm geraten wurde – zum Glück. Und weil es so heiß war, wollte er den Rotwein nicht pur trinken. Nach deutscher Manier griff er zur Wasserflasche, um den Wein in eine süffige Schorle zu verwandeln. Da blickte Nucci grimmig drein und hob den Zeigefinger: „Ne jamais!“, sagte er, was auf Deutsch unmissverständlich heißt: Niemals.
Das Radeln zwischen den beiden Partnergemeinden hat übrigens Tradition. Bereits im Jahr 1983 fuhren die damaligen Schüler Markus Hehr, Achim Keser und Klaus Munz mit dem Rad gen Südwesten in die Stadt im Département Isère. Vier Jahre später, am 26. September, fuhr Achim Keser sogar in nur 28 Stunden die 657 Kilometer zur Partnerschaftsfeier. Und er kam tatsächlich noch pünktlich in Beaurepaire an.
Es waren Kontakte bei einem Schüleraustausch und intensive Begegnungen der Trachtenkapelle des Bürgervereins Ebersberg mit der Harmonie Echo de la Valloire, die den Grundstock für die langjährige und intensive Freundschaft legten. Von Anfang an war es das Ziel, die Partnerschaft auf eine breite Basis zu stellen. Es sollte nicht nur eine offizielle Beziehung zwischen den Gemeindeverwaltungen und Gemeinderäten sein. Im Mittelpunkt der 30 Jahre standen deshalb auch Begegnungen der Bürger, der Musik-, Gesangs- und Sportvereine, der Landwirte und Gewerbetreibenden, der Feuerwehr sowie die Schüleraustausche der beiden Auenwalder Grundschulen mit den Schulen Luzy-Dufeillant und La Poyat in Beaurepaire und des Bildungszentrums Weissacher Tal mit den Collèges Luzy-Dufeillant und Jacques Brel. Modellcharakter hat dabei seit mehr als 20 Jahren der freiwillige zweistündige Französischunterricht pro Woche in den Klassen 3 und 4 der Auenwalder Grundschulen, der von der Gemeinde finanziert und von einer sehr großen Anzahl der Schüler wahrgenommen wird. „So sprechen heute sehr viel mehr Auenwalder Bürger Französisch als noch vor 30 Jahren“, sagt der heutige Auenwalder Bürgermeister Karl Ostfalk. Der Gemeinderat hat über die Jahrzehnte die Partnerschaft ideell und finanziell unterstützt. Den Bürgermeistern, darunter auch Peter E. Friedrich, ist die Partnerschaft stets eine Herzensangelegenheit.
Eine tragende Säule der lebendigen Partnerschaft ist das Partnerschaftskomitee Auenwald/Beaurepaire, von Anfang an unter dem Vorsitz von Ulrike Rückert. Es wurde gegründet, um die vielfältigen Aktivitäten der einzelnen Vereine und Gruppierungen zu bündeln und die Gemeinde und ihre Bürger in allem, was die Partnerschaft betrifft, zu unterstützen.
Nach dem großartigen Fest im vergangenen Jahr in Beaurepaire feiert man nun von Freitag bis Sonntag das 30-jährige Bestehen der Jumelage. Bereits gestern stieg auf Initiative des Bürgervereins Ebersberg die erste Auenwalder Melodic-Rocknacht. Die beiden Rockbands „My dear fear“ aus Backnang und „Elara“ aus Schwäbisch Hall heizten den Zuhörern im Ebersberger Schloss mächtig ein. Die Musiker begeisterten mit ihren unverwechselbaren Eigenkompositionen und melodisch rockigen Klängen.