50 Tonnen Material auf dem Weg nach Sierra Leone

Der Rems-Murr-Kreis unterstützt ein internationales Klimaschutzprojekt der Gewerblichen Schule Waiblingen.

50 Tonnen Material auf dem Weg nach Sierra Leone

Hans-Jochen Layer (Schulleiter der Max-Eyth-Schule in Kirchheim unter Teck), Jochen Schade (Schulleiter der Gewerblichen Schule Waiblingen), Hans Jürgen Bucher, Landrat Richard Sigel und Thomas Mozer, Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche Winnenden (von links) beim Verladen der Container an der Gewerblichen Schule Waiblingen. Foto: LRA

WAIBLINGEN (lra). Ungewohnter Lärm ertönt auf dem Parkplatz der Gewerblichen Schule Waiblingen – zwei Container, gefüllt mit Maschinen zur Holz- und Metallbearbeitung, einem Generator, Werkstattausstattung und Betriebsmitteln werden auf Lkw verladen mit dem Ziel: Sierra Leone. Ein privat gespendeter Traktor mit Anhänger hat genauso Platz gefunden wie die vom Landkreis finanzierte Fotovoltaikanlage. So lässt es sich auch Landrat Richard Sigel nicht nehmen, das Aufladen der Container live zu verfolgen.

„Der Rems-Murr-Kreis investiert schon seit vielen Jahren in den Klimaschutz – schon lange vor Greta Thunberg und Fridays for Future“, so Sigel. „Das Konokai-Projekt unserer Gewerblichen Schule Waiblingen ist ein schönes – und internationales – Beispiel für Klimaschutz zum Anfassen. Daher haben wir einen Teil des Preisgelds, das wir beim Bundeswettbewerb ‚Klimaaktive Kommune 2020‘ für unser Förderprogramm ‚Agenda 2030 – Projekte für eine nachhaltige Entwicklung mit Bezug zum Klimaschutz‘ gewonnen haben, in das Projekt investiert.“ Klimaschutz ende schließlich nicht an der Kreis- oder Landesgrenze, sondern sei ein globales Problem, das nur global gelöst werden könne.

Die Schüler der Gewerblichen Schule Waiblingen, die in vielfältigen Projekten an „Konokai“ mitgewirkt haben, erfahren dabei, dass die Investition von Zeit, Kraft und Geld eine Investition in die Zukunft der Welt ist. So enthalten die Container auch eine Abladevorrichtung, die federführend unter der Leitung des technischen Lehrers Patrick Feigl mit Schülern der Metallabteilung der Gewerblichen Schule entwickelt und gebaut wurde. Jochen Schade, Schulleiter der Max-Eyth-Schule in Kirchheim unter Teck, der mit seinem Förderverein der Schule für die Bereitstellung einiger der Maschinen verantwortlich ist, und Thomas Mozer, Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Winnenden, heben das große Engagement aller Beteiligten hervor, die mit ihrer Energie und auch ihrem Mut das Projekt in Sierra Leone ermöglicht haben. So unterstützen auch Unternehmen der Region wie etwa die Firma Stihl mit der Bereitstellung von Arbeitsmaterialien das Vorhaben.

Unter den Augen von Schulleiter Hans Jürgen Bucher und dem Leiter des Konokai-Projekts, Hans-Jochen Layer, werden die zwei Container fachmännisch auf die Lkw geladen und nach Bremerhaven zum Verschiffen gebracht. Von dort geht es nach Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones, über eine endlich asphaltierte Straße weiter in den Kono-Distrikt im Osten des Landes, wo Layer die Entladung persönlich betreuen wird.

Ob im Unterricht, als Projekt oder auch verbunden mit einem Arbeitsbesuch in Sierra Leone haben sich Schüler aus verschiedensten Schularten bereits mit „Konokai“ beschäftigt und den Aufbau tatkräftig unterstützt. Frei nach dem Sprichwort „Gib dem Hungernden Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn das Fischen, und er wird nie wieder hungern“ stattet das Projekt Konokai die Region Kono mit einer Ausbildungswerkstatt für Holz- und Metallbearbeitung aus und unterstützt die Menschen dort seit 2017 mit Material und Know-how – unter dem Motto „Ausbildung für eine gesicherte Zukunft“.

Der Kono-Distrikt in Sierra Leone

Der Kono-Distrikt im Osten des westafrikanischen Landes ist reich an Diamanten und Gold. Doch dieser Reichtum an Bodenschätzen kommt nur wenigen Einheimischen zugute. Viele Menschen sind arm, und es gibt große soziale Probleme.

Eine staatlich organisierte Berufsausbildung gibt es praktisch nicht. Auch wenn Jugendliche ihre Schulausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, bleibt ihnen oft nur die Arbeit als Tagelöhner zum Überleben – zum Teil in menschenunwürdigen Tätigkeiten. Dank „Konokai“ gibt es jetzt für junge Männer die Möglichkeit, zum Schreiner oder Metallwerker ausgebildet zu werden.

Der Projektname „Konokai“ bedeutet in der regionalen Sprache „junge Menschen von Kono“. Im Rahmen der Ausbildung trainieren die Kursteilnehmer neben den traditionellen handwerklichen Fertigkeiten auch den Umgang mit Holz- und Metallbearbeitungsmaschinen. Die vom Landkreis finanzierte PV-Anlage gewährleistet dabei einen reibungsloseren Ablauf der Ausbildung, auch wenn das Stromnetz nicht immer zuverlässig funktioniert.

Im Ausbildungskonzept sind ebenso wirtschaftliches Arbeiten und Hilfen zur Führung eines Kleinbetriebs enthalten. Das alles kostet Geld, doch ist das Projekt darauf ausgelegt, sich durch die Herstellung und den Verkauf von Gebrauchsgegenständen aus Holz und Metall sowie die Bearbeitung von Aufträgen auf dem freien Markt mittelfristig selbst zu tragen. Bei Fragen freut sich Hans-Jochen Layer über eine E-Mail an hans-jochen.layer@gs-wn.de.