90 Jahre und kein bisschen leise

Zum runden Geburtstag wird Altstadtrat Alfred Bauer mit einem Empfang im Backnanger Rathaus geehrt. 30 Jahre lang hat der streitbare Unternehmer das kommunalpolitische Geschehen in der Stadt mitgeprägt.

90 Jahre und kein bisschen leise

Gut gelaunter Jubilar: Altstadtrat Alfred Bauer mit Ehefrau Gisela und Sohn Jörg (links). Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Bis vor vier Jahren kam Alfred Bauer noch regelmäßig in den Sitzungssaal des Backnanger Rathauses, um an Ausschusssitzungen des Gemeinderats teilzunehmen. Gestern kehrte er nun aus einem anderen Grund an seine alte Wirkungsstätte zurück: Oberbürgermeister Maximilian Friedrich lud zum Geburtstagsempfang für den Altstadtrat, der am 20. April 90 Jahre alt geworden war. Weggefährten unterschiedlichster politischer Couleur gratulierten dem Jubilar, der nach einer Herzoperation im Januar zwar noch etwas geschwächt, aber gut gelaunt erschienen war.

Alfred Bauer ist in Pommern geboren, lebt aber seit seinem fünften Lebensjahr in Backnang. Von 1989 bis 2018 war er Mitglied des Gemeinderats, von 1994 bis 2014 war er auch Kreisrat. 1996 wäre er sogar beinahe für die FDP in den Landtag von Baden-Württemberg eingezogen. „218 Stimmen haben gefehlt“, erinnert sich der gelernte Zimmermann, der viele Jahre seine eigene Baufirma in Sachsenweiler leitete. Als Fraktionsvorsitzender des Bürgerforums gehörte der streitbare Stadtrat zu den Wortführern des letztlich erfolglosen Widerstands gegen die Schließung des Backnanger Krankenhauses.

Bauers Zwischenrufe sorgtenfür Heiterkeit in den Sitzungen

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich würdigte Alfred Bauers ehrenamtliches Engagement für die Stadt. Bauer habe „zu den ganz wenigen unverwechselbaren und urtümlichen kommunalpolitischen Erscheinungen“ gehört. Als erfahrener Praktiker habe er sein Ohr stets am Volk gehabt. „Immer wieder stellten Sie unter Beweis, dass Sie eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, aber auch mit Humor und Charme sind“, sagte Friedrich.

Sein Vorgänger Frank Nopper hatte Bauer bei der Verleihung der Bürgermedaille im Januar 2019 als „Urviech der Kommunalpolitik“ bezeichnet. Legendär waren vor allem Bauers Zwischenrufe in den Gemeinderatssitzungen. Wenn ihm die kommunalpolitischen Debatten mal wieder zu lange dauerten, brüllte er gerne quer durch den Saal: „Können wir jetzt endlich abstimmen?“

Dass er weder seine Schlagfertigkeit noch seine laute Stimme verloren hat, bewies Alfred Bauer auch gestern, als ihm der OB einen großen Geschenkkorb mit allerlei deftigen Leckereien überreichte. Bauers Kommentar: „Des langt für die Woch voll.“

Neben dem Oberbürgermeister würdigte auch Altstadtrat Volker Müller die Verdienste von Alfred Bauer. Beiden kennen sich bereits seit 1958: Damals hatte Bauer als junger Zimmermann bei der Sanierung der Schillerapotheke geholfen, heute sei der 90-Jährige dort ein guter Kunde, bemerkte Müller, der lange Jahre gemeinsam mit Alfred Bauer die Kommunalpolitik geprägt hat, wenn auch in unterschiedlichen Fraktionen.

Gudrun Wilhelm, die mit Alfred Bauer im Kreistag saß, überreichte dem Jubilar eine gerahmte Fotocollage mit Bildern von einem gemeinsamen Wahlkampfauftritt mit dem damaligen Außenminister Klaus Kinkel. Die Zusammenarbeit mit Alfred Bauer ist ihr noch aus einem anderen Grund in Erinnerung geblieben: „Nach den Fraktionssitzungen wurde immer gesungen.“

Seit 2019 ist Alfred Bauer zwar kein Stadtrat mehr, doch das kommunalpolitische Geschehen verfolgt er auch weiterhin mit Interesse. Was sich im Backnanger Gemeinderat tut, erfährt er dabei nicht nur aus der BKZ, sondern auch von seinem Sohn Jörg, der zusammen mit Schwiegertochter Charlotte Klinghoffer seine politische Arbeit im Gemeinderat weiterführt.