dpa/lsw Rheinfelden. Überraschung im Poker um die Aluminiumhütte Rheinfelden: Die Investorengruppe EuroAtlantic will das Unternehmen kaufen. Dabei sah es bislang so aus, als würde der russischen Konzern Rusal zugreifen.
Ein möglicher Verkauf der insolventen Aluminiumhütte Rheinfelden an den russischen Konzern Rusal steht auf der Kippe. Die Investorengruppe EuroAtlantic und ein mittelständisches Konsortium stehen ebenfalls zum Kauf des Unternehmens bereit, wie die Geschäftsführerin des Unternehmensbereichs Rheinfelden Alloys, Erika Zender, am Mittwoch in einer Videokonferenz mitteilte.
Weil die Investoren die Produktion und somit die mehr als 200 Arbeitsplätze der Aluminiumhütte in Rheinfelden (Kreis Lörrach) halten wollen, bevorzuge man diese Lösung, sagte Zender, die auch die Tochter des 2019 gestorbenen Eigentümers Alois Franke ist. Demnach haben die Investoren in spe beim Amtsgericht Lörrach bereits einen Insolvenzplan eingereicht. Rheinfelden Alloys stellt Aluminium-Gusslegierungen für die Autoindustrie her.
Die EuroAtlantic Group konzentriert sich nach eigenen Angaben unter anderem auf Investments mit Fokus auf Immobilien, Künstliche Intelligenzsysteme sowie erneuerbare Energien. Die Investorengruppe tritt damit in Konkurrenz zum russischen Aluminiumriesen Rusal, der schon früher Kaufinteresse für den Rheinfelder Spezialisten angemeldet hatte. Das Bundeskartellamt hatte einem Kauf durch die Russen schon zugestimmt, die Freigabe durch das Bundeswirtschaftsministerium stand aber noch aus.
Im vergangenen Jahr sanken die Umsätze der Aluminiumhütte. Vor allem die krisengeschüttelte Automobilbranche nahm weniger Produkte aus Rheinfelden ab. Schließlich geriet das Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Unternehmen unter finanziellen Druck und musste Insolvenz beantragen.
Ulrich Schumacher, Sprecher von EuroAtlantic, betonte am Mittwoch, die Investorengruppe stehe dafür ein, dass die Gläubiger der Aluminiumhütte zu 100 Prozent bedient werden. Man wolle indes nicht nur die Arbeitsplätze in Rheinfelden für die Zukunft erhalten, sondern auch das Abwandern von Know-How verhindern.
Tatsächlich hat das Traditionsunternehmen aus dem Kreis Lörrach zahlreiche Patente entwickelt. Vor allem mit der Herstellung von Aluminium-Speziallegierungen, etwa für die Autoindustrie sowie für die Luft- und Raumfahrt, hatten sich die Badener einen Namen gemacht.
Sollte das Geschäft zustande kommen, so die Geschäftsführung und EuroAtlantic Group, wolle man die strategische Produktentwicklung vorantreiben, Eigenprodukte stärken und vor allem das Angebot im Bereich Automotive ausbauen. Pläne gebe es für die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Produktionsabfällen. Außerdem wolle man den Energieverbrauch mit moderner Technologien reduzieren. „Teil des Plans zur Neuaufstellung des Unternehmens ist auch eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden in Forschung und Entwicklung“, heißt es weiterhin in einem gemeinsamen Statement.
© dpa-infocom, dpa:210331-99-42580/3