Am Valentinstag geht nichts über Rosen

„Blumen der Liebe“ kommen um diese Jahreszeit allerdings nicht aus heimischen Anbau sondern aus Holland, Afrika oder Ecuador

„Für mich soll’s rote Rosen regnen...“ sang schon Hildegard Knef. Zwar überschütten junge Männer ihre Freundin, Frau oder Angebetete heute nicht gleich mit Tausenden Rosen, trotzdem ist die Blume zum Symbol der Liebe geworden – und vor allem am Valentinstag der Renner. Die Blumenhändler und Gärtnereien in der Region sind gewappnet. Und verraten gleich noch die ein oder andere überraschende Erkenntnis rund um den sogenannten „Tag der Liebe“.

Am Valentinstag geht nichts über Rosen

Ein Meer aus Rosen findet man heute in nahezu bei jedem Floristen. Denn keine andere Blume steht mehr für die Liebe als die Rose. Fotos: A. Becher

Von Silke Latzel

ASPACH/WEISSACH IM TAL/SULZBACH AN DER MURR. „Am Valentinstag geht es bei uns etwa ab Nachmittag los: Da kommen dann meistens Männer. Und die sind dann etwa zwischen 18 Jahren und Ende 30, Anfang 40.“ Johannes Klenk, Inhaber von „Blumen Klenk – Floristik und Gärtnerei“ in Aspach, weiß in Sachen Valentinstag ganz genau, worauf er sich einstellen muss. „Das ist wirklich interessant, denn Männern gehören sonst eigentlich weniger zu dem Klientel, das zu uns kommt. Unsere Kunden sind überwiegend Frauen.“

Doch nicht heute. Denn heute wird der Tag der Liebe gefeiert. Und womit drücken Männer ihre Liebe zu Frau oder Freundin am liebsten aus? Na klar, mit roten Rosen. Etwa 70 Prozent der Blumen, die am 14. Februar bei Klenk über den Tisch gehen, sind Rosen. Und die sind an diesem Tag so teuer wie das ganze Jahr über nicht. „Die Nachfrage regelt den Preis“, so Klenk. „Rote Rosen werden fast so gehandelt wie an der Börse. Wir versuchen natürlich über langjährige Geschäftspartner die Rosen günstiger einzukaufen und dann auch günstig an unsere Kunden weiterzugeben. Aber es ist einfach so: Je teurer die Rosen im Einkauf sind, desto teurer sind sie dann für den Endkunden, der sie im Laden kauft.“

Heimische Blumen haben am Valentinstag das Nachsehen

Deutsche Rosen gibt um diese Jahreszeit übrigens noch nicht. „Sie kommen aus Holland oder von noch weiter weg“, erklärt Klenk – und gibt gleich eine Empfehlung für den Mann, der ökologisch denkt und regional einkaufen möchte: „Was die Haltbarkeit angeht können Narzissen und Tulpen, die schon jetzt aus deutschem Anbau kommen, locker mit den Rosen mithalten.“ Allerdings seien diesbezüglich meistens nur ältere Männer offen und kaufen statt Rosen auch ab und an ein schönes Frühlingssträußchen zum Valentinstag. Die Idee der Blumenhändler war es laut Klenk tatsächlich einmal, die Blumen, die bereits im Februar in Deutschland wachsen, besser vermarkten zu können. Doch die Werbung setzte die Rose in den Mittelpunkt des Valentinstags und verschaffte ihr das Image der „Blume der Liebe“ – traurig für heimische Blumen wie Tulpen, Narzissen oder Ranunkel.

Klenks Beobachtungen kann auch Christoph Wahl von „Bloama Wahl“ in Sulzbach an der Murr bestätigen. „Die Kunden sind überwiegend männlich, ab 18 Jahren und wollen Rosen in allen Farben. Und wenn der Kunde Rosen will, dann bekommt er auch Rosen.“ Jüngere Männer seien an diesem Tag übrigens eher selten in den Blumengeschäften zu finden. „Die kommen eher zu Muttertag und kaufen dann Blumen für die Mama.“

Auch Wahl kann keine Rosen aus Deutschland bieten, sie kommen aus Afrika oder Ecuador. „Dabei bieten wir jetzt schon Tulpen aus eigenem Anbau an und auch unsere Freesien sind ein deutsches Produkt.“ Seiner Frau schenkt Wahl zum Valentinstag einen Strauß Frühlingsblumen – „wenn ich es nicht vergesse“, sagt er lachend und ergänzt: „Sie freut sich immer, auch wenn ich meistens die falschen Farben aussuche. Aber ich finde, dass der Wille zählt.“

Auch bei „Moser Gärtnerei und Floristik“ in Weissach im Tal sind Rosen zu Valentinstag der Verkaufsschlager. „Es sei denn, die beschenkten Damen haben eine andere Lieblingsblume“, sagt Floristikmeisterin Jasmin Belz. Apropos Damen: „Es kommen auch Frauen, die ihren Männern heute ein paar Blumen kaufen.“ Doch auch das weibliche Geschlecht unterscheidet sich hier nicht vom männlichen: Die Frauen kaufen ebenfalls überwiegend Rosen – ebenfalls aus Holland, Ecuador oder Kenia. Und wie sieht es mit der Anzahl aus? „Meistens kaufen die Männer entweder nur eine einzelne Rose oder maximal 10. Ganz ganz selten sind es 20. Sträuße mit mehr Rosen werden dann oft zum Hochzeitstag oder zum runden Geburtstag gekauft, nicht am Valentinstag“, so Belz. In der Gärtnerei Moser werden bereits Tage vor dem Valentinstag Sträuße und Gestecke mit passender Dekoration gefertigt. „Wir bereiten etwa 80 Sträuße in vielen verschiedenen Varianten vor“, sagt die Floristikmeisterin. „Und die gehen auch wirklich immer sehr gut weg.“

Am Valentinstag geht nichts über Rosen

Lea Höckh von der Gärtnerei Moser bindet einen von rund 80 Sträußen speziell zum Valentinstag.

Info
Der heilige Valentin

Auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält: Der Valentinstag ist keine Erfindung der Blumenhändler. Das Brauchtum dieses Tages geht auf das Fest des heiligen Valentin, dem Bischof von Terni, zurück. Er wurde im 3. Jahrhundert wegen seines Glaubens hingerichtet .Der Gedenktag des heiligen Valentin am 14. Februar wurde im Jahre 469 für die ganze Kirche eingeführt, 1969 jedoch wieder aus dem römischen Generalkalender gestrichen.

Die Sitte, kleine mit Herzen verzierte Geschenke zu verschicken, ist nach dem Krieg aus England und Amerika nach Deutschland gekommen. Allgemein bekannt wurde der Valentinstag tatsächlich durch die vor dem 14. Februar verstärkt einsetzende Werbung der Floristik- und der Süßwarenindustrie.

Braucht es einen Tag der Liebenden?
PRO
Am Valentinstag geht nichts über Rosen

Ich sage es gleich: Zum Valentinstag brauche ich keine Blumen, keine Brillanten, auch keine Pralinen. Ich möchte Romantik erleben, Zeit mit meinem Partner verbringen und spüren, dass dieser an mich denkt – und das am Valentinstag noch bedachter und intensiver als sonst. Deshalb ist in meinem Kalender jedes Mal ein roter Herzkringel um den 14. Februar. Der war auch schon dort , als ich noch Single war. Denn irgendwie dachte ich: Vielleicht denkt ja jemand an mich, der mich mag. Ja, es soll ein Tag der Liebenden sein, aber warum nicht auch jemandem Aufmerksamkeit entgegenbringen, der mir wichtig ist?

In meiner Partnerschaft gibt es auch Kerzenschein und romantische Stimmung, wenn kein Valentinstag ist. Aber es schadet nicht, sich ab und an bewusst zu machen, was vielleicht zu schnell als selbstverständlich angenommen wird. Beziehungspflege nämlich.

Ohne sich von kommerziellen Vermarktungsstrategien der Floristen oder Juweliere einspannen zu lassen, kann man als Paar dem Tag der Verliebten entspannt entgegenblicken. Beispielsweise mit gemeinschaftlichem Kochen, Essen und Relaxen. Der Valentinstag eignet sich auch bestens dafür, an das gemeinsam Erlebte zurückzudenken – egal, ob man erst den zweiten, vierten oder 30. Valentinstag miteinander erlebt. Wie war die Atmosphäre, als man sich kennengelernt hat? Die spannungsgeladene Stimmung in der Luft, weil man den neuen Partner noch nicht richtig einzuschätzen wusste. Am ersten Valentinstag gab es vielleicht noch Blumen und/oder Pralinen, das gehörte sich so. Zugegeben, ich habe nichts gegen einen mit Rosenblättern und Kerzen geebneten Hausflur, dazu gerne auch ein kleines Päckchen. Denn auch ich überrasche meinen Schatz zum Valentinstag gerne mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Man darf sich an diesem Tag einmal mehr bewusst machen, was man aneinander hat und ein Blick in die Augen sagt dann mehr als tausend Worte. Und manchmal fliegen dann auch die Schmetterlinge im Bauch (wieder) intensiver.

y.weirauch@bkz.de

CONTRA
Sparen Sie sich den Stress
Am Valentinstag geht nichts über Rosen

Kennen Sie diesen Stress vor Weihnachten, wenn Sie noch nicht alle Geschenke beisammenhaben und sich das Hirn zermartern, was der Schwiegermutter oder dem Onkel eine Freude bereiten könnte? Und wenn die Überlegungen nicht fruchten, dann wird es wohl wieder ein 08/15-Geschenk wie ein Gutschein für den Dekoladen, ein Parfüm oder eine Schachtel Pralinen. Diese Situation beschreibt wahrscheinlich am besten meine Sichtweise auf den Valentinstag. Auf Teufel komm raus ein unheimlich originelles, gleichzeitig besonders romantisches Geschenk für den Partner zu finden – das kann doch gar nicht gut gehen. Die besten Geschenke kauft man meistens sowieso zu jenen Gelegenheiten, wenn man an einem Schaufenster vorbeigeht und sich denkt: Das wäre absolut etwas für meinen Partner. Und wie das meistens so ist, kommen diese Situationen ganz unverhofft, wenn Weihnachten oder Geburtstag noch weit entfernt sind.

Warum also nicht mal etwas so ganz ohne Anlass schenken, einfach weil man an die geliebte Person denken musste und ihr eine Freude machen will? Ohne Druck, ohne Zwang – das ist doch viel romantischer! Und so gelingt Ihnen auch gleich eine Überraschung, die Sie am Valentinstag sicherlich nicht einrichten können. Und ein weiterer Pluspunkt: Der Partner muss sich nicht gezwungen über ein Verlegenheitsgeschenk freuen. Vielmehr beweisen Sie, dass sie die geliebte Person gut kennen, aufmerksam für ihre Wünsche sind.

Verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich freue mich über einen Blumenstrauß oder eine andere, wie auch immer geartete Aufmerksamkeit – schließlich sind Blumen, Pralinen und Co. ja grundsätzlich etwas Schönes. Dennoch freue ich mich an jedem anderen Tag mehr darüber als am Valentinstag. Denn dann steckt kein Zwang dahinter, sondern echte Liebe. Sparen Sie sich also den Stress und gehen Sie den Valentinstag ganz entspannt an. Ihre Liebe können Sie Ihrem Partner auch an den restlichen 364 Tagen im Jahr beweisen.

l.greppo@bkz.de