Viel Bewegung macht hungrig – das gilt auch für die Badegäste in den örtlichen Freibädern. Ganz klassisch dürfen dort auf der Speisekarte Pommes und Eis nicht fehlen. Doch die Bandbreite in der Freibadgastronomie hat sich erweitert. Wir haben uns in der Region umgeschaut, was angeboten wird.
Das sind sich die Betreiber der Freibadkioske einig: Keine Speise wird so oft bestellt, wie eine Portion Pommes. Fotos: J. Fiedler
Von Lorena Greppo
BACKNANG. Für Ricardo Haas, den Center-Manager des Wonnemars in Backnang, steht fest: „Nach wie vor führt am Freibadkiosk kein Weg an den Klassikern Pommes und Currywurst vorbei.“ Knapp 7000 Portionen Pommes sind allein in der laufenden Saison über den Tresen gegangen, in der Rangliste der Bestellungen gefolgt von 3000 Portionen Currywurst. Und auch das Eis am Stiel erfreue sich ungebrochener Beliebtheit. Gesündere Alternativen gibt es zwar auch, etwa verschiedene Salate oder einen Früchtebecher – diese seien aber bei Weitem nicht so beliebt. Nur etwa 300 Salate habe man bisher verkauft und von den Obstbechern sogar nur 31, erzählt Haas. Immer mal wieder wird dennoch Neues gewagt: Erstmals auf der Speisekarte sind in diesem Jahr etwa verschiedene Pizzen. Badegäste hätten immer wieder danach gefragt, nun habe man also auch einen Pizzaofen angeschafft. „Das neue Angebot wird schon ganz gut angenommen“, sagt der Center-Manager.
Bei schlechtem Wetter kann es allerdings schon mal vorkommen, dass der Kiosk im Wonnemar geschlossen bleibt. An solchen Tagen seien so wenige Gäste im Bad, dass sich der Küchenbetrieb nicht lohne, erklärt Haas. Ansonsten starte die Freibadgastronomie an heißen, sonnigen Tagen meistens gegen 11 Uhr, spätestens jedoch zur Mittagszeit ab 12 Uhr seien die Speisen und Getränke erhältlich.
Auf Neues einstellen mussten sich in dieser Saison die Badegäste im Mineralfreibad in Oppenweiler. Bisher hatte das Team des italienischen Restaurants „Il Castello“ den Kiosk im Bad gepachtet. Mit vor Ort gebackener Pizza und frischer Pasta setzte die Familie Ribul Moro Akzente. „Das war etwas Besonderes“, sagt auch Bürgermeister Bernhard Bühler. Nach dem Tod des Castello-Chefs Orazio Valentino Ribul Moro im November entschied die Familie, den Kiosk nicht weiterzuführen. Bei der Neuverpachtung habe es ein paar Interessenten gegeben, sagt Bühler. Dementsprechend sei die Auswahl einfach gewesen. Man habe sich letztlich für einen Betreiber entscheiden, mit dem man vor Ort schon Erfahrungen gemacht hatte. Der Vertrag ist vorerst auf ein Jahr beschränkt, dann will man sehen, wie es weitergeht.
„Das Angebot muss für Familien funktionieren, das war uns wichtig“, hebt der Bürgermeister hervor. Das sei zugesagt worden. Neben den Klassikern wie Pommes und Wurst stehen nun auch ein griechischer Vorspeisenteller mit gefüllten Weinblättern und Schafskäse oder aber Putenschnitzel auf der Speisekarte. Auch Eis in Waffel und Becher, wie es das Castello zuvor gehandhabt hatte, wird weiter verkauft. Die Gemeinde selbst will bezüglich der Essensauswahl keine Vorgaben machen, man habe aber das Recht, Einfluss zu nehmen. Beispielsweise sei man in der Vergangenheit aktiv geworden, als die Preisgestaltung nicht angemessen erschien. „Wichtig ist, dass man in engem Kontakt steht, und das klappt gut“, so Bühler. So könne es auch auf kurzem Wege mit der Badbetriebsleitung geregelt werden, wenn der Betreiber bei schlechtem Wetter mal den Kiosk geschlossen lassen möchte.
Auch in Murrhardt stand in dieser Saison ein Pächterwechsel im Freibadkiosk an. Der neue Pächter habe aus einer Notlage heraus seinen Pizzaservice mit ins Freibad verlagern müssen, erklärt Rainer Braulik, der Geschäftsführer der Stadtwerke Murrhardt. Das hat aber auch einen Synergieeffekt: „Ab 16 Uhr steht den Badegästen das gesamte Angebot des Pizzaservices zur Verfügung.“ Aber auch zuvor müssen die Besucher des Freibads nicht hungern: „All die typischen Freibadgerichte gibt es auch bei uns“, sagt Braulik. Dazu gehören vor allem Eis, Pommes und Currywurst. Aber auch Salate stehen mit auf der Speisekarte. Die Vorpächterin habe an Wochenenden öfter Sonderaktionen gehabt, wo es dann ein Mittagessen wie im Restaurant gab, oder auch selbst gebackene Kuchen – die Stadtverwaltung sieht das gelassen. „Der Pächter kann selbst bestimmen, was er den Gästen anbietet. Er muss schauen, was läuft“, so Braulik.
Seiner Erfahrung nach sind es genau jene typischen Gerichte, die am besten laufen – wenn Qualität und Preis stimmen und das Essen zügig und frisch zubereitet wird. Gerade beim Preis hat die Stadt Murrhardt ein Auge auf die Freibadgastronomie: „Wir schauen, dass das Essen nicht teurer ist, als in der Innenstadt.“ Zudem sei man bei den Öffnungszeiten involviert. Gerade an kalten Tagen könne es vorkommen, dass der Kiosk geschlossen bleibt, manchmal schließt dann sogar das ganze Bad am Nachmittag.
Mit einem Eiswagen wartet der Pächter des Freibadkiosks in Burgstetten auf. Hier können sich die Badegäste selbst gemachtes, italienisches Eis holen, das werde auch richtig gut angenommen, sagt Jessica Bubeck, die Leiterin des Badbetriebs. „Manchmal kommen die Leute auch nur für ein Eis und nehmen es mit nach Hause oder auf einen Spaziergang.“ Zwar sei auch in Erbstetten die Portion Pommes der Renner beim Essensangebot, und auch Wurst, Hamburger und Schnitzel im Brötchen würden gut nachgefragt, seit dieser Saison gebe es aber auch einen gemischten Salat auf der Speisekarte. „Das wurde sehr oft von den Besuchern nachgefragt, die wollten unbedingt Salat“, erklärt Bubeck. Bei der Gestaltung des Angebots lasse die Gemeinde dem italienischen Pächter freie Hand, dieser reagiere aber offen auf Kundenwünsche. Beispielsweise werde auch ein pizzaähnlicher Snack angeboten. „Ab und zu macht er sonntags auch mal Lasagne oder ein anderes Mittagsgericht“, weiß Bubeck.
Da das Bädle in Erbstetten bei schlechtem Wetter die Öffnungszeiten verkürzt und über die Mittagszeit schließt, bleibt auch der Gastronomiebetrieb zu diesen Zeiten zu. Ansonsten gilt laut Jessica Bubeck: „Der Kiosk hat immer dann offen, wenn auch das Bad offen ist.“ Die Badegäste schauten auch dann noch ab und zu auf einen Kaffee vorbei.
Siegfried Mayer nutzt das Angebot des neuen Pächters im Murrhardter Freibadkiosk und bringt seiner Frau ein Pizza Hawaii mit.