Der Bundesbeauftragte für das jüdische Leben in Deutschland stellt die erste „Nationale Strategie gegen Antisemitismus“ vor. Sie setzt stark auf die Einbindung der Zivilgesellschaft, kommentiert Norbert Wallet.
Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für das jüdische Leben in Deutschland, stellte die erste „nationale Strategie gegen Antisemitismus“ vor.
Von Norbert Wallet
Es ist eine so empörende wie beschämende Tatsache, dass offener Antisemitismus noch immer zur gesellschaftlichen Wirklichkeit in Deutschland gehört. Er ist sicher kein dominierender Teil unseres Alltags, aber allgegenwärtig ist er schon. Antisemitismus ist kein Randphänomen und kommt eben nicht nur in der hässlichen Gestalt des Rechtsextremismus daher. Antisemiten poltern und pöbeln nicht immer, zuweilen raunen sie und deuten an, verstecken ihren Hass – auf stillschweigendes Einvernehmen hoffend – in raunenden Andeutungen.
Manchmal wickeln sie ihren Judenhass in Verschwörungstheorien, wie es bei manchen Corona-Demos zu beobachten war. Manchmal tarnt sich die menschenverachtende Gesinnung durch intellektuellen Habitus: Etwa wenn in akademischen Kreisen die Israel-Boykott-Bewegung BDS an Boden gewinnt, oder wenn sich das dumm-hässliche „Man wird ja wohl noch sagen dürfen“ in den Schutzmantel der Kunstfreiheit hüllt.
Sich dem entgegenzustellen erfordert keinen Mut, nur Haltung
Sich dem entgegenzustellen erfordert in unserem Land keinen Mut, nur Haltung. Der Beauftragte der Bundesregierung für das jüdische Leben in Deutschland, Felix Klein, hat nun eine „Nationale Strategie gegen Antisemitismus“ vorgestellt. Sie ist sehr gelungen, denn sie macht klar: Der Kampf gegen diese Pest kann nicht allein durch Staat und Polizei geführt werden. Jeder Verband, jeder Sportverein, jeder Stammtisch und jeder Freundeskreis – wir alle ! – müssen nicht nur laut werden, wenn wir Antisemitismus erkennen, sondern vorher aktiv fragen, was wir beitragen können, damit jüdische Mitbürger angstfrei leben können.