Anwohner sprechen sich gegen Bau aus

In der Mehlklinge in Oppenweiler sollen bei einem Bauprojekt 20 Wohneinheiten entstehen. Die Anwohner haben viele Bedenken zu den Themen Umwelt und Verkehrsbelastung sowie der Dimension des Projekts.

Anwohner sprechen sich gegen Bau aus

Einige Anwohner der Mehlklinge in Oppenweiler sprechen sich gegen die geplante Bebauung aus. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Im September hat die Gemeinde Oppenweiler einen Bebauungsplan in der Mehlklinge bewilligt, die ASPA will dort insgesamt 20 Wohneinheiten schaffen, aufgeteilt in sechs Doppelhaushälften und zwei Mehrfamilienhäuser mit 14 Eigentumswohnungen. Bei den Diskussionen zum Bebauungsplan im Gemeinderat haben die Anwohner wiederholt ihre Bedenken eingebracht, trotzdem fühlen sie sich nicht ernst genommen und wollen nun öffentlich auf ihre Einwände gegen die Bebauung aufmerksam machen. Ihre Bedenken habe man im Rat abgeschmettert, sie haben das Gefühl, dass nicht genug auf die Nachbarschaft eingegangen worden ist. „Uns allen hier in der näheren Umgebung ist es eine Herzensangelegenheit, noch Gehör zu bekommen“, sagt Anwohnerin Gabi Geier. Es gebe sehr viele kleine Punkte, die die Anwohner bei dem geplanten Bauprojekt beunruhigen, aber auch einige größere Themen gegen die sie Einwände vorbringen.

Stellplätze: Die wohl größten Bedenken haben die Anwohner beim Thema Verkehr. Wo bisher eine nicht mehr betriebene Fabrik inklusive einer Wohneinheit stand, sollen nach dem Vollenden des Projekts 20 Wohneinheiten entstehen. Pro Wohneinheit sind zwei Stellplätze geplant, das bedeutet, dass in dem Wohngebiet Platz für 40 Fahrzeuge geschaffen werden muss. Bei den beiden Mehrfamilienhäusern sollen diese in Tiefgaragen unter den Gebäuden stehen. Die Anwohner befürchten, dass die Anzahl der Stellplätze trotzdem nicht reichen wird. „Die Parksituation hier ist ohnehin schon schlimm, gerade in der Bühlfeldstraße“, meint einer der Nachbarn. Dort habe man schon nicht genug Parkplätze geschaffen, sodass es nun auf der Straße Parkverbote geben muss. „Wie soll das dann hier funktionieren? Das wird das Problem noch verschärfen.“

Der Bürgermeister weiß, dass es in einigen Straßen aktuell nicht genug Parkplätze gibt. Bühler betont aber auch, dass in der Landesbauverordnung nur ein Stellplatz pro Wohneinheit vorgeschrieben wird, in Oppenweiler müssen nach neueren Bebauungsplänen aber zwei Stellplätze ausgewiesen werden. Gebe es doch Familien mit mehr Autos, müssten diese sich mit den anderen Hausbewohnern absprechen, so könne es ja auch Bewohner geben, die keinen oder nur einen Stellplatz mieten wollen. „Uns ist klar, dass es auf der Straße keine Möglichkeit zum Parken gibt, dafür ist die Fahrbahn viel zu eng.“ Die Bedenken, auch mit Blick darauf, dass es keine extra ausgewiesenen Besucherparkplätze gibt, seien angekommen, es werde aber auch keine weiteren Parkplätze geben. „Wir machen eigentlich schon das Doppelte, als verpflichtend ist“, sagt Bühler.

Verkehr: Die enge Fahrbahn ist das nächste Thema, das den Anwohnern unter den Nägeln brennt. Die Zufahrtsstraße zu dem neuen Baugebiet ist lediglich etwa 3,5 Meter breit. Verbreitert werden kann die Straße nicht, da sie direkt entlang des Froschbachs verläuft. Ein Begegnungsverkehr von zwei Autos ist dort auf keinen Fall möglich, die Verkehrssicherheit und fehlende Ausweichfläche beunruhigen die Anwohner. „Was ist, wenn man hier mit dem Kinderwagen, dem Rollstuhl oder Rollator unterwegs ist?“ fragt Geier. „Es gibt ja eigentlich gar keinen Platz zum Ausweichen.“ Auch Bühler sehe das Problem, dass es auf der Zufahrtsstraße eng werden könnte. Das sei aber lediglich auf einer Länge von zirka 70 Metern der Fall, relativiert der Rathauschef, hier habe man darauf geachtet, dass auf der gesamten Strecke eine Sichtbeziehung möglich ist. „Da müssen die Leute dann auch aufeinander Rücksicht nehmen. Natürlich wird auf der Straße mehr los sein als bisher, aber solche Situationen hätte es auch jetzt schon geben können.“

Außerdem verweist er darauf, dass bis vor wenigen Jahren eine Fabrik in der Mehlklinge betrieben wurde. „Früher gab es dadurch dort auch mehr Verkehr und es hat funktioniert.“ Außerdem wolle man aber die Verkehrssicherheit verbessern, indem man zum Beispiel einen Streifen für Fußgänger abtrennt. Auch soll die Straße nach der Beendigung der Bauarbeiten wieder hergerichtet werden, wobei noch das Parkett auf der Bachseite erhöht werden soll, sodass „man deutlich merkt, wenn man von der Straße zu kommen droht“. Bedenklich bezüglich der Zufahrtsstraße finden die Anwohner auch die Gewährleistung der Sicherheit durch Einsätze von Feuerwehr und Krankenwagen. Bühler macht sich hier keine Sorgen. Im Wohngebiet werde es mehrere Ausweichbuchten geben, damit sich die Fahrzeuge begegnen können, am Ende der Straße soll es einen Wendehammer geben.

Bauschäden: Seit einigen Wochen wird dort schon gearbeitet, das alte Fabrikgebäude ist fast komplett abgerissen, demnächst soll die Straße zur Verlegung von Leitungen aufgerissen werden. Gerade beim Abriss hätten die Anwohner die Arbeiten der schweren Maschinen schon deutlich bemerkt, sie machen sich nun auch Sorgen um ihre Gebäude. Hier sei der Bauträger in der Verantwortung, erklärt Bühler. Vor Beginn der Bauphase sei bereits ein Gutachter vor Ort gewesen, um den Zustand der Straße und von Gebäuden aufzunehmen.

Dimension: Beim Thema Dimension des Baus sei man wohl schlicht unterschiedlicher Meinung, so Bühler. „Wir sehen das Bauvorhaben als verträglich an.“ Durch die Lage im Tal seien die Mehrfamilienhäuser selbst an der nächsten Stelle noch niedriger gelegen als die Gebäude in der Umgebung. Er habe hier die übergeordneten Ziele im Blick. „Ich sehe jeden Tag, dass Leute verzweifelt nach Wohnungen suchen“, sagt Bühler. Der Wohnungsdruck in der Region werde immer größer, als Gemeinde müsse man dem entgegenwirken.

Dafür, so die Anwohner, habe man grundsätzlich Verständnis, gegen mehrere Doppelhaushälften oder eine kleinere Bebauung sei nichts einzuwenden gewesen. „Aber diese Riesenklötze passen doch nicht nach Oppenweiler“, meint ein Anwohner zu den beiden mehrstöckigen Mehrfamilienhäusern. Auch Gabi Geier, die direkt neben dem Neubau ein Fotostudio betreibt, findet die Gebäude viel zu hoch. Sie befürchtet, dass ihr Studio, in dem auch im Garten fotografiert wird, im Schatten der Gebäude liegen wird. Die Mehrfamilienhäuser werden bis knapp unter das Dach ihres deutlich höher gelegenen Hauses reichen.

Das Beschattungsgutachten, so Bühler, zeige, dass „eine echte Beschattung nur in einem kleinen Zeitfenster im Winter gegeben ist“. Und in der Jahreszeit scheine die Sonne ohnehin nicht so oft. „Alle gesetzlichen Abstände werden mindestens eingehalten.“ Er verstehe, dass die Anwohner von dem Bauprojekt in ihrer Nachbarschaft nicht begeistert sind, gerade weil es dort in den vergangenen Jahren sehr ruhig war.

Umwelt: Auch um die Auswirkungen auf die Umwelt machen sich die Anwohner Gedanken. Sie bemängeln, dass aufgrund des beschleunigten Verfahrens beim Bebauungsplan keine ausführliche Umweltprüfung nötig war. Sie sorgen sich um den Lebensraum zum Beispiel von Eidechsen und anderen bedrohten Tierarten auf dem Gelände. Bühler versichert hier: „Auch im beschleunigten Verfahren muss man prüfen, ob Schutzgüter verletzt werden. Am Ergebnis hätte sich wahrscheinlich nichts geändert.“ So seien bei Begehungen auf dem Gelände die Tiere und Pflanzen aufgenommen wurden. Er betont in diesem Zusammenhang auch, dass bei dem beschleunigten Verfahren eigentlich auf eine vorzeitige Beteiligung der Bevölkerung hätte verzichtet werden können, man das im Fall der Mehlklinge aber trotzdem gemacht hat. Besonders bedauern die Anwohner auch den Verlust eines Mammutbaums mit einem Durchmesser von über 170 Zentimetern auf dem Gelände. „Der war riesig und kerngesund“, meint eine Anwohnerin. Die Gemeinde erklärt die Fällung des Baums damit, dass dieser dort nicht „standortgerecht“ war. „Früher oder später wäre er zu einem Problem geworden“, sagt Bühler. Dort seien bereits Leitungen im Boden, die vom Baum langfristig gefährdet gewesen wären.

Wie genau es hier nun weitergeht, hängt von der Baurechtsbehörde ab. Diese wird sich mit den Einwendungen, die die Anwohner eingereicht haben, befassen und dann entscheiden, ob diese Bedenken gegen das Bauvorhaben berechtigt sind.