Aspach setzt ab 2020 auf Ökostrom

Abstimmung im Gemeinderat geht knapp aus – Mehrheit am Ende für Strom aus erneuerbaren Energien ohne Neuanlagenquote

Geld sparen oder in die Zukunft investieren und somit zum Umweltschutz beitragen? Das war die Frage im Aspacher Gemeinderat, als es darum ging, ob die Gemeinde ab 2020 Normalstrom oder Ökostrom beziehen soll.

Aspach setzt ab 2020 auf Ökostrom

Zwar entschieden sich die Aspacher Gemeinderäte nicht explizit für Ökostrom aus Windkraftanlagen, aber am Ende stimmten sie auch gegen Strom aus Kohle und Kernkraft.Foto: Imago

Von Silke Latzel

ASPACH. Normalstrom oder Ökostrom? Das war die Frage, mit der sich die Aspacher Gemeinderäte beschäftigen mussten. Wieso? Weil die GT-Service-Dienstleistungsgesellschaft des Gemeindetags Baden-Württemberg für das Jahr 2019 erneut unter anderem Gemeinden, Städten, Landkreisen die Teilnahme an einer gemeinsamen Ausschreibung der Stromlieferung für die Lieferjahre 2020 bis 2022 angeboten hat. Die Gemeinde muss dabei eigentlich nur entscheiden, welche Art von Strom sie beziehen will. Zur Auswahl stehen drei Optionen:

Variante 1: Normalstrom, ein Mix aus Kohle-, Kernkraft-, Erdgas-Erzeugung und erneuerbaren Energiequellen.

Variante 2: Strom aus erneuerbaren Energien ohne Neuanlagenquote – also Ökostrom, der überwiegend aus älteren und schon lange abgeschriebenen Großwasserkraftwerken stammt.

Variante 3: Ökostrom mit Neuanlagenquote. Dabei stammt ein Drittel des Stroms aus Anlagen, die nicht älter als sechs Jahre sind, und ein weiteres Drittel aus Anlagen, die nicht älter als zwölf Jahre sind.

Die Unterschiede liegen natürlich nicht nur in den verschiedenen Erzeugungsarten des Stroms, sondern schlagen sich auch im Preis nieder. In Zahlen ausgedrückt: Bei Variante 2 müsse man im besten Fall mit keinen Mehrkosten rechnen, im schlechtesten Fall mit 0,3 Cent mehr pro Kilowattstunde als beim Normalstrom. Variante 3 würde zwischen 0,5 bis 1,0 Cent mehr pro Kilowattstunde kosten. Bei dem ermittelten jährlichen Jahresverbrauch von rund 1,8 Millionen Kilowattstunden müsste die Gemeinde also bei Variante 3 mit zwischen 9000 und 18000 Euro Mehrkosten rechnen.

Auch weil das Investitionsprogramm der Kommune für die kommenden Jahre sehr kostenintensiv sein könnte (wir berichteten), gab es zwischen den Gemeinderäten nicht sofort einen Konsens, es wurde teilweise recht emotional diskutiert und zuerst sah es so aus, als würden die Befürworter des Normalstroms die Oberhand gewinnen. Die Verwaltung selbst schlug aus Kostengründen vor, den Normalstrom zu wählen.

Doch das lehnte die SPD-Fraktion sofort kategorisch und geschlossen ab, gab an, bei der Abstimmung für Ökostrom mit Neuanlagenquote zu votieren. Von einem Großteil der Freien Wählervereinigung kam das Signal, dass man sich lieber dem Vorschlag der Verwaltung anschließen und für Normalstrom aussprechen werde. Uneins war man sich bei CDU und Bürgerlicher Wählerliste, denn „Strom aus Wasserkraftanlagen ist eine Chance, aber unsere finanzielle Lage zeigt eigentlich, dass wir kein Geld für anderes als den Normalstrom haben“, so Fraktionsvorsitzender Peter Hanisch.

„Die Gemeinde hat eine Vorbildfunktion“

Das sah SPD-Gemeinderat Wolfgang Schopf anders: „Die Gemeinde hat eine Vorbildfunktion. In Zeiten von ,Hambi bleibt‘, Kohlekommission und dem Ausstieg aus der Braunkohle sollte man ein Zeichen setzen. Umgerechnet 37,95 Euro Mehrkosten pro Tag bei Variante 3 können nicht das Problem sein.“ Dem schloss sich sein Fraktionskollege Karlheinz Stäudle an: „Ökostrom aus Neuanlagen zu fördern, ist wichtig. Wir wollen ja die Energiewende. Und unsere Kinder gehen auf die Straße und demonstrieren, weil sie noch eine Zukunft haben wollen. Ich halte Variante 3 für eine sinnvolle Investition.“ Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff machte deutlich, dass sie für Variante 1 oder 3 plädieren würde. „Das wäre zumindest konsequent. Aber der ganze Sachverhalt ist diskutabel“, sagte sie.

Ein Kompromissvorschlag kam dann von Hannah Nothstein (CDU und Bürgerliche Wählerliste): Zuerst einmal darüber abstimmen, ob man Öko- oder Normalstrom haben wolle und für den Fall, dass der Ökostrom eine Mehrheit finde, in einer zweiten Abstimmung zwischen Variante 2 und 3 abzustimmen.

Gesagt, getan. Nachdem sich in Abstimmungsrunde eins nur fünf Räte für den Normalstrom aussprachen, war klar, dass die Ökostrom-Befürworter klar in der Mehrzahl waren. Mit acht Stimmen für Variante 2, fünf Stimmen für Variante 3 und vier Enthaltungen fiel die Wahl dann am Ende auf Ökostrom ohne Neuanlagenquote. Die Normalstrom-Befürworter zeigten sich am Ende der Diskussion als gute „Verlierer“ und der Gemeinderat votierte einstimmig für den Beschlussvorschlag, die GT-Service-Dienstleistungsgesellschaft mit der Ausschreibung der Stromlieferung der Gemeinde zu beauftragen.