„Atemlos“ auf Italienisch: „Andiamo, ragazzi!“

Der ehemalige Popsänger Giovanni Zarrella singt jetzt Schlagersongs auf Italienisch. Das kommt gut bei den Fans an, wie sein Auftritt in der „Wir machen Druck“-Arena am Freitagabend zeigt.

„Atemlos“ auf Italienisch: „Andiamo, ragazzi!“

Giovanni Zarrella kam den Zuschauern bei seinem Auftritt ganz nah. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

ASPACH. „Andiamo, ragazzi!“ („Los geht’s, Leute!“), das ruft der ehemalige „Bro’Sis“-Sänger Giovanni Zarrella sicher 50-mal am Freitagabend. Mit seiner vierköpfigen Band trat er im Rahmen des Aspacher Modellversuchs (siehe Text oben) in der „Wir machen Druck“-Arena im Fautenhau auf.

Um kurz nach 20 Uhr schreitet Zarrella mit einem „Buonasera, Aspach!“ die Treppe der Zuschauertribüne gegenüber der Bühne hinunter und stimmt dabei das erste Lied an: „Ciao“, eine italienische Version des Partyhits „Live is Life“ der österreichischen Band Opus. Schlager auf Italienisch: Das ist das Konzept, mit dem Zarrella seit seinem 2019 erschienenen Album „La vita è bella“ antritt. Und das geht auf, wie sein Auftritt in Großaspach vom ersten Song an zeigt. „Bella, ciao!“, singt Zarrella. „Na na na na na!“, schallt es aus dem Publikum zurück, während der völlig in Schwarz gekleidete Sänger auf die Bühne steigt. „Wie schön, dass ihr da seid – jeder Einzelne von euch!“, ruft er. „Ich bin gerührt, hier zu sein.“

Dann macht er weiter mit „Bellissimo“, das Wolfgang Petrys „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“ in „Bellissimo amore, chissà dove sei“ („wunderschöne Liebe, wer weiß, wo du bist“) umwandelt. Die Fans singen, schunkeln, klatschen mit, manche tanzen Discofox.

999 Besucherinnen und Besucher sind vor Ort. Das Konzert sei – wie alle anderen des Modellversuchs – ausverkauft, berichtet Thomas Deters, Geschäftsführer der AFM Consulting, die als Veranstalter fungiert. Oben auf der Zuschauertribüne klatschen sogar die Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Takt. Zarrella springt und hüpft unten auf der Bühne, die Zuschauer hüpfen mit.

Der 43-Jährige zeigt sich nahbar, knipst Selfie um Selfie mit seinen Fans, legt sich dafür sogar flach auf den Rücken. Er gibt Episoden aus seinem Leben wieder, erzählt, wie sein Vater früher, in seiner Pizzeria – der „Zollerstuben“ in Hechingen –, spätabends, nach 23 Uhr, auf der Gitarre Lieder für die Stammgäste spielte. „Zu sehen, wie die Leute zusammenrücken, das hat mir ein gutes Gefühl gegeben“, sagt Zarrella.

Sein Berufswunsch stand schon früh fest. Doch nach der Trennung der Castingband „Bro’Sis“ 2006 blieb es musikalisch lange ruhig um den 1978 in Hechingen geborenen Sänger. Mehr als ein Jahrzehnt hat es bis zu seinem Solo-Comeback gedauert. Mit den deutsch-italienischen Schlagern hat der deutsch-italienische Zarrella nun eine Marktlücke gefunden. Warum der Ansatz so gut funktioniert, analysiert er gleich selbst: „Ich glaube“, sagt er, „das liegt an der Sehnsucht nach Italien.“ Passend dazu folgt das Lied „Nostalgia italiana“, „Italienische Sehnsucht“ von Oliver Frank.

„Grazie, ragazzi, grazie!“, bedankt sich Zarrella danach für den Applaus. Wo immer möglich, streut er italienische Wörter ein, spielt mit den Klischees um seine Herkunft. „Fühlt ihr den Pizzeria-Groove?“, ruft er. Die Fans fühlen ihn. Ob es ihm irgendwann nicht doch einmal zu viel wird, sich auf den Sohn dankbarer Gastarbeiter zu reduzieren („Wir sind in den 60ern mit einem Koffer voll Hoffnung gekommen und haben ganz viel Liebe von euch bekommen!“), wird sich zeigen. Bis dahin lässt sich mit Partyliedern wie „Anche tu“ („Atemlos“, Helene Fischer) sicher ganz gut Geld verdienen.