Backnang ist sicherer geworden

Zahl der Straftaten ist 2017 um 14,3 Prozent gesunken – Kriminalitätshauptstadt im Rems-Murr-Kreis ist jetzt Fellbach

Bei seinem jährlichen Besuch im Gemeinderat hatte der Leiter des Backnanger Polizeireviers, Jürgen Hamm, diesmal Erfreuliches zu berichten: Die Zahl der Straftaten im Stadtgebiet ist 2017 von 2670 auf 2287 gesunken.Damit ist man an der Murr auch den unrühmlichen Titel der Kriminalitätshauptstadt im Rems-Murr-Kreis los.

Backnang ist sicherer geworden

Die Backnanger Polizei registriert einen deutlichen Rückgang der Diebstähle, unter anderem bei Fahrrädern: 2017 wurden im Stadtgebiet nur19 Räder als gestohlen gemeldet, 2016 waren es noch 75, im Jahr davor sogar 91.Symbolfoto: Imago

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Medienberichte über marodierende Banden, kriminelle Flüchtlinge und sexuelle Übergriffe auf offener Straße haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Selbst in einer Stadt wie Backnang fühlen sich manche Menschen heute nicht mehr sicher. „Die Bürger sind massiv verunsichert“, weiß die CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Ulfert. Mit der Realität haben solche Ängste allerdings nicht allzu viel zu tun, wie die Statistik zeigt, die Jürgen Hamm jetzt im Gemeinderat präsentierte: „Die objektive Sicherheitslage ist deutlich besser, als sie von vielen wahrgenommen wird“, erklärte der Leiter des Polizeireviers. Und sie hat sich 2017 noch einmal verbessert.

Nach einem deutlichen Anstieg der Straftaten zwischen 2013 und 2015 konnte der Revierleiter nun schon zum zweiten Mal in Folge sinkende Fallzahlen verkünden. 2017 haben Hamms Kollegen im Backnanger Stadtgebiet 383 Straftaten weniger registriert als 2016. Dieses Minus von 14,3 Prozent liegt weit über dem Durchschnitt: Landesweit ging die Kriminalität 2017 nur um 4,8 Prozent zurück. Überdurchschnittlich ist auch die Aufklärungsquote: Sie liegt in Backnang bei 68,8 Prozent gegenüber 62,4 Prozent landesweit.

Besonders deutlich fällt der Rückgang bei den Diebstählen aus: Wurden 2016 noch 1081 Eigentumsdelikte angezeigt, waren es im vergangenen Jahr nur noch 629. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist von 50 auf 35 zurückgegangen. Erfreulich ist aus Sicht des Revierleiters auch die Entwicklung bei der Straßenkriminalität. Unter diesem Sammelbegriff fasst die Polizei Delikte wie Raubüberfälle, Körperverletzungen, Diebstähle und Sachbeschädigungen in der Öffentlichkeit zusammen. 2017 gab es insgesamt 294 solche Fälle – 140 weniger als im Jahr davor. Gewaltdelikte auf offener Straße seien eine absolute Ausnahme, betonte Hamm. Von den 252 registrierten Körperverletzungen fanden lediglich 22 in der Öffentlichkeit statt. „Der größte Teil spielt sich im privaten Umfeld ab.“

Nopper ist noch
nicht zufrieden

Jürgen Hamm führt den positiven Trend unter anderem auf eine verstärkte Polizeipräsenz im Stadtgebiet zurück. Durchschnittlich an jedem dritten Tag seien die Beamten seines Reviers im vergangenen Jahr durch Kräfte der Bereitschaftspolizei unterstützt worden. Vor allem bei den Wohnungseinbrüchen zeigten die vermehrten Streifenfahrten Wirkung: „Da greifen die polizeilichen Konzepte.“ Zur positiven Entwicklung beigetragen hat laut Hamm zudem die Inhaftierung einiger Intensivtäter, die für viele Straftaten verantwortlich waren (siehe Infobox). Konstant hoch ist nach wie vor die Zahl der Drogendelikte (211), was der Revierleiter aber eher als Erfolg wertet. Bei der Rauschgiftkriminalität gebe es eine hohe Dunkelziffer, erklärte Hamm. In der Regel werde sie nämlich nicht angezeigt. Hohe Fallzahlen bedeuten hier also eher, dass die Ermittler besonders aktiv und erfolgreich waren.

Auch auf die Herkunft der Täter ging Jürgen Hamm ein: Von den 1103 ermittelten Tatverdächtigen hätten 40,7 Prozent keinen deutschen Pass, 9,2 Prozent waren Flüchtlinge. Vor allem bei Drogendelikten ist der Anteil der Asylbewerber überproportional.

Im Vergleich der Städte im Rems-Murr-Kreis hat sich Backnang um eine Position verbessert. Bei der sogenannten Häufigkeitszahl – zur Vergleichbarkeit werden die Fallzahlen dabei auf 100 000 Einwohner hochgerechnet – belegt jetzt Fellbach den unrühmlichen Spitzenplatz, Backnang folgt dahinter auf Rang zwei. In Winnenden, Schorndorf und Waiblingen lebt es sich nach wie vor noch sicherer. Auch deshalb will Oberbürgermeister Frank Nopper noch nicht in Jubel ausbrechen. Die Sicherheitslage sei zwar besser geworden, „aber sie ist immer noch nicht gut“. Die personelle Aufstockung des Backnanger Polizeireviers dürfe deshalb auf keinen Fall rückgängig gemacht werden, forderte Nopper. Jürgen Hamm und seine Kollegen wollen in ihren Bemühungen für mehr Sicherheit nicht nachlassen: „Wenn es nach mir ginge, wäre die Präsenz sogar noch höher“, sagte der Revierleiter.

Backnang ist sicherer geworden

Den unrühmlichen Spitzenplatz bei der Kriminalität im Rems-Murr-Kreis hat Backnang im vergangenen Jahr an Fellbach abgegeben.Grafik: J. Bauer