Von Lorena Greppo
BACKNANG/STUTTGART. Der Fall hat Backnang im vergangenen November erschüttert: Tagelang war die 22-jährige Katharina K. aus Strümpfelbach vermisst worden, dann wurde ihre Leiche in einem Schrebergarten in Asperg gefunden. Schnell fiel der Verdacht auf den ehemaligen Lebensgefährten der jungen Mutter. Dieser ist nun des Mordes angeklagt, am 22. Oktober soll der Prozess am Landgericht Stuttgart losgehen. „Das Motiv der Tat sehen wir im Sorgerechtsstreit“, erklärt Melanie Rischke von der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Aus der Beziehung des 25-jährigen Angeklagten mit Katharina K. ist ein Sohn hervorgegangen. Der Sorgerechtsstreit der Eltern war bereits vor Gericht gelandet, offenbar stand kurz vor dem Verschwinden der jungen Mutter ein weiterer Verhandlungstermin bevor. Womöglich hat der 25-Jährige verhindern wollen, dass seine ehemalige Lebensgefährtin vor Gericht zu seinem Nachteil aussagt und sie deshalb umgebracht. „Wir sehen niedere Beweggründe beim Angeklagten als erfüllt an“, so Rischke weiter.
Nachdem der 25-Jährige nach der Tat lange geschwiegen hatte, bestätigte die Staatsanwältin nun, dass er Angaben zum Fall gemacht habe. „Zu deren Inhalt kann ich nichts sagen.“ Ein Geständnis liegt bisher wohl aber nicht vor.
Schon kurz nach der Festnahme des jungen Mannes ließ der Leiter der Kriminalpolizeidirektion verlauten, dass Katharina K.s Ex-Freund recht schnell in den Fokus der Ermittler geraten sei. In seinen Angaben gegenüber der Polizei habe es mehrere Ungereimtheiten gegeben. Auch hatten die Ermittler aufgrund der Gesamtumstände rasch den Eindruck gehabt, dass es sich nicht um ein freiwilliges Verschwinden der jungen Mutter, sondern um ein Gewaltverbrechen handeln musste. Umgehend wurde die Ermittlungsgruppe „Flur“ ins Leben gerufen.
Die junge Mutter kam durch „stumpfe Gewalt“ zu Tode
Am 9. November des vergangenen Jahres war die 22-Jährige von ihren Familienangehörigen als vermisst gemeldet worden. Sie hatten sie tags zuvor zuletzt gesehen. In den sozialen Netzwerken ist der Aufruf zur Mithilfe bei der Suche nach Katharina K. Zigtausende Mal geteilt worden – auch weit über die Region hinaus. „Allerdings brachten uns weder die wenigen, über Zeugenaufrufe eingegangenen Hinweise noch die eingeleiteten Überprüfungen und Durchsuchungen entscheidend weiter“, hatte Kripo-Leiter Reiner Möller auf einer Pressekonferenz gesagt. Unter anderem war mit Polizeihunden und Hubschraubern nach der zweifachen Mutter gefahndet worden, in einer Nacht war auch die Backnanger Mülldeponie von den Beamten durchsucht worden – auch diese Maßnahme blieb ohne Erfolg.
Wenige Tage später wurde eine Leiche dann in einem Schrebergarten in Asperg (Kreis Ludwigsburg) von einem Spaziergänger entdeckt. Eine Obduktion bestätigte den Verdacht, dass es sich dabei um die der 22-Jährigen aus Strümpfelbach handelte. Nach Informationen unserer Zeitung ist Katharina K. jedoch nicht am Fundort gestorben. Wie genau sie getötet wurde und warum der Täter ihren Körper genau an jenem Ort ablegte, ist noch nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft teilte lediglich mit, die junge Frau sei durch „stumpfe Gewalt“ zu Tode gekommen. Medienberichte, wonach der Täter zudem versucht haben soll, die Leiche der jungen Frau zu verbrennen, wollte die Staatsanwaltschaft bislang nicht bestätigen.
Der 25-Jährige aus Großbottwar sei bereits polizeilich in Erscheinung getreten und zu einer Haftstrafe verurteilt worden, bestätigte die Kriminalpolizei Waiblingen. Um welches Delikt es sich dabei gehandelt hat, wollten die Verantwortlichen nicht weiter ausführen. Nach Informationen unserer Zeitung hat es sich jedoch nicht um ein Gewaltverbrechen, sondern um Betrugsvorwürfe gehandelt. Gegen den Mann musste deshalb auch sechs Monate nach seiner Festnahme keine Verlängerung der Untersuchungshaft angeordnet werden, da er seine Haft noch nicht verbüßt hatte.
Die 9. Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts hat für den Prozess zunächst zehn Verhandlungstermine bis zum 5. Dezember angesetzt.