Backnanger Senior führt Telefonbetrüger hinters Licht

Leichtes Opfer? Von wegen. Unbekannter Anrufer gibt sich als Polizeibeamter aus und warnt davor, dass der Inhalt des Schließfaches des Seniors bei dessen Hausbank nicht mehr sicher sei. Der Angerufene riecht den Braten, informiert die Polizei und hält die Telefonbetrüger hin. Diese werden dann bei der fingierten Geldübergabe in einem Taxi festgenommen.

Backnanger Senior führt Telefonbetrüger hinters Licht

Wer an einer Präventionsveranstaltung teilnimmt, kann im Ernstfall einen kühlen Kopf bewahren. Symbolbild: Polizei/Maik Goering

Von Simone Schneider-Seebeck

Rems-Murr. Gefühlt jede Woche liest man davon – wieder ist es Betrügern gelungen, arglose Menschen durch Telefonanrufe derart zu verunsichern und zu bedrängen, dass sie ihnen Schmuck und Wertsachen aushändigen. Und erst, wenn hinterher wieder Ruhe eingekehrt ist, wird den derart hinters Licht Geführten bewusst, was eigentlich geschehen ist. Nicht so bei Friedrich Layer (Name von der Redaktion geändert) aus dem Backnanger Raum. In der vergangenen Woche hatte an einem Donnerstagnachmittag gegen halb drei das Festnetztelefon bei ihm geklingelt. Der Anrufer hatte sich als Polizeibeamter ausgegeben, der davor warnen wolle, dass der Inhalt des Layer’schen Schließfaches bei der Hausbank nicht mehr sicher sei.

„Ich habe gar keinen Schlüssel, den hat meine Frau“

Auf dem Telefondisplay war eine Backnanger Nummer angezeigt worden. „Da sind Gauner unterwegs“, lautete die Warnung des Anrufers. Zudem seien bereits zwei Bankmitarbeiter verhaftet worden. Beunruhigen ließ sich Friedrich Layer jedoch nicht. Der Inhalt der Schließfächer sei doch versichert, habe er eingewandt, jedoch habe der angebliche Beamte darauf bestanden, dass der Inhalt abgeholt werden müsse. „Ich habe gar keinen Schlüssel, den hat meine Frau“, so Layer am Telefon. Darauf sei aufgelegt worden, jedoch nicht, ohne vorher nach seiner Mobilnummer zu fragen. Sein Misstrauen war geweckt und er informierte die Polizei in Backnang.

Nun wurde Layer mit Telefonanrufen auf dem Mobiltelefon regelrecht bombardiert. Geschickt gelang es dem vermeintlichen Opfer, die Telefonbetrüger hinzuhalten, während die Polizei mit eingebunden war.

„Sie wollten wissen, was ich für ein Auto habe“

Schließlich sollte Layer zur Bankfiliale fahren, um die Wertsachen abzuholen. „Sie wollten wissen, was ich für ein Auto habe“, erinnert er sich. Kaum dort angekommen, hätten sich die Betrüger immer wieder gemeldet und nach dem Stand der Dinge gefragt. Doch von der Zermürbungstaktik hat er sich nicht beeinflussen lassen. Die Beamten waren in der Nähe, auch die Bank war informiert. Kaum wieder im Auto, habe wieder das Telefon geklingelt. Doch: „Ich bin ganz cool geblieben“, meint Friedrich Layer unerschrocken. Als nächstes sei ein Übergabetreffpunkt vereinbart worden. In dessen Nähe fiel ihm ein Taxi mit Ludwigsburger Kennzeichen auf. „Sie haben mir dann gesagt, dass einer käme, der das Geld nummerieren würde. Er würde Sommer heißen“, ging die Räuberpistole der Gauner weiter. Kaum hatte „Herr Sommer“ das Geld in Empfang genommen, schlug die Polizei zu. Ebenso wie „Herr Sommer“ wurden die Insassen des Taxis festgenommen. Nach gut drei Stunden war schließlich alles überstanden. Besonders freut ihn das Lob der Polizeibeamten: „Ich hätte sehr gut mitgemacht“, so hatte es geheißen.

Aufgeregt sei er eigentlich während dieses Nachmittags nicht gewesen. „Die Aufregung kam erst hinterher. Selbst bei der Vernehmung in Waiblingen war ich ganz ruhig. Meine Frau hat gesagt, so ruhig wäre sie nicht geblieben.“ Da blitzt dann doch etwas Stolz durch. So schnell vergessen wird er diesen Betrugsversuch jedoch nicht. Immer wieder hat er das Bild vor Augen, wie die Betrüger abgeführt werden – dank seiner schnellen Reaktion.

Über 500 Fakeanrufe

Anrufstraftaten Im Jahr 2021 wurden für das gesamte Polizeipräsidium Aalen, das den Rems-Murr-Kreis, den Ostalbkreis sowie den Kreis Schwäbisch Gmünd umfasst, 556 Anrufstraftaten aus dem Deliktbereich „angeblicher Polizeibeamter“ mit einem Schaden von 626556 Euro erfasst. Schockanrufe beziehungsweise Enkeltrick traten 234-mal auf und verursachten einen Schaden von 305250 Euro. Über die Dunkelziffer kann jedoch keine Aussage getroffen werden.

Enkeltrick Allein am 25. Februar 2022 gab es fünf Enkeltrickanrufe und 15 Anrufe durch falsche Polizeibeamte im Rems-Murr-Kreis.

Prävention Dass Prävention helfen kann, zeigt der Fall von Friedrich Layer (Name von der Redaktion geändert) aus dem Backnanger Raum. Er hatte an einer entsprechenden Informationsveranstaltung teilgenommen – und so im Ernstfall einen kühlen Kopf bewahrt.