In der Kita Ob der Ekertsklinge haben 93 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Sie bekommen besondere Unterstützung beim Deutschlernen. Archivfoto: Alexander Becher
Von Kornelius Fritz
Backnang. Die Sprachförderung im Kindergartenalter hat großen Einfluss auf die Integration und die Bildungschancen von Menschen mit Migrationshintergrund. Deshalb ist man im Backnanger Rathaus froh darüber, dass das Angebot an den städtischen Tagesstätten ausgebaut wurde. So dürfen sich die vier Einrichtungen im Heininger Weg, im Biegel, in der Lindenstraße und Ob der Ekertsklinge seit 2018 Sprach-Kitas nennen. Mit Fördermitteln des Bunds ist dort jeweils eine zusätzliche Halbtagsstelle für eine pädagogische Fachkraft geschaffen worden, die sich gezielt um die sprachliche Entwicklung der Kinder kümmert. Die Bundeszuschüsse finanzieren etwa 70 Prozent der Personalkosten, den Rest trägt die Stadt Backnang. In allen vier Einrichtungen ist der Anteil der Kinder aus Migrantenfamilien überdurchschnittlich hoch, im Biegel liegt er etwa bei 95 Prozent.
Kurz vor Weihnachten gab es Entwarnung
Doch obwohl die Erfolge der Sprach-Kitas unbestritten sind, drohte ihnen das Aus. Denn der Bund hatte angekündigt, das Förderprogramm Ende 2022 auslaufen zu lassen (wir berichteten). Kurz vor Weihnachten gab es dann allerdings Entwarnung: Denn der Bundestag beschloss, die Förderung noch einmal um ein halbes Jahr bis 30. Juni zu verlängern. Wie es danach weitergeht, ist zwar noch nicht klar, doch es bestehen berechtigte Hoffnungen, dass dann das Land in die Bresche springen wird. Immerhin hatte der Bundestag im Dezember auch das sogenannte Kita-Qualitätsgesetz beschlossen. Demnach erhalten die Länder in den kommenden zwei Jahren fast vier Milliarden Euro vom Bund für die Tagesbetreuung. Mit dem Geld soll das Angebot in den Kitas verbessert werden, als eines der Handlungsfelder wird dabei ausdrücklich die sprachliche Entwicklung genannt. Erster Bürgermeister Siegfried Janocha geht deshalb davon aus, dass es auch künftig Zuschüsse für das bewährte Sprach-Kita-Programm geben wird. Eine Garantie, ob und in welcher Höhe das Geld fließen wird, gibt es bis jetzt allerdings noch nicht. Um trotzdem verlässlich planen zu können, hat der Backnanger Gemeinderat deshalb beschlossen, mögliche Mehrkosten notfalls selbst zu übernehmen. Bei zwei Gegenstimmen der beiden AfD-Stadträte bewilligte das Gremium für das Jahr 2023 dafür bis zu 100000 Euro.
OB: „Folgekosten wären höher“
„Je jünger Kinder eine Sprache erlernen, desto leichter tun sie sich“, erklärte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich. Deshalb sei es sinnvoll, bereits in den Kindergärten in die Sprachförderung zu investieren: „Später wären die Folgekosten weitaus höher.“ Dieser Meinung waren auch die Vertreter der großen Gemeinderatsfraktionen: „Wenn wir es in den Kitas nicht schaffen, wird die Integration umso schwerer“, sagte SPD-Fraktionschef Heinz Franke. Sabine Kutteroff (CDU) ist sogar dafür, das Angebot noch auf weitere Tagesstätten auszuweiten. Grünen-Stadtrat Mustafa Gül wies darauf hin, dass es inzwischen auch Kinder aus deutschen Elternhäusern gebe, die Sprachdefizite hätten.