Barrierefrei in der Natur unterwegs sein

Rollstuhlgerechter Wanderweg bei Großerlach-Morbach getestet – Projekt des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter

Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter sucht nach geeigneten Wegen, die auch Menschen mit Beeinträchtigungen benutzen können, um die Natur zu genießen. Dazu wurde bei einer Test-Begehung in Großerlach ein Wanderweg begutachtet und mit einem Fragebogen nach unterschiedlichen Kriterien bewertet.

Barrierefrei in der Natur unterwegs sein

Fazit der Begehung: Der Weg lässt sich er sich auch mit Rollstuhl gut befahren. Foto: H. Werner

Von Hans-Christoph Werner

GROSSERLACH. Der Weg ist ungefähr vier Kilometer lang. Er beginnt in der kleinen zu Großerlach zählenden Siedlung Morbach und ist durchgehend asphaltiert. Zwar franst der Asphalt an den Rändern aus, aber die Mitte des Weges ist er noch gut in Schuss. Erst verläuft er in Richtung einer weiteren Siedlung, dann in nördlicher Richtung dem Waldrand zustrebend. Leicht abfallend geht es an diesem in westlicher Richtung entlang, bis der Weg sich Richtung Süden wendet. Jetzt steigt der Weg an. Auf der Höhe angekommen sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum Ausgangspunkt.

Zur Besichtigung des Weges lud Ines Vorberg, Schatzmeisterin im Bundesvorstand des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK). In einem umgebauten Bus kommt sie selbst von Althütte herübergefahren. Der Bus hat eine ausfahrbare Rampe. So kann Ines Vorberg, selbst auf den Rollstuhl angewiesen, das Auto problemlos verlassen.

Auch Menschen mit Beeinträchtigungen wollen die Natur genießen, nach ihren Möglichkeiten ein Stück Weges machen und Wind und Wetter erleben. So wird nach geeigneten Wegen gesucht. Mittels einer Begehung werden die Strecken untersucht. Die dabei gesammelten Daten sollen in einen Flyer einfließen, der interessierten Personen umfassend Auskunft geben soll. Bei dieser Test-Begehung wird darauf geachtet: Ist der Weg breit genug? Ist er barrierefrei? Und gibt es auf dem Weg eine geeignete Toilette?

Alle drei Kriterien treffen auf den Morbachrundweg zu. In dem am Anfang des Weges gelegenen Pflegeheim wird von den Betreibern eine geeignete Toilette zur Verfügung gestellt. Auch Ruheplätze sind Vorberg wichtig. An denen mangelt es noch am Morbachrundweg. Dabei genügt es freilich nicht, eine Bank in die an den Weg grenzende Wiese zu stellen. Auch eine Bank muss über einen geebneten Weg erreichbar sein. Kommt noch ein Tisch dazu, so muss dieser für Rollstuhlfahrer unterfahrbar sein. Die zuständigen Kommunen müssen für solche Dinge entsprechend Geld in die Hand nehmen. Der Geschäftsführer des „Naturparks Schwäbisch-Frankischer Wald, Bernhard Drixler, bei der Begehung mit von der Partie, lobt die am Naturpark beteiligten Kommunen. Drixler hat zwei Bekannte mitgebracht, die beeinträchtigt sind. So ist aus erster Hand zu erfahren, ob der anvisierte Weg geeignet ist. Man sei für solche Projekte, so Drixler, sehr aufgeschlossen. Dies sei bei der Jahreshauptversammlung des Naturpark-Vereins wieder zu spüren gewesen. Angesichts des demografischen Wandels zähle der Mehrwert derartiger Projekte für den sozialen Zusammenhalt. Vorberg pflichtet ihm bei. Auch Großerlachs Bürgermeister Christoph Jäger ist am Vorhaben rege beteiligt. Innerhalb von drei Jahren soll möglichst in allen 48 Mitgliedskommunen des Naturparks ein geeigneter Wanderweg eingerichtet sein.

Alle sind sich einig: Der Weg eignet sich sehr

Der ansteigende Abschnitt im letzten Drittel des Morbachrundweges bereitet den Testern Kopfzerbrechen. Ist er von Rollstuhlfahrern zu schaffen? Man ist sich darüber einig, dass hier eine Begleitperson schieben muss. Zum anderen könnte man aber den Weg auch in umgekehrter Richtung machen. Ein abfallender Weg ist von Rollstuhlfahrern eher zu schaffen, als ein anspruchsvoller Anstieg. Auf alle Fälle muss der für jeden Rundweg geplante Flyer über die Ausstattung des Weges erschöpfend Auskunft geben. Denn behinderte Menschen kommen öfter von weiter her und müssen wissen, worauf sie sich einlassen.

Auch Wanderbotschafter Achim Gresser ist bei der Begehung mit dabei. Selbst zu den Betroffenen zählend sitzt er in einem Trike, hat dazu noch die Unterstützung eines Elektromotors. Sechs bis sieben Tausend Kilometer macht er mit seinem Gefährt jedes Jahr. Für ihn ist der ansteigende Weg kein Problem. Auch Naturparkführerin Gisela Weigle hat sich den Weg mit angesehen. Schließlich müssen Naturparkführer wissen, was sie empfehlen können.

Nach 90 Minuten erreicht die Besichtigungstruppe wieder den Ausgangspunkt des Rundweges. Gemütlich und mit vielen Pausen hat man den Weg zurückgelegt. Und man ist sich vor allem einig: der Weg eignet sich sehr. Daran, dass das Fehlende wie die Ruheplätze noch eingerichtet werden, zweifelt man nicht.