Begleitet Erdogan Özil zum Traualtar?

Der Ex-Nationalkicker löst vor der Heirat mit der früheren Miss Türkei, Amine Gülse, Irritation aus

Von Wolfgang Molitor

istanbul Der früher für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auflaufende Fußballer Mesut Özil wird aller Voraussicht nach in diesem Sommer das 25-jährige Model Amine Gülse, eine frühere Miss Türkei, heiraten.

Das ist seine Privatsache, könnte man meinen, und den beiden für ihre Ehe alles Glück dieser Welt wünschen. Doch der 30-jährige­ gebürtige Gelsenkirchener in Diensten des FC Arsenal London spielende Özil scheint sich entschieden zu haben, den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu seiner Hochzeit einzuladen – mehr noch, ihn zu seinem Trauzeugen zu machen. So jedenfalls soll es bei einem Treffen mit Erdogan auf einem Istanbuler Flughafen besprochen worden sein.

Das ist für viele, die sich noch immer über Özils provokantes, zumindest unsensibles Foto mit Erdogan im Vorfeld der für die DFB-Elf blamabel verlaufenen Fußball-Weltmeisterschaft 2018 erregen können, wieder einmal des Guten zu viel. Der Grünen-Politiker Cem Özdemir zürnt: „Ehemalige und aktuelle Nationalspieler haben eine Vorbildfunktion und müssen sich fragen, ob sie dieser gerecht werden, wenn sie sich für Autokraten hergeben, die sich auf Kosten ihres Landes bereichern und Andersdenkende in Kerkern verschwinden lassen.“ CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak (dem Özils Rücktritt im Juli als Nationalspieler offenbar entgangen ist) schlägt in dieselbe Kerbe und bekam auf dem Deutschland-Tag der Jungen Union dafür kräftigen Applaus.

Für Erdogan ist der Trauzeugen-Job nicht neu. Wenn er zu Hochzeiten von Sportstars eingeladen ist, übernimmt er diese Aufgabe häufig – etwa beim Ex-HSV-Kicker Gökhan Töre oder dem früheren FC-Barcelona-Star Arda Turan. Özil würde sich also aus türkischer Sicht in eine lange Reihe einreihen.

In Deutschland sind zur standesamtlichen Trauung seit 1998 keine Zeugen mehr vorgeschrieben. Nach Paragraf 1312 Bundesgesetzbuch können von den Eheschließenden jedoch bis zu zwei benannt werden. Sie haben jedoch keine gesetzlich festgelegten Verpflichtungen.