Herzschmerz sickert in den Liedern von Ben Zucker ebenso durch wie Lebensfreude und der Glaube an sich selbst. Fotos: Alexander Becher
Von Anja La Roche
Aspach. Die letzten Worte der Vorband „2Welten“ sind kurz nach 20 Uhr verklungen. Jetzt dauert es für die Fans am Samstagabend in Großaspach nicht mehr lang, bis sie Ben Zucker direkt vor ihren Augen sehen können. Und dann ist es so weit: Einige Musiker platzieren sich mit ihren Instrumenten auf der Bühne und beginnen den Zuschauern mit schwungvollen Klängen einzuheizen. Erst als Ben Zucker mit einsteigt, fällt er zwischen den Scheinwerfern, Instrumenten und den acht Bandmitgliedern auf. Selbstbewusst und voller Energie steht er auf einer Erhöhung und singt seine ersten Zeilen: „Wir sind wieder zurück, wir sind wieder da. Wir haben uns lang nicht gesehen.“ Ganz passend nach der erzwungenen Veranstaltungspause in den vergangenen zwei Jahren eröffnet er die Show mit dem Song „...Wieder zurück?!“. Dann läuft er herab, lässig gekleidet im Karohemd und mit Sneakern, und sucht vorne am Bühnenrand den Kontakt zu den Fans.
Mit einem Auftritt in der Show von Florian Silbereisen gelang Ben Zucker sein Durchbruch
Etwa 1800 Besucher haben den Weg in die Wir-machen-Druck-Arena zu dem Konzert des Schlagersängers Ben Zucker gefunden. 2017 hatte er seinen Durchbruch mit der Single „Na und?!“, mit der er in der Fernsehshow von Florian Silbereisen aufgetreten ist. Seitdem hat der 38-jährige Berliner zunehmend Bekanntheit gewonnen und lockt mit dem teilweise rockigen Sound auch Leute an, die sonst nicht zu einem Schlagerkonzert gehen würden.
Im hinteren Bereich können die Zucker-Fans derweil im Sitzen der Musik lauschen, im vorderen Bereich tanzen die Leute schon seit dem ersten Lied mit. Und fast alle klatschen dabei begeistert in ihre Hände. Unter ihnen auch Ingeburg und Silvia, die aus der Nähe von Großaspach kommen. „Er ist cool, ich mags mega“, freut sich Ingeburg und erklärt, dass es ihr besonders die rauchige Stimme des Sängers angetan hat. Im Gegensatz zu ihr ist es für ihre Freundin Silvia nicht das erste Mal, dass sie Zucker live sieht. „Ich habe ihn sogar schon mal im Arm gehabt“, erzählt Silvia, nämlich vor drei Jahren bei einem Fantreffen in Österreich.
Der Sänger hat sich einen Traum erfüllt
„Guten Abend Aspach“, ruft Ben Zucker nach dem energetischen Start in die Menge. Ganz locker und charismatisch beginnt er zu plaudern und bringt das Publikum so zwischen seinen Songs immer wieder zum Lachen. So erzählt er aus seinem früheren Leben, in welchem er sich mit Nebenjobs über Wasser gehalten hat, und dem Moment, als sein erster Manager ihn während einer schweißtreibenden Arbeit angerufen und ihm zu seinem Vertrag mit einem Plattenlabel gratuliert hat. „Wer sagt...“, ruft Ben Zucker. „Wer sagt, dass Träume nicht in Erfüllung gehen?“ Dann stimmt die Band den nächsten Song „Wer sagt das?!“ an, ein Lied, das Mut macht und das die Menge lauthals mitschreit.
Die drei Backgroundsänger sowie die Musiker an den E-Gitarren und an Klavier, Schlagzeug und Bass sind ebenso euphorisch dabei wie der Star des Abends. Aber es gibt immer wieder auch melancholische Momente an dem Sommerabend, zum Beispiel bei der Ballade „Bist du der Mensch“.
Die Suche nach dem richtigen Menschen
Vor dem Song spricht Ben Zucker mit ernster Stimme zu seinen Fans: „Ich wünsche jedem von euch einen Menschen, der euch nicht verraten wird.“ Und scherzhaft ergänzt er: „Nicht beim Staat, nicht bei der Polizei“, woraufhin er spaßeshalber einen Entschuldigungsgruß an das Dutzend Polizisten schickt, die den Platz von einem Balkon aus überschauen.
Aus Kleinaspach ist auch das junge Ehepaar Alin und Lars unter den tanzenden Zuschauern. „Eigentlich höre ich keine Schlager“, sagt Alin, die das Ticket geschenkt bekommen hat. Aber die Musik mit rockiger Tendenz von Ben Zucker gefällt ihr trotzdem. Just in dem Moment covert dieser gemeinsam mit der Band drei Lieder aus einem ganz anderen Genre und sorgt damit für Überraschung. Darunter der Song „Hamma!“ von Culcha Candela.
Die Partylaune steigt, je länger das Konzert geht
Und bis zum krachenden Konzertende, bei dem wirklich jeder seine Arme in der Luft hat und es auch in den hinteren Reihen die meisten Leute nicht mehr auf den Stühlen hält, wechselt der Sänger immer wieder von Balladen zu rockigen Schlagersongs wie „Der Sonne entgegen“, „Mein Berlin“ und „Na und?!“. Am Ende verlassen die Zuschauer – noch von der Lichtershow geblendet – das Gelände und man könnte vermuten, dass manch einer morgen vom vielen Mitsingen keine Stimme mehr hat.
Kindheit Ben Zucker (bürgerlicher Name: Benjamin Fritsch) wurde am 4. August 1983 in Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Er wuchs in Ostberlin auf, floh allerdings mit seiner Familie im Alter von fünf Jahren nach Westdeutschland. Nach dem Mauerfall kehrten sie wieder zurück in die Hauptstadt. Als Jugendlicher coverte Ben Zucker zunächst englische Grunge- und Rocksongs.
Durchbruch Nachdem er jahrelang ohne Erfolg für seinen Traum gekämpft hatte, gelingt Zucker mit 33 Jahren der Durchbruch. Er tritt in der Fernsehshow „Schlagercountdown“ von Florian Silbereisen mit seinem Song „Na und?!“ auf, der in wenigen Minuten auf Platz 21 der iTunes-Charts landet. 2018 ist er dann bereits auf Tour gegangen.