Stuttgart Ein knappes Jahr nach Einführung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) lassen sich Gewinner und Verlierer klarer benennen: Profitiert haben jene Großfirmen, die bereits Datenschutz praktizierten und ihre Prozesse vergleichsweise leicht auf die neue Verordnung umstellen konnten. Sie können Daten sicher verarbeiten und für neue Geschäftsmodelle nutzen – in 28 EU-Staaten.
Und es werden mehr Länder: So hat Japan mit der EU ein Abkommen über den Datenaustausch geschlossen, das auf der DSGVO basiert. Weltweit könnte der strenge Datenschutz sich zum Wettbewerbsvorteil für deutsche Firmen entwickeln. Zu den Verlierern zählen jene Unternehmen, die sich zu spät mit der DSGVO beschäftigt und kurz vor dem Stichtag auf die Hilfe vermeintlicher Experten verlassen haben. Etliche Unternehmer haben viel Geld für eine fehlerhafte Umsetzung ausgegeben; jetzt müssen sie nochmals investieren.
Für viele Ehrenamtliche in den Vereinen war es oft unverhältnismäßig, sich die nötige Expertise zu erarbeiten. Dass die DSGVO Vereinen und Datenkraken à la Facebook die gleichen Auflagen macht, ist ihre größte Schwäche. Hier sollte der Landesdatenschutz seinen Spielraum nutzen, um Vereine in der Praxis zu entlasten. Dass dagegen Abmahnanwälte ihr Geschäft wittern, ist ein gängiges Spiel vieler Gesetzesänderungen. Insgesamt hat sich der neue Datenschutz bewährt, wobei die Verbraucher am meisten davon profitieren: Dass die Zahl der Beschwerden wegen Datenschutzverstößen stark gestiegen ist, ist deshalb ein gutes Zeichen.
daniel.graefe@stzn.de