BMW schreibt mit der Autosparte Verluste

Eine drohende EU-Kartellstrafe in Milliardenhöhe verhagelt dem Münchener Konzern die Bilanz im Auftaktquartal

Von Thomas Magenheim

München BMW schreibt im reinen Autogeschäft rote Zahlen. Mit 310 Millionen Euro ist der erfolgsverwöhnte Premiumhersteller im Auftaktquartal 2019 in seinem Kerngeschäft in die Verlustzone gerutscht. Das mussten Konzernchef Harald Krüger und Finanzvorstand Nicolas Peter bei der Vorlage des Zwischenberichts einräumen. Die Hauptschuld daran trägt eine zu erwartende Kartellstrafe der EU, für die BMW 1,4 Milliarden Euro zurückgestellt hat. Krüger streitet zwar ab, illegale Absprachen getroffen zu haben. Bilanzrechtlich ist BMW aber zur finanziellen Vorsorge gezwungen. Die Bayern sind der Meinung, sich mit Daimler und VW nur technisch abgesprochen und keine Schädigung von Kunden oder Zulieferern verursacht zu haben.

Bei den von der EU beanstandeten Gesprächen ging es um Abgastechnologie für Dieselautos, wenn auch nicht um gezielte Manipulationen von Abgaswerten. Eingebrockt haben BMW die mögliche Milliardenstrafe die Konkurrenten Daimler und VW durch Selbstanzeigen bei der EU. Für das Duo wirkt das strafmindernd.

BMW werde sich mit allen rechtlichen Mitteln gegenüber der EU zur Wehr setzen, kündigte Krüger an. Derzeit nehme man noch in die EU-Akten Einsicht und werde dann eine Stellungnahme formulieren. Ein langer Rechtsstreit könnte folgen. Die Bilanz 2019 wird das nicht mehr retten, egal wie das juristische Ringen irgendwann endet. BMW senkt jedenfalls die in der Branche viel beachtete operative Marge für das Autogeschäft für 2019 auf nur noch 4,5 bis 6,5 Prozent. Das liegt nicht nur unter den Werten der heimischen Premiumkonkurrenz. Es ist zudem neuerliche Absenkungen gegenüber den sechs bis acht Prozent, die BMW noch im März in Aussicht gestellt hatte. Auch das lag schon klar unter dem grundsätzlich geltenden Zielkorridor von acht bis neun Prozent. Selbst ohne Vorsorge für die mögliche EU-Strafe kommt BMW nur noch auf eine Marge im Autogeschäft inklusive China von 6,6 Prozent. Audi schafft aktuell acht Prozent. Mercedes-Benz liegt mit 6,1 Prozent hinter BMW.

BMW habe schwache Ergebnisse deutlich unter Erwartung veröffentlicht, betonte deshalb Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB. Entsprechend war die Aktie der Münchner mit einem Abschlag von zeitweise rund zwei Prozent der schwächste Wert im deutschen Aktienindex (Dax). In anderer Hinsicht steht BMW besser als Konkurrenten da. Ihren Absatz konnten die Bayern mit gut 605 000 verkauften Fahrzeugen der Marken BMW, Rolls-Royce und Mini zum Jahresauftakt zwar nur minimal steigern. Bei Mercedes und Audi waren die Absätze aber um je vier Prozent rückläufig. Beide kämpfen anders als BMW unvermindert mit der Umstellung auf den neuen Abgasprüfzyklus WLTP und anderen hausgemachten Problemen. BMW gewinne deshalb derzeit Marktanteile, was bis Ende 2019 auch so bleiben solle, erklärte Krüger. Er baut auf Rückenwind in der zweiten Jahreshälfte, weil BMW dann von mehreren neuen Modellen und seinem neuen Werk in Mexiko profitieren werde.

Das Personal dürfte bei BMW entspannter in die Zukunft blicken als etwa bei Mercedes. Die Münchner wollen zwar bis 2022 zwölf Milliarden Euro sparen. Dafür soll die Belegschaft jedoch konstant bleiben.