Was geschah am . . . 19. April 1775?

Briten vs Kolonisten: In Nordamerika beginnt der Unabhängigkeitskrieg

Die Vereinigten Staaten von Amerika: Sie gab es nicht immer so wie heute. Einst unterstanden sie dem britischen König und zahlten ihm Steuern, ohne Mitbestimmung im Parlament zu haben. Dann kämpften sie sich frei.

Briten vs Kolonisten: In Nordamerika beginnt der Unabhängigkeitskrieg

George Washington überquert mit seinen Truppen im Winter 1776 den Delaware River (Gemälde von Emanuel Leutze, 1851).

Von KNA/Markus Brauer

Wie feiern Amerikaner ihre Unabhängigkeit von Europa jedes Jahr am 4. Juli? Partys, Feuerwerk und das Hissen der Flagge sind Standard, viele kleiden sich auch in die Nationalfarben blau-weiß-rot. Es ist ein hoher Feiertag, die jährliche Erinnerung an die Unabhängigkeitserklärung; Geschäfte und Schulen sind geschlossen.

Vor 250 Jahren, am 19. April 1775, begann der Unabhängigkeitskrieg, der mit der Gründung der USA endete. Mit ihrer Verfassung wurden sie der erste moderne demokratische Bundesstaat der Geschichte. Es ist der Geburtstag der Vereinigten Staaten von Amerika.

13 Streifen auf der amerikanischen Flagge

Im Amerikanischen heißt die Unabhängigkeitserklärung: „The Unanimous Declaration of The Thirteen United States of America“. Noch heute erinnern die 13 Streifen auf der amerikanischen Flagge, 7 rote und 6 weiße, an die Gründungsstaaten – die ehemaligen 13 britischen Kolonien, die das Britische Empire entlang der heutigen Ostküste der USA unterhielt.

Die Kolonien hatten keine eigene Regierung, sondern waren dem britischen König unterstellt. Englische Siedler hatten sich dort nach der Entdeckung Amerikas niedergelassen, jedoch begann sich unter diesen ein eigenes Nationalbewusstsein zu bilden.

Ärger mit dem britischen König

Der britische König Georg III. brauchte Geld und führte deshalb hohe Steuern für die Kolonien und Zölle für Waren ein, die mit dem Schiff nach Amerika kamen. Das empfanden die Amerikaner als ungerecht: Sie mussten Steuern zahlen, obwohl sie nicht im Britischen Parlament vertreten waren. Sie kritisierten dies mit dem berühmt gewordenen Motto „No taxation without representation“.

h sich daraufhin gezwungen, die Steuern zurückzunehmen – bis auf den Zoll auf Tee. Die Bürger der Hafenstadt Boston, damals das bedeutendste Zentrum der Neuengland-Kolonien, revoltierten: Sie verkleideten sich als Indianer, schlichen sich auf englische Handelsschiffe und warfen 342 Kisten mit Tee ins Wasser. Die Aktion ging als die „Boston Tea Party“ in die Geschichte ein.

Dies verärgerte den englischen Monarchen. Er sah die Aktion als öffentliche Beleidigung an und schickte weitere Soldaten nach Boston. Die Konflikte spitzten sich zu und am 19. April 1775 brach der Krieg aus.

Eigener Staatenbund

Ein Jahr später, am 4. Juli 1776, erklärten die 13 Kolonien ihre Unabhängigkeit von Amerika und die Absicht, einen eigenen Staatenbund zu gründen. Dies hatte zunächst eine eher symbolische Bedeutung, denn bis die Unabhängigkeit vom Britischen Empire erreicht war, vergingen mehrere Jahre.

Am Anfang sah es nicht gut für die Amerikaner aus. Später stellten sich mehrere europäische Staaten auf ihre Seite, vor allem Frankreich. Irgendwann konnte die britische Regierung aufgrund der hohen Entfernung die Kämpfe nicht länger finanzieren.

Mit dem Frieden von Paris und der Unabhängigkeit der USA endete der Krieg im Jahr 1783. Als Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee von 1775 bis 1783 zählt George Washington zu einem der Gründerväter: Er war der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Krieg als Thema in „Unsere kleine Farm“

Bis in Kinderbücher hat es der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg geschafft – etwa in „Unsere kleine Farm“, dem autobiografischen Roman von Laura Ingalls-Wilder, in dem sie über das Leben ihrer Familie als Prärie-Siedler schreibt.

In den Bänden, die ab Mitte der 1870er bis 1880er Jahre spielen, wird auch der 4. Juli, der amerikanische Unabhängigkeitstag, immer wieder gefeiert. Damals war die erstmalige Erklärung der Unabhängigkeit im Jahr 1776 erst gute 100 Jahre her – und auch damals schon wird laut Schilderung Feuerwerk gezündet, die Fahne gehisst, und es werden Reden geschwungen.

So heißt es etwa: „Heute vor vielen Jahren haben sich unsere Vorväter von den europäischen Despoten losgesagt. Es gab zu der Zeit erst wenige Amerikaner, aber sie wollten keinen tyrannischen Monarchen über sich dulden. Sie kämpften mit den englischen Regierungstruppen und ihren hessischen Söldnern.“

Auch deutsche Söldner am Krieg beteiligt

Auch Deutsche waren an diesem Krieg beteiligt. Zurück geht dieser Umstand auf den Soldatenhandel unter Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel, der die deutschen Soldaten an den englischen König Georg III. „vermietete“.

Auch andere deutsche Fürsten nahmen an dem Handel teil – darunter Hessen-Hanau, Ansbach-Bayreuth und Anhalt-Zerbst. Insgesamt wurden von 1776 bis 1783 auf diese Weise schätzungsweise 30.000 deutsche Soldaten von Großbritannien angeheuert. Bezeichnet wurden sie allgemein als „Hessians“.

Ein Massengrab, in dem damals einige der deutschen Söldner bestattet worden waren, wurde nach einem Bericht der „Welt“ erst vor ein paar Jahren im Red Bank Battlefield Park im Bundesstaat New Jersey gefunden.