Computer besser als unerfahrene junge Ärzte

Guangzhou /DPA - Forscher haben ein System entwickelt, das mittels Künstlicher Intelligenz (KI) sehr zuverlässig Diagnosen bei Krankheiten von Kindern und Jugendlichen stellt. Im Vergleichstest mit Daten aus elektronischen Gesundheitsakten schnitt das KI-System bei der Diagnose besser ab als jüngere, unerfahrene Ärzte. Die chinesisch-amerikanische Gruppe um Kang Zhang von der Guangzhou Medical University präsentiert die Studie im Fachblatt „Nature Medicine“.

Ihre Studie liefere einen Nachweis, dass ein KI-System gute diagnostische Ergebnisse erzielen könne, berichten die Autoren. Das entwickelte Programm könne Ärzten helfen, große Datenmengen zu bewältigen. „Eine weitere mögliche Anwendung dieses Systems ist die Unterstützung von Ärzten bei der Diagnose von Patienten mit komplexen oder seltenen Erkrankungen“, schreiben die Forscher. Denn bei diesen Krankheiten verfügten viele Mediziner über wenig Erfahrungswissen.

Hermann Josef Kahl vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Köln betrachtet das Modell mit Skepsis: „Es mag sein, dass solche Systeme viel können – doch am Ende muss immer ein Arzt alle Befunde und Ergebnisse beurteilen und die Diagnose stellen.“ Die direkte Begegnung von Arzt und Patient sei nicht zu ersetzen. Erst im Januar war in „Nature Medicine“ ein KI-System vorgestellt worden, das seltene Erbkrankheiten anhand von Porträtbildern von Patienten erkennt.