Das erste Rendezvoushat das Staatsoberhaupt

Buga beschert Heilbronn eine Uferlandschaft und ein Stadtviertel

Klein, aber oho, an diese Maxime hält sich Hanspeter Faas. Der Geschäftsführer der Bundesgartenschau GmbH (Buga) ist ein erfahrener Ausstellungsmacher. Die Buga in Heilbronn ist die vierte, die der 64-jährige Gartenbauarchitekt mit verantwortet. Die letzte Deutschlandschau in Koblenz gilt – was die Besucherströme angeht – mit mehr als 3,5 Millionen Besuchern als die erfolgreichste der vergangenen 30 Jahre. Unterm Strich stand kein Minus, sondern ein Gewinn von 13 Millionen Euro. Nur vierzig Fußballfelder groß ist das Gelände in Heilbronn. Zum Vergleich: Die Internationale Gartenausstellung in Berlin 2017 hatte zweieinhalbmal so viel Fläche. Faas mag die Zahlenhuberei nicht besonders: Den Erfolg einer Buga „muss man an den Veränderungsprozessen messen, die dadurch angestoßen werden“, sagt er.

Die Erwartungen sind groß. Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) verlangt nicht weniger, als dass die Republik am Ende dieses Jahres ein neues Bild hat von seiner Stadt. Mehr als zwei Millionen Besucher werden erwartet, für viele wird die Visite eine Premiere. „Wir hoffen“, sagt Mergel, „dass sich aus diesem ersten Rendezvous eine große Liebe entwickelt, mindestens aber eine gute Freundschaft.“

Das erste Date steht schon. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) wird am 17. April um 11 Uhr die Buga auf dem Experimenta-Platz vor etwa 2000 geladenen Gästen zusammen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) eröffnen. Ursprünglich wollte die Stadt den Auftakt auf dem Heilbronner Marktplatz als großes Bürgerfest zelebrieren. Aus organisatorischen Gründen und wegen Sicherheitsbedenken des Bundespräsidialamts hat man die Eröffnungszeremonie aber verlegt. Anderthalb Stunden hat das Staatsoberhaupt reserviert für den Besuch der Gartenschau. Auf dem Marktplatz gefeiert wird dennoch. Der SWR überträgt den Auftakt live. Wer möchte, kann diese Übertragung beim Pu­blic Viewing vor dem Rathaus verfolgen.

Veränderung ist das zentrale Thema dieser Bundesgartenschau. Wie wirkt sich der digitale Wandel auf unser Leben aus, und wie lässt sich dieses moderne Leben nachhaltig gestalten, das sind Kernfragen dieser Gartenausstellung. Beispiele dafür sind die wieder neu angelegten, jetzt multifunktionalen alten Hafenbecken, der Karlssee und der Floßhafen: Sie dienen als Erholungsraum, sind Regenauffangbecken für das Oberflächenwasser des Stadtquartiers und gleichzeitig Wasserreservoir für die Bewässerung der Bäume und Pflanzen im Neckarbogen. Das Landesumweltministerium präsentiert sich außerdem mit einem interessanten Pavilion of Waste, der ausschließlich aus wiederverwendetem Material gebaut wurde. Der feine weiße Schotter auf dem Boden etwa stammt aus geschredderten alten Kloschüsseln. Schon jetzt gewonnen hat Heilbronn den neuen Stadtteil Neckarbogen, in dem bis in 20 Jahren 3500 Menschen wohnen und 1100 Menschen arbeiten werden, und einen Zugang zum Neckar, der bisher verwehrt war. „Ohne die Bundesgartenschau als Motor hätten wir den Neckarbogen nicht in dieser Geschwindigkeit und Qualität entwickeln können“, davon ist Harry Mergel überzeugt. 144 Millionen Euro sind seit dem Spatenstich im November 2013 in die Bundesgartenschau geflossen, ein Drittel davon übernimmt das Land. Vor 16 Jahren kam die Idee für eine Buga am Neckar auf. „Jetzt wird es Zeit, dass es losgeht“, sagt der OB. Womöglich ist er aufgeregt – wie beim ersten Date.