Allan Lichtman

„13 Schlüssel zum Weißen Haus“ sprachen für Trump

US-Politologe Allan Lichtman wurde mit seinen Prognosen für die Präsidentschaftswahl in den USA zu Unrecht als „Orakel“ oder „Nostradamus“ gefeiert. Wie man seine „13 Schlüssel zum Weißen Haus“ alternativ bewerten kann.

„13 Schlüssel zum Weißen Haus“ sprachen für Trump

Allan Lichtman („13 Keys to the White House“).

Von Michael Maier

Wissenschaftler Allan Lichtman hat mit seinem Modell der „13 Schlüssel zum Weißen Haus“ bisher (fast) jede US-Präsidentschaftswahl seit 1984 korrekt vorhergesagt. Beim Duell Donald Trump gegen Kamala Harris lag er aber falsch. Warum die „13 Schlüssel“ („13 Keys to the White House“) eigentlich von vornherein für Donald Trump sprachen.

Lichtmans System bewertet 13 Faktoren, die den Ausgang einer Präsidentschaftswahl beeinflussen können. Wenn mindestens sieben dieser „Schlüssel“ für die Regierungspartei positiv ausfallen (Antwort mit „wahr“), wird sie voraussichtlich die Wahl gewinnen. Bei sieben negativen Schlüsseln (Antwort mit „falsch“), hat die Oppositionspartei bessere Karten.

„13 Schlüssel zum Weißen Haus“

Für 2024 bewertete Lichtman 8 der 13 Schlüssel als positiv für die Demokraten. Kritiker argumentierten jedoch, dass einige seiner Einschätzungen fragwürdig seien. So ignoriere er etwa die Migrationskrise an der Südgrenze als Form sozialer Unruhen. Auch die Bewertung von Bidens erzwungenem Rücktritt und den Querelen um seinen Sohn Hunter als „kein Skandal“ sei zweifelhaft.

Besonders umstritten war Lichtmans Einschätzung des Ukraine-Kriegs als „außenpolitischer Erfolg für die USA“. Kritiker sehen darin eher ein Problem, zu dem auch die USA beigetragen haben. Auch die Bewertung von Donald Trump als angeblich „nicht charismatisch“ stieß auf deutlichen Widerspruch – egal, ob man ihn nun gut findet oder nicht.

Es zeigt sich, dass man mit zwei Kriegen, hoher Inflation, einem dementen Amtsinhaber Joe Biden und der blassen Ersatzkandidatin Kamala Harris einfach keine Chance hatte - obwohl beide medial und von Meinungsforschern noch bis zum Moment ihres ultimativen Versagens hochgejazzt wurden. Über Bidens Ausfallerscheinungen sah man hinweg, bis es nicht mehr anders ging. Und bei Kamala Harris wurde nie so recht klar, wofür sie überhaupt stand. Ein parteiinterner Wettbewerb um die Biden-Nachfolge fand überhaupt nicht statt. Ehemalige Hollywood-Größen und Familie Obama sollen im Hintergrund die Fäden gezogen haben - ohne sich aber mit offenem Visier nach vorne zu wagen.

13 Schlüssel: Funktioniert das Orakel noch?

Einige Analysten kamen bei einer Neubewertung der 13 Schlüssel schon vor Monaten auf sieben bis acht negative Faktoren für die Demokraten – was einen Sieg Trumps oder zumindest ein knappes Rennen anzeigte. Sie argumentierten zudem, dass Lichtmans System die veränderte Medienlandschaft und neue Formen der öffentlichen Meinungsbildung nicht ausreichend berücksichtige.

„13 Schlüssel zum Weißen Haus“ 2024 (nach Allan Lichtman)

Lichtman und „13 Schlüssel“ bei Bush vs. Gore

Ganz neutral ist der Politologe und Historiker Allen Lichtman bei der Auswertung seiner „13 Schlüssel“ ohnehin nicht, den er kandidierte selbst schon erfolglos für die Demokraten als Kongressabgeordneter. Ob er bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 richtig lag, ist umstritten. Er hatte einen Sieg von Al Gore vorhergesagt, und tatsächlich erhielt dieser insgesamt die meisten Stimmen. Allerdings unterlag Gore bei der Auszählung nach Staaten und Wahlmänner-Stimmen gegen George W. Bush. Richter untersagten damals eine Neuauszählung in Florida und verhalfen den Republikanern damit zum Sieg.