Ob die Sanierung und Erweiterung des Staatstheater-Areals, Ideen für das Neue Schloss oder die Zukunft der Königstraße – über die Zukunft von Stuttgarts Mitte wird heftig debattiert. Immer wieder fällt dabei der Begriff Kulturquartier.
Stuttgart Engagiert und zukunftsorientiert – so sieht sich der Verein Aufbruch Stuttgart. Vordenker ist Architekt Arno Lederer (Lederer+Ragnarsdóttir+Oei), Wortführer ist der vor allem als langjähriger SWR-„Nachtcafé“-Macher bekannte Journalist Wieland Backes. An diesem Dienstag steht der Verein vor einem Etappenziel: Im Ausschuss für Umwelt und Technik stellt Aufbruch Stuttgart im Rathaus seine Ideen vor. Wie berichtet, hatte man OB Fritz Kuhn die Broschüre „Aufbruch Kulturquartier“ bereits vergangene Woche überreicht.
Im Mittelpunkt steht die Dokumentation einer besonderen Initiative. In eigenen Worten: „Aufbruch Stuttgart entschloss sich aus Sorge um die Zukunft der kulturellen Mitte der Stadt, Architekturbüros aus den Niederlanden, aus der Schweiz, aus Frankfurt am Main und München zu einem Wettstreit der Ideen für ein Wochenende in die Landeshauptstadt einzuladen.“
In Ausstellungsform bereits im Stadtpalais Stuttgart präsentiert, sollen die Ideen der Büros aus Basel (Herzog & de Meuron), Rotterdam (KAW), Zürich (UTT), München (Allmann Sattler Wappner) und Frankfurt (Mäckler) nun die weitere Diskussion über das zukünftige Gesicht der Mitte der Landeshauptstadt beflügeln. Ausgangspunkt der Überlegungen war die geplante Sanierung des Opernhauses.
Ein Ansatz, der den Blickwinkel einerseits verengt, andererseits in der bewussten Zuspitzung Aufmerksamkeit weckt. Die zentrale Botschaft: „Die geplante Opernsanierung, die für die Büros eher einem massiven Umbau und Eingriff in die denkmalgeschützte Substanz des Littmann-Baus gleichkommt, wird von sämtlichen teilnehmenden Büros entschieden abgelehnt.“ Und: „Ein Erhalt des Littmann-Baus bei maßvoller Sanierung, eine künftig vorrangige Nutzung als Heimat des Balletts und Bau einer neuen, dritten Spielstätte im Kulturquartier erscheint daher als weit überlegene und finanziell vertretbare Gesamtlösung.“
Abgesichert durch einen Kabinettsbeschluss der Landesregierung aus Grünen und CDU laufen derweil die Vorbereitungen für die Sanierung des Opernhauses und die Erweiterung des Staatstheater-Areals um insgesamt 10 500 Quadratmeter Nutzfläche weiter auf Hochtouren.
Der Verein Aufbruch Stuttgart sieht die laufenden Planungen als „Irrweg“ – und forciert die Debatte: Am 18. Februar lädt man zur Diskussion in den Hospitalhof.
Verliert man damit nicht das Großthema Kulturquartier Stuttgart zunehmend aus dem Blick? Hochkarätige Kultureinrichtungen von Stadt und Land finden sich in einem großen Rechteck zwischen der Staatsgalerie Stuttgart, dem Institut für Auslandsbeziehungen am Charlottenplatz, dem Kunstmuseum am Schlossplatz und der Bolzstraße.
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Das Kulturquartier muss man nicht erfinden, es ist Realität. Noch immer aber fehlt das Bewusstsein für die Chance, für die Bedeutung von Wegebeziehungen in diesem Gesamtareal. Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart, sagte denn auch im September 2018 unserer Zeitung: „Fakt ist doch, dass das Profil der Stadt Stuttgart ganz wesentlich über Kultur definiert wird.“ Stuttgart habe „ein gewachsenes Kulturquartier“ – dies müsse deutlich werden.