Der Amazon-Boss wird erpresst

Amerikanisches Klatschmagazin droht Jeff Bezos, dem reichsten Mann der Welt, mit Veröffentlichung von Nacktfotos – was hat US-Präsident Trump damit zu tun?

Von Thomas Klingenmaier

Medienskandal - Jeff Bezos geht gegen das US-Skandalmagazin „National Enquirer“ vor. Wenn er das nicht unterlasse, droht das Blatt laut Bezos, würden Nacktfotos von ihm gedruckt.

Stuttgart Der reichste Mann der Welt lässt sich scheiden. Ein Thema für alle Schmuddelblättchen. Jeff Bezos, dem Gründer und Lenker des Online-Handelsriesen Amazon, musste klar sein, dass auch die amerikanische Sensationspostille „National ­Enquirer“ über seine Probleme berichten würde. Und natürlich sind Prominente darauf gefasst, auch mal einen Anwalt in Marsch setzen zu müssen. Aber der Streit, der nun zwischen Bezos und der American Media Incorporated (AMI), dem Verlag hinter dem „National ­Enquirer“, entbrannt ist, geht weit über Kränkungen und handelsübliche Paparazzi-Übergriffe hinaus.

Das Heft werde, versprach der „National Enquirer“ vom 28. Januar auf dem Cover, die „Wahrheit über den schmierigen Amazon-Gründer“ verraten, obendrein, wie Bezos „die Frau eines anderen Moguls gestohlen“ habe, und seine Sex-Kurzmitteilungen sowie „wilde Umtriebe an Bord seines Privatjets“ enthüllen. Tatsächlich konnte das Blatt, das sich auch mal mit Ufo- und Elvis-Sichtungen über Wasser hält, einige private Aufnahmen bieten.

Nur ist Jeff Bezos kein Mann, der zähneknirschend warten muss, ob ein Gericht ihm Schadenersatz zuspricht. Der Multimilliardär hat einen Privatermittler beauftragt, herauszufinden, wie der „National Enquirer“ an die Bilder und Textnachrichten gekommen ist. Der Verdacht steht im Raum, sie könnten illegal erlangt worden sein.

Der Konflikt eskalierte aber noch weiter, wie Bezos am Donnerstag im Internet-Magazin „Medium“ öffentlich machte. Vertreter von AMI hätten ihn kontaktiert: „Sie sagten, sie hätten mehr Textnachrichten und Fotos, die sie veröffentlichen würden, wenn wir unsere Untersuchung nicht einstellen.“ Unter anderem wurde aufgelistet, man besitze „ein Selfie unterhalb der Gürtellinie“. Bezos nennt das Erpressung.

Pikant wird das Ganze, weil der „National Enquirer“ keine unpolitische Skandalschleuder ist, sondern fest im Trump-Lager steht. Das Blatt hat etwa dem Ex-Playmate Karen McDougal, das behauptet, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben, 150 000 Dollar für die Rechte an dieser Geschichte bezahlt. Nur hat der „National Enquirer“ die Story nie veröffentlicht. Solche Einkäufe, um etwas dann totzuschweigen, sind in den USA üblich. AMI gibt die Zahlung zu, bestreitet aber, sie zum Schutz von Donald Trump geleistet zu haben.

Bezos ist ebenfalls Eigentümer einer Zeitung, der „Washington Post“, die ihrer kritischen Berichterstattung wegen von Donald Trump beständig attackiert wird. Trump macht keinen Hehl daraus, dass er hofft, solche kritischen Medien würden bald den wirtschaftlichen Kollaps erleiden. Die „Washington Post“ aber hat gerade durch die Übernahme durch Bezos die Chance erhalten, sich für die Zukunft neu aufzustellen. Trump halte ihn nun, schreibt Bezos, „wohl fälschlicherweise für seinen Feind“.

Nach dem Erpressungsversuch will Bezos gegenüber AMI nicht lockerlassen. „Wenn ich mich in meiner Position nicht gegen diese Erpressung wehren kann“, formuliert er, „wie viele Leute können es dann?“ Er wolle nun sehen, was zum Vorschein komme.

Er spielt dabei wohl auf einen Abhörskandal an, der das Medienimperium von Rupert Murdoch ab 2011 heftig erschütterte und den Einfluss, den Murdochs Medien auf Politik und Gesellschaft in Großbritannien ausübten, erheblich verringerte. Einen ähnlichen Dämpfer würden viele Amerikaner dem „National Enquirer“ wünschen. Aber noch hat Jeff Bezos keine Beweise.