Der Osterbotschaft auf der Spur

Backnanger und Gäste machen sich am Montagmorgen auf den Weg, um der Bedeutung des christlichen Fests nachzuspüren

„Was Ostern bedeutet und die Geschichte dahinter ist ja nicht ganz einfach zu vermitteln und verständlich zu machen“, sagt Pfarrerin Tamara Götz von der evangelischen Kirchengemeinde Backnang. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Wolfgang Beck von der katholischen Kirchengemeinde bietet sie deshalb zum dritten Mal einen ökumenischen Osterpilgerweg an, bei dem die Botschaft direkter und sinnlicher erfahrbar werden soll.

Der Osterbotschaft auf der Spur

Pfarrer Wolfgang Beck beim Auftakt im Totenkirchle – der ersten Station des Osterpilgerwegs.

Von Christine Schick

BACKNANG. Die Stadt Backnang verströmt an diesem Ostermontagmorgen Ruhe, scheint die warme Frühlingssonne erst einmal alleine zu genießen. Nur ein paar eifrige Jogger und Radfahrer sind schon unterwegs. Kurz vor halb zehn treffen dann doch eine ganze Reihe Backnanger und Gäste im Totenkirchle an der Sulzbacher Straße ein, die beim Osterpilgerweg, oder auch Emmausgang genannt, dabei sein wollen.

Tamara Götz, Pfarrerin der Matthäus- und Markuskirche, organisiert quasi als Gastgeberin der ersten Station des Vormittags – das Totenkirchle gehört zur evangelischen Stiftskirchengemeinde – noch ein paar Stühle mehr. Das kleine Gotteshaus ist gut gefüllt. „Es ist schön, dass sich so viele auf den Weg gemacht haben“, sagt sie und stimmt gemeinsam mit Pfarrer Wolfgang Beck auf den Emmausgang ein. Die erste Station ist als besonderer Ort bewusst gewählt: Das Totenkirchle entstand 1452, damals noch als größerer Bau vor den Toren der Stadt, wo auf dem dazugehörigen Friedhof die Toten zu Grabe getragen wurden. Gleichsam verweist die Pfarrerin auf das gleichschenklige Kreuz auf dem Altar mit seinem senkrechten Spalt, durch den das Licht des Tages, des Ostermontags, fällt. „Es zerbricht das Dunkel, macht Hoffnung“, sagt sie, „also suchen wir Leben in einer Welt voller Tod.“ Nach Gebet und gemeinsamem Lied – Wolfgang Steinhäußer (Lesung) und Michael Jungerth (Gitarre) unterstützen den gemeinsamen Vormittag immer wieder – geht es hinaus. Die Gruppe macht sich über die Sulzbacher Straße auf den Weg, die Staige zu erklimmen, um dem Tod symbolisch den Rücken zu kehren, wie Pfarrerin Tamara Götz es später beschreibt.

Pfarrer Wolfgang Beck ruft auf der Anhöhe dazu auf, gemeinsam nach Hoffnungszeichen zu suchen. Das fällt der Runde gar nicht schwer. „Die Bäume, alles ist wieder grün“, „der Kindergarten hier und die Ostereier an den Scheiben“, „Lächeln“ und „der Aufbruch der Natur“ wird unter anderem zusammengetragen. Tamara Götz und Wolfgang Beck fühlen sich bestätigt, Frühlingserwachen und die Kindertagesstätte Ob der Ekertsklinge sind auch für sie wichtige Wegmarken. „Das Leben in all seiner Fülle kann man nur gemeinsam verdauen“, sagt Beck.

Nach einem weiteren gemeinsamen Lied liest Wolfgang Steinhäußer einen Text, der auf den Emmausgang verweist. Er erzählt von den Jüngern, die sich auf den Weg nach Emmaus (Stadt nahe Jerusalem) machen, weil sie Zweifel an der Auferstehung Jesu Christi haben. Unterwegs schließt sich ihnen ein Fremder an, der sie zu den Vorkommnissen – Kreuzigung und Auferstehung – befragt und sich später als Jesus entpuppt. Weiter geht es auf dem Zeller Weg durch üppiges Grün – Bäume und Wiesen am Wegesrand. Die dritte und letzte Station nahe einer Brücke nutzt Pfarrer Wolfgang Beck, um Zweifel und problematische Wegbegleiter zu thematisieren. In den Geschichten der Bibel tauchen sie als Dämonen auf, könnte man sagen. Diese habe der Tübinger Theologe Fridolin Stier mit dem Bild der „Aber-Geister“ übersetzt. Sie treten für Beck in vielerlei Gestalt auf: Angefangen bei dem Zweifel, die Fahrprüfung zu bestehen, über den Hang zum Perfektionismus und einem Sich-nicht-mehr-verzeihen-können bis hin zu einem Leben, das nur noch durch Arbeit und Leistung definiert ist. Manchmal sei es auch eine Sprache, die alles in Zuckerwatte hüllt, glättet, schönt, obwohl das Gegenteil der Fall ist. „Dann ist nur von Entwicklung und Wachstum die Rede, wo man auch von Ausbeutung und Missbrauch sprechen müsste“, sagt Pfarrer Wolfgang Beck und plädiert dafür, zu vertrauen, zu glauben, zu hoffen, auch im Alltag mit Gott zu rechnen und den nächsten Schritt zu wagen, um den Aber-Geistern quasi davonzulaufen.

Mit diesen Eindrücken führt der Weg weiter auf der Höhe zur katholischen Christkönigskirche, wo Osterpilger und weitere Gäste zum gemeinsamen, ökumenischem Gottesdienst zusammenkommen.

Der Osterbotschaft auf der Spur

Die Osterpilger haben sich mit Pfarrerin Tamara Götz (vorne links) auf den Weg gemacht, um Ostergeschichte und -botschaft sprichwörtlich nachzugehen; an drei Stationen – hier auf dem Zeller Weg – mit Lesungen, Gedankenaustausch und gemeinsamen Liedern. Foto: A. Becher