Die Brücke in die neue Heimat

Bürgerpreis-Kandidaten 2018: Paten des AK Integration Weissach im Tal helfen Geflüchteten, in der Gemeinde anzukommen

Der AK Integration Weissach im Tal unterstützt Menschen aus anderen Ländern und anderen Kulturen. Die ehrenamtlichen Paten helfen Menschen, sich schnell in das gesellschaftliche und kulturelle Leben in der Gemeinde zu integrieren und gemeinsam eine neue Heimat zu schaffen.

Die Brücke in die neue Heimat

Pate David Walker hilft den Geflüchteten bei bürokratischen Anliegen. Foto: A. Becher

Von Sarah Schwellinger

WEISSACH IM TAL. Sie helfen, den Alltag zu meistern. Sie sind die Brücke in eine neue Heimat: Die Paten des AK Integration Weissach im Tal stehen Geflüchteten bei Fragen stets zur Seite und unterstützen, wenn es Hürden gibt. „Als die geplante Asylunterkunft brannte, wurde es mir bewusst, wie schlecht es anderen geht und wie gut es mir geht. Ich wollte helfen“, David Walker ist seit September 2017 einer der 20 Paten des AK Integration. Gemeinsam mit seiner Frau Leticia Herrera de Walker kümmert er sich um eine Familie aus Afghanistan. In Weissach wohnen die Eltern mit ihren drei Söhnen. Aber je nachdem, wer aus der Familie gerade zu Besuch ist, können das auch mal zehn Leute sein.

Die Paten des AK Integration sind nicht dazu da, Aufgaben zu übernehmen, sondern sie stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wie funktioniert das mit den Behörden? Wo bekomme ich eine Arbeitserlaubnis? Was muss man tun, wenn man zum Arzt muss? Wo muss ich hin, wenn mein Kind zur Schule muss? „Meistens ist es so, dass meine Familie sich mit Fragen bei mir meldet, dann verabreden wir uns und besprechen das.“ Elisabeth Tribus wohnt selbst mit ihrer eigenen Familie seit etwas mehr als einem Jahr in Weissach. Seit Januar steht sie einer irakisch-kurdischen Familie zur Seite. Am Anfang war das etwas fordernder, als es jetzt ist. Die bald fünfköpfige Familie musste sich in der Gemeinde erst einmal zurechtfinden. Elisabeth Tribus half gemeinsam mit ihrer Familie, den Neuankömmlingen Anschluss zu geben und half ihnen, heimisch zu werden.

Paten sollen Geflüchtete zu einem selbstbestimmten Leben führen

Die Paten sollen Vorbilder sein und unterstützen, sodass die geflüchteten Familien möglichst schnell ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben führen können. Damit das auch klappt, achten die Paten bei ihren Familien darauf, dass Sprachkurse und andere integrative Maßnahmen wahrgenommen werden. „Meine Frau übt Deutsch mit ihnen“, sagt David Walker. Sie liest gemeinsam mit ihnen einfache Bücher, lässt sich von den Kindern etwas vorlesen, animiert die komplette Familie dazu, auch untereinander Deutsch zu sprechen. David Walker ist mehr für Bürokratisches zuständig. Er sah, dass die Menschen Probleme haben, die er nicht hat, und entschied sich, genau dort zu helfen. „Vieles, was für uns selbstverständlich ist, bedeutet für andere eine große Hürde.“ Er sei einfach ins kalte Wasser gesprungen, denn die Bürokratie ist nicht immer einfach.

Auch Elisabeth Tribus kommt manchmal an einen Punkt, wo sie nicht mehr helfen kann. „Ich bin kein Sozialarbeiter, aber ich kann dann weitervermitteln, wenn ich nicht mehr weiterweiß.“

Das Prinzip, Geflüchtete mit Bürgern zu vernetzen, geht auf – bis zu den Jüngsten. „Meine Kinder habe ich von Anfang an mit zu unserer Patenfamilie genommen“, erzählt Tribus. Das sei ihr wichtig gewesen, denn sie selbst kenne das aus ihrem Elternhaus auch so und das will sie auch ihren Kindern weitergeben: Einen Einblick in eine fremde Kultur, in eine fremde Welt, ja auch in fremde Not zu bekommen. „Ich wollte meinen Kindern auch zeigen, dass wir nicht allein sind auf dieser Welt.“ Dass man anderen Hilfe anbietet, kennt sie aus ihrer Kindheit und so will sie es weitergeben.

Dadurch ist ein Vertrauen entstanden, es wurden Beziehungen aufgebaut. „Ich darf ihnen auch Sachen sagen, die nicht so angenehm sind“, erklärt Tribus. Das geht nur, wenn eine gemeinsame Basis geschaffen wurde.

Der AK Integration, der seit 2014 besteht und momentan 142 Geflüchtete betreut, wird durch ehrenamtliche Mitglieder koordiniert, die eng mit Jennifer Reinert, der Integrationsmanagerin der Gemeindeverwaltung Weissach im Tal zusammenarbeiten. Zusätzlich unterstützt die FSJlerin Nadine Heudorf die Arbeit der Paten in sämtlichen Alltagsfragen.

Die Mitglieder sorgen durch organisatorische, familiäre, sprachliche und kulturelle Aktivitäten dafür, dass die Integration für möglichst alle Beteiligten erfolgreich verläuft. Dabei sollen auch die sogenannten „typisch deutschen Werte“ wie Pünktlichkeit, Ordentlichkeit, Sauberkeit und Struktur vermittelt werden. Zu bestimmten Themen finden auch immer wieder professionelle Vorträge statt. Um noch weiter zusammenzuwachsen, gibt es gemeinsame Treffen, wie ein Ausflug oder auch nur nettes Beisammensein bei einem Kaffee. Zusätzlich gibt es eine Krabbelgruppe, in der ausländische Frauen auf mit deutschen Frauen zusammenkommen und sich austauschen können. Neu ist das Sprachcafé für Männer.

Der Arbeitskreis unterstützt zudem die Geflüchteten auch finanziell – nämlich dann, wenn die Personen das Geld nicht aufbringen können. Das können Lehrbücher oder auch mal eine Bus- oder Bahnfahrt sein. Finanziert werden die Ausgaben aus Spenden, deren Gelder ausschließlich für integrative Zwecke verwendet werden, sowie den Einnahmen aus Sport- oder Kulturveranstaltungen.

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