Am Aichstruter Stausee herrscht im Sommer reger Badebetrieb. Der Steg und die Plattformen mussten allerdings umgebaut werden, um bei Badeunfällen Zivilklagen vorzubeugen. Archivbild: Gaby Schneider
Von Kai Wieland
Rems-Murr. Der Sommer ist da, die Freibäder sind voll, die Hitze lockt die Menschen ins kühle Nass. Wer es naturbelassen mag, zieht einen Badesee dem gechlorten Wasser vor, aber wohl nur dann, wenn keine Blaualgen um die Luftmatratze treiben.
Für die Seen im Rems-Murr-Kreis sowie überhaupt in Baden-Württemberg besteht jedoch auch in diesem Jahr kein Anlass zur Sorge. Eine „hervorragende Wasserqualität“ bescheinigt das Sozialministerium den 312 regelmäßig kontrollierten Badestellen im Land. Dazu zählen im Rems-Murr-Kreis der Ebnisee in Kaisersbach (ausgezeichnete Qualität), der Waldsee im Murrhardter Stadtteil Fornsbach (ausgezeichnet), der Aichstruter Stausee in Welzheim (gut), der Ziegeleisee in Schorndorf (ausgezeichnet), der Badesee Plüderhausen (gut) und der Eisenbachsee in Alfdorf (ausgezeichnet). Auch beliebte Seen in benachbarten Landkreisen, etwa der Diebachsee in Fichtenberg (ausgezeichnet) und der Naturbadesee in Gschwend (ausgezeichnet), schnitten bestens ab. Der Breitenauer See wurde nicht ausreichend beprobt, für ihn wurde allerdings jüngst eine Warnung wegen sogenannten Saugwurmlarven ausgesprochen. In Baden-Württemberg wurden nur zwei Seen, der Holzmühleweier im Kreis Ravensburg und der Sunthauser See im Schwarzwald-Baar-Kreis, als mangelhaft bewertet.
Die Badesaison kann also in vollen Zügen genossen werden, ob beim spielerischen Planschen, ausdauernden Schwimmen, Austesten des Stand-up-Paddleboards oder Sonnen auf einem Holzsteg. Letzterer hat etwa am Aichstruter Stausee allerdings kürzlich eine Umbaumaßnahme erfahren, genauso wie die beiden Holzplattformen. Dies hat vor allem haftungsrechtliche Gründe und war zuvor bereits an anderen Badeseen, etwa in Plüderhausen, ein Thema.
Trend zum Rückbau von Badeanlagen
„Es gibt rechtlich gesehen zwei Arten von Badegewässern: einerseits die Nutzung als Naturbad – ein eingezäuntes Gelände mit Öffnungszeiten und Badeaufsicht – und andererseits die Nutzung als reine Badestelle, die frei zugänglich ist“, erklärt Uwe Lehar von der Stadtverwaltung Welzheim. Ein Gutachten, welches vom Fachverband Deutsche Gesellschaft für das Badewesen erarbeitet wurde, habe in diesem Zusammenhang ergeben, dass die Stadt Welzheim bei einer Nutzung als Naturbad mit typischen Ausbauten wie Badestegen oder Wasserrutschen für die Sicherheit auf der Anlage verantwortlich wäre. Dazu zählt unter anderem eine Badeaufsicht. „Andernfalls käme es bei einem Unfall sehr wahrscheinlich zu einer zivil- oder strafrechtlichen Haftung.“ Anders sieht es bei einer Badestelle aus, bei der die Nutzung zwar erlaubt ist, aber auf eigene Gefahr erfolgt.
Da die zukünftige Nutzung als Naturbad von der Gemeinde personell kaum zu leisten ist, wurden der Badesteg und die Plattformen so umgebaut, dass sie keine bädertypischen Attraktionen mehr darstellen. Andere Anlagen an Land wie die Liegewiesen, der Kinderspielplatz, Gastronomie, Parkplätze, Toiletten, Duschen und Umkleiden seien davon aber nicht betroffen, sagt Uwe Lehar. Auch die Badetreppen und Wasserzugänge dürfen erhalten bleiben.
Der Steg und die Plattformen sind gesichert worden, das Hineinspringen ist nun per Beschilderung verboten. Über eine Treppe kann man jedoch weiterhin ins Wasser steigen. Die Wasserrutsche hingegen wurde auf die Wiese verlegt und als normale Rutsche umgenutzt.
Hinweisschild: Schwimmen auf eigene Gefahr
Auch die Stadt Murrhardt musste am Waldsee in Fornsbach reagieren: Nachdem nicht mehr genügend Personal zur Badeaufsicht gefunden werden konnte, sahen die Verwaltung und der Gemeinderat der Stadt Murrhardt weiteren Handlungsbedarf und trafen ebenfalls den Entschluss, den Waldsee zu einer Badestelle zurückzubauen. Dies betraf unter anderem eine Badeinsel. Außerdem mussten der Boots- und der Angelsteg dahingehend gesichert werden, dass ein Hinuntertauchen nun ausgeschlossen ist. Die für die Badegäste spürbarste Maßnahme ist die Trennung von Schwimm- und Bootsbereich durch im Wasser treibende Holzelemente. Der Schwimmbereich schließt unmittelbar an den Nichtschwimmerbereich an. Ein Hinweisschild, dass das Schwimmen auf eigene Gefahr erfolgt, sei nicht ausreichend gewesen, heißt es seitens der Stadtverwaltung: „Der Nutzer muss die Grenzen physisch wahrnehmen können, also deutlich für alle erkennbar sein. Wenn er diese Grenzen bewusst überschwimmt, tut er dies auf eigene Gefahr, kann diese Überschreitung aber für sich persönlich vornehmen.“
Am Ebnisee, dem touristisch wohl am stärksten erschlossenen Gewässer im Raum Backnang und Murrhardt, sei die Thematik weniger drängend, da es keine bädertypischen Attraktionen gebe, sagt Konrad Jelden vom Ebniseeverein: Eine Schwimminsel wurde hier bereits vor Jahren entfernt. Zudem bestehe seit vielen Jahren eine Kooperation mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, sodass an Wochenenden, insbesondere in den Sommerferien, ein Rettungsteam vor Ort ist. Das Baden jedenfalls erfolge stets auf eigene Gefahr.
Probenentnahme Die Wasserqualität der Seen wird während der Badesaison, die in Baden-Württemberg von 1. Juni bis 15. September dauert, durch die Untersuchung von Wasserproben im Labor festgestellt. Diese erfolgt mindestens einmal im Monat durch die jeweils zuständigen Gesundheitsämter.
Parameter Ausschlaggebend für die Bewertung sind insbesondere zwei Werte: Kolibakterien und Enterokokken, welche auf mögliche fäkale Verunreinigungen hinweisen können. Außerdem werden sichtbare Verschmutzungen, etwa durch Müll, sowie eine vermehrte Algenbildung (zum Beispiel Blaualgen) berücksichtigt.
Empfehlungen Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg empfiehlt Badenden, die Hinweisschilder und Warnungen an den Seen zu beachten und gegebenenfalls bei den Gemeinden oder den zuständigen Gesundheitsämtern nachzufragen. Vom Baden in Flüssen wird grundsätzlich abgeraten, sofern es sich nicht um ausgewiesene Badestellen handelt, da diese nicht geprüft werden.