Auf der nordischen Ski-WM im österreichischen Seefeld liegt ein dunkler Dopingschatten. Ermittler sind sicher, ein internationales Netzwerk zerschlagen zu haben.
Seefeld Der Wintersport hat einen neuen Dopingskandal – und die Spuren führen nach Deutschland. Gestern gab es in Erfurt und im österreichischen Seefeld Hausdurchsuchungen, Ermittler nahmen neun Personen fest, darunter fünf Langläufer, die aktuell an den nordischen Ski-Weltmeisterschaften teilnehmen. Zwei von ihnen waren bis zu ihrer Festnahme Teammitglieder der Mannschaft der Gastgeber, einer wurde erwischt, als er eine verbotene Bluttransfusion erhielt. Ausgangspunkt der Ermittlungen waren die Aussagen des österreichischen Langläufers Johannes Dürr, der 2014 beim Dopen überführt worden war und zu Beginn des Jahres in einer ARD-Dokumentation ausgesagt hatte. Auch mit den Ermittlern der Münchner Staatsanwaltschaft kooperierte er.
Im Zentrum der Ermittlungen stand der Erfurter Mediziner Mark Schmidt, einst Mannschaftsarzt im Radteam Gerolsteiner. Er wurde, wie auch ein Komplize, in Erfurt festgenommen. Die Ermittler gehen davon aus, ein „international agierendes Dopingnetzwerk“ zerschlagen zu haben. 120 Beamte waren an den Zugriffen und Razzien am Mittwoch beteiligt. Dieter Csefan, der in Innsbruck die Ermittlungen leitet, sagte: „Wir haben viele Beweise sichergestellt, darunter Datenträger, Computer und Blut.“ Peter Schröcksnadel, der Präsident des Österreichischen Skiverbandes, erklärte: „Nichts ist niederträchtiger als das Erkaufen von besseren Resultaten durch illegale, leistungssteigernde Methoden.“
Das deutsche Team war von alldem nicht betroffen, das bestätigte nicht nur der Deutsche Skiverband, sondern auch die Staatsanwaltschaft in München. „Trotz des engmaschigen Kontrollnetzes passiert so etwas Schockierendes“, sagte Bundestrainer Peter Schlickenrieder, „wir müssen alles tun, dass so etwas nicht mehr geschehen kann.“