Bei der Wahl des künftigen Papstes sind auch drei Persönlichkeiten aus Deutschland dabei – aber keiner aus dem Trio gilt als „papabile“.
Kardinal Rainer Maria Woelki
Von Michael Maier
Drei deutsche Kardinäle nehmen am Konklave teil, das den Nachfolger von Papst Franziskus wählt: Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Keiner von ihnen gilt als Papabile, also als potenzieller Papst. Der Münchner Kardinal Marx hätte vor einigen Jahren jedoch durchaus als Kandidat in Betracht gezogen werden können.
KARDINAL MÜLLER gehört zu den umstrittensten Theologen Deutschlands. Der 77-Jährige, geboren am 31. Dezember 1947, vertritt klar die Position des erzkonservativen Flügels innerhalb der katholischen Kirche. Er kritisierte die deutliche Distanzierung der deutschen Bischofskonferenz von der AfD als Opportunismus. In Bezug auf das Ende 2023 veröffentlichte Dokument von Papst Franziskus zur Segnung homosexueller Paare bezeichnete Müller das Papier als eine Irrlehre – Häresie – und wies auf die damit verbundenen Konsequenzen hin.
Müller war von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg. Papst Benedikt XVI. holte ihn 2012 in den Vatikan und ernannte ihn zum obersten Glaubenshüter der katholischen Kirche, zum Präfekt der Glaubenskongregation. Der ab 2013 amtierende Franziskus erhob Müller zwar noch in den Kardinalsrang - doch 2017 entließ er ihn aus dem Amt des Präfekten.
Kardinal Müller zu konservativ?
Der Kardinal äußerte wiederholt Kritik an den Reformideen des Papstes. Auch nach seiner Entlassung blieb er nicht untätig und äußerte sich weiterhin kritisch. Einige konservative Stimmen betrachten die Distanz zwischen dem Reformer Franziskus und Müller als potenzielle Chance für Müller, Papst zu werden.
KARDINAL WOELKI leitet das Bistum Köln. Unter seiner Führung verlor das Bistum den lang als stabil geltenden Status als das größte deutsche Bistum nach der Zahl der Katholiken an das benachbarte Münster. Die Rückgänge im Kölner Bistum sind teilweise auf die von Papst Franziskus kritisierte Kommunikation des Kardinals bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zurückzuführen. In der Folge traten zwischen 2021 und 2023 mehr als 130.000 Menschen aus der katholischen Kirche in Köln aus.
Der 68-jährige Woelki kann sich auf eine Art Schutz durch Papst Franziskus berufen. In der Hochphase der Krise bot er dem Papst seinen Rücktritt an, doch Franziskus reagierte nicht auf dieses Angebot. Woelki zählt zu den führenden Vertretern des konservativen Flügels im deutschen Klerus. Er war theologisch ein Ziehsohn des langjährigen Kölner Kardinals Joachim Meisner, unter dem er als Weihbischof tätig war. 2011 ernannte ihn Papst Benedikt zum Erzbischof von Berlin, und 2012 erhob er ihn zum Kardinal. 2014 kehrte Woelki nach Köln zurück.
Deutsche Kardinäle im Konklave 2025
Ärger um Kardinal Marx
KARDINAL MARX galt lange als der deutsche Theologe, der die engste Zusammenarbeit mit Papst Franziskus pflegte und zu den einflussreichsten Geistlichen in der europäischen Kirche zählte. In den letzten Jahren ist es jedoch innerkirchlich ruhig um den 71-Jährigen geworden. Ein Grund dafür ist die von Gutachtern kritisierte Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs, für die auch Marx Mitverantwortung trägt. Papst Franziskus wies ein Rücktrittsangebot, das Marx 2021 einreichte, jedoch zurück.
Marx erhielt bereits im Alter von 42 Jahren die Bischofsweihe. 1996 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Weihbischof von Paderborn. Im Jahr 2001 übernahm Marx das Bischofsamt in Trier und wurde 2007 Erzbischof von München und Freising. Während seiner Zeit in München ernannte Benedikt XVI. ihn 2010 zum Kardinal, wodurch er der jüngste Kardinal seiner Zeit wurde. 2014 übernahm Marx den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz. Von 2012 bis 2018 leitete er zudem die Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen.
Papst Franziskus berief Reinhard Marx kurz nach seiner Wahl im Jahr 2013 in den Kardinalsrat, der aus einer kleinen Gruppe von Kardinälen besteht und als sein wichtigstes Beratergremium fungiert. Im Jahr 2023 berief er den deutschen Kardinal jedoch nicht mehr. Marx ist durch seine zahlreichen Aufgaben gut in der Weltkirche vernetzt, doch eine Wahl zum Papst erscheint dennoch unwahrscheinlich.
Mit Agenturmaterial