Fahrradbranche

E-Bikes halten länger als erwartet

In Deutschland gibt es mittlerweile mehr Fahrräder als Menschen. Eine Marktsättigung sehen Branchenvertreter aber nicht. Wegen voller Lager und hoher Rabatte fielen Produktion und Umsatz geringer aus. So geht es der Branche.

E-Bikes halten länger als erwartet

Mehr als jedes zweite verkaufte Fahrrad in Deutschland ist ein E-Bike.

Von Imelda Flaig

Nach einem herausfordernden Jahr gibt sich die Fahrradbranche für 2025 wieder zuversichtlich und hofft auf bessere Umsätze und höhere Preise. E-Bikes bleiben der Motor der Branche, auch wenn deren Durchschnittspreis deutlich gefallen ist.

2024 waren E-Bikes aufgrund von Rabattaktionen im Handel um durchschnittlich gut zehn Prozent günstiger als im Jahr zuvor. Der Brutto-Durchschnittspreis für ein E-Bike lag bei 2650 Euro (2023: 2950 Euro). Im Fachhandel, wo zwei von drei Rädern gekauft werden, lag er bei 3531 Euro (nach 4190 Euro). Die Preise für Fahrräder ohne Motor stiegen dagegen um 6,4 Prozent auf durchschnittlich 500 Euro (nach 470) – quer über alle Verkaufskanäle, vom Fachhandel über Onlinehändler bis zu SB-Märkten. Gefragt waren unter anderem auch Rennräder und Gravelbikes (geländegängige Fahrräder).

Nicht nur volle Lager haben die Branche 2024 ausgebremst, ein Hemmnis könnte auch die lange Lebensdauer der E-Bikes sein. Nach Einschätzung des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) halten Akkus und damit die gesamten E-Bikes deutlich länger als bislang erwartet und werden entsprechend später verschrottet. Man habe die Lebensdauer zu niedrig eingeschätzt, sagte ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork, statt ursprünglich vier bis fünf Jahre seien es acht bis neun Jahre.

Der Bestand an E-Bikes und Fahrrädern hierzulande hat weiter zugenommen. Mittlerweile gibt es in Deutschland mit rund 89 Millionen Rädern – darunter 15,7 Millionen E-Bikes – mehr Fahrräder als Menschen (83,6 Millionen Menschen Ende 2024 laut Statistischem Bundesamt).

Rabatte hinterlassen Spuren beim Umsatz

Dass die Branche zuletzt mit vollen Lagern, Preisdruck und Rabattschlachten zu kämpfen hatte, hinterlässt auch Spuren beim Gesamtumsatz. Der ist 2024 um 10,3 Prozent auf 6,33 Milliarden Euro zurückgegangen, liegt damit aber noch deutlich über dem des Jahres 2019, dem Vor-Corona-Niveau. Zur Erinnerung: In der Pandemie hatten viele das Radfahren wieder für sich entdeckt. Händler stockten ihre Bestellungen auf, und die Hersteller konnten gar nicht genug Räder produzieren. Doch nach Rekordverkäufen schwächte sich der Markt ab, was unter anderem auch mit der hohen Inflation zu tun hatte. Die Nachwehen spürt die Branche noch immer. 2026 geht Experte Stork von einer Normalisierung des Marktes aus.

2024 wurden in Deutschland 3,85 Millionen Fahrräder und damit 2,5 Prozent weniger verkauft als im Jahr zuvor. E-Bikes sind darunter mit 2,05 Millionen verkauften Stück im zweiten Jahr in Folge auf der Überholspur. Auch die deutsche Fahrradproduktion richtet sich primär auf Räder mit Antrieb aus: 1,33 Millionen E-Bikes wurden 2024 in Deutschland produziert, demgegenüber stehen 641 000 produzierte klassische Fahrräder.

Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 13,8 Prozent weniger Fahrräder produziert als im Vorjahr. Fast die Hälfte der in Deutschland verkauften Fahrräder wurden auch hierzulande produziert. „Wir erwarten, dass die künftige Bundesregierung das Potenzial unserer Zukunftsbranche als Teil der heimischen Wirtschaft entsprechend erkennt und fördert“, so ZIV-Geschäftsführer Stork.