Backnanger DLRG-Ortsgruppe unterstützt die Schwimmmeister des Wonnemars

Ehrenamtliche Entlastung am Beckenrand: Die Backnanger DLRG-Ortsgruppe unterstützt mit ihrer Rettungswache während der Sommersaison an den Wochenenden im Freibad die Schwimmmeister des Wonnemars. Die Wachgänger sind insbesondere präventiv tätig und haben einen achtsamen Blick auf die Badegäste.

Backnanger DLRG-Ortsgruppe unterstützt die Schwimmmeister des Wonnemars

Thomas Frey und Sabine Kerber haben einen achtsamen Blick auf die Badegäste, wenn sie zwischen den Becken im Freibad ihre Runden laufen. Foto: Tobias Sellmaier

Von Nicola Scharpf

Backnang. Die Acht bestimmt bei den Wachgängern der Backnanger DLRG-Ortsgruppe die Dienste an den Sommerwochenenden und Feiertagen im Freibad. Die Ehrenamtlichen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft in ihren roten T-Shirts mit gelber DLRG-Aufschrift laufen achtförmige Runden um die Becken: Einen Bogen in die eine Richtung um das Schwimmerbecken, zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken Richtungswechsel dann einen Bogen in die andere Richtung um das Nichtschwimmerbecken und das Ganze wieder von vorne. Fünf bis sechs Minuten braucht eine Acht, schätzt Thomas Frey. Der stellvertretende Ortsgruppenvorsitzende hat selbst viele Jahre lang Wachdienste im Freibad geleistet. Es sei denn, es ist ein sehr heißer Tag – so wie gestern. Dann suchen sich die Wachgänger auch mal markante Punkte im Schatten, um von dort aus die Becken zu beobachten– zum Beispiel bei den Startblöcken am Schwimmerbecken oder bei einer Bank im Schatten eines Baums am Nichtschwimmerbecken, schildert Sabine Kerber, die im Vorstand der Ortsgruppe die technische Leiterin der Ausbildung ist und auch die Wachpläne erstellt.

Vier Augen sehen mehr als zwei

So oder so, die DLRG-Wachgänger sind „eine super Unterstützung an den Wochenenden. Vier Augen sehen mehr als zwei“, sagt Schwimmmeisterin Andrea Schmid, die seit 36 Jahren in Backnangs Bädern beschäftigt ist. Dank der Entlastung durch die Ehrenamtlichen sei sie freier vom Arbeiten her, könne beispielsweise Schwimmabzeichen abnehmen und intensiver auf die Badegäste eingehen.

Auf der bestuhlten Wiese hinter dem Eingangsbereich kommt eine Mutter mit ihrem Sohn im Grundschulalter auf Thomas Frey zu, weil der Junge über Schmerzen in der Brust klagt. „Wo tuts weh?“, fragt er das Kind. „Ist dir schwindelig?“ Er nimmt das Handgelenk des Jungen. „Weißt du, was ich gerade mache?“, fragt er, während er den Puls fühlt. Anschließend wendet er sich an die Mutter mit dem Ratschlag, sie soll ihr Kind weiter beobachten und beim Anhalten der Beschwerden zum Arzt gehen. Aufschürfungen, Bienenstiche, Zeckenbisse: Das sind Dinge, mit denen sich Badegäste häufig an die DLRG-Helfer wenden. Die reichen dann Pflaster, Desinfektionsspray oder Zeckenpinzetten und leiten bei Bedarf bei der Wundversorgung oder Stachelentfernung an.

Sie ermahnen Pappenheimer, die das Wasser auf den Rutschen stauen

Hauptsächlich sind die Wachgänger vom Beckenrand aus aber für die Prävention zuständig. Sie klären Eltern auf, dass Kinder mit Schwimmflügeln im Schwimmerbecken auch in Begleitung eines Erwachsenen nichts verloren haben. Sie ermahnen Pappenheimer, die das Wasser auf den Rutschen stauen, oder weisen Schwimmer darauf hin, dass sie im Sprungbecken nicht schwimmen dürfen. Das Ganze „ohne Zeigefinger, verpackt mit ein bisschen Humor“, sagt Frey, dann sind die meisten einsichtig. Wobei dieses gewisse Standing, die Souveränität erst mit der Zeit komme. Genauso wie der Weitblick. Wenn beispielsweise ein Badegast im Wasser paddele wie ein Hund, werde er aufmerksam. Ebenso am Tauchen könne er erkennen, ob jemand richtig schwimmen könne. Diese Achtsamkeit begleitet Frey, auch wenn er gar nicht im Wachdienst ist. „Am Meer mit Wellen und kleinen Kindern, da ist ein Auge im Urlaub und das andere Auge guckt immer.“ Frey hat seit 1982 durchgängig bis vor drei Jahren in den Freibädern in Oppenweiler und Backnang Dienste in der Rettungswache übernommen. In all den Jahren habe er nur einmal jemanden vor dem Ertrinken retten müssen – einen Jugendlichen, der nicht richtig schwimmen konnte. Seine Kollegin Sabine Kerber berichtet, dass sie im vergangenen Jahr einen Vater aus dem Sprungbecken gezogen habe, nachdem der Nichtschwimmer vom Einmeterbrett gesprungen war – wohl um seinen Söhnen etwas zu beweisen. Jedenfalls sind sich die beiden DLRG-Ehrenamtlichen einig: „Uns sind die Dienste am liebsten, an denen nichts passiert.“

Über 20 Wachgänger engagieren sich aktuell

Die Ehrenamtler sind samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags sowie an Feiertagen in zwei Schichten von 10 bis 14 und von 14 bis 18 Uhr im Einsatz. Über 20 Wachgänger engagieren sich aktuell für die Backnanger Rettungswache im Freibad. „Wir sind stolz, dass wir so viele haben“, sagt Kerber. Jugendliche ab einem Alter von ungefähr 14 Jahren können Wachgänger werden, sofern sie mindestens das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze besitzen. Je älter sie werden und je höher ihr Schwimmabzeichen, desto mehr trauen ihnen die Wachleiter, die über 18 Jahre alt sein müssen, zu. Fehlt der Wachleiter, gibt es keine Rettungswache. „Das kommt schon vor, dass eine Schicht nicht besetzt ist, aber wenig. Früher war das häufiger“, sagt Kerber, die die beiden Tage des zurückliegenden Wochenendes fast komplett im Freibad im Dienst war. „Es ist keine harte körperliche Arbeit“, sagt Thomas Frey. „Aber abends ist man trotzdem müde.“ Er mag die Atmosphäre, wenn abends der Großteil der Badegäste geht, wenn die Wasseroberfläche glatter wird. Dann ist für die Wache die Zeit gekommen, selbst ins Becken zu springen.

DLRG-Ortsgruppe Backnang

Aufgaben Neben diversen Schwimmkursen und Trainingsgruppen sowie der Rettungswache im Freibad übernimmt die Backnanger Ortsgruppe, mit der sich 2022 die Ortsgruppe Oppenweiler/Sulzbach vereint hat, verschiedene Aufgaben: Beim Backnanger Straßenfest sind Sanitäter-Fußstreifen unterwegs und Einsatzkräfte auf der Murr. Ähnlich bei der Murr-Regatta. Auch bei Handballspielen, Judo-Veranstaltungen oder beim Triathlon ist die DLRG im Einsatz. Ihre drei Einsatzfahrzeuge, Boot und Anhänger hat sie nahe der Spritnase stationiert.

Ausbildung Die DLRG bildet nicht nur Rettungsschwimmer aus. Es gibt die Tauchausbildung mit zentraler Prüfung im Bayerischen oder die Möglichkeit, Strömungsretter – Spezialisten für Seil- und Bergetechniken – zu werden.