Ein Aufleuchten in der Dunkelheit

In Althütte fand zum sechsten Mal das Modellballonfest statt – Ballonglühen auf dem Festplatz zieht viele Zuschauer an

Treffen sich ein Clown, ein Elefant, zwei Eulen und Wecker in Althütte... Ein Witz? Nein, natürlich nicht. Denn am Wochenende fand dort das Modellballonfest statt. 25 Ballonteams aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, der Schweiz und Südtirol trafen sich, um ihre gar nicht mal so kleinen Ballons steigen zu lassen. Höhepunkt war das Ballonglühen am Samstagabend.

Ein Aufleuchten in der Dunkelheit

Alle Ballone gleichzeitig glühen zu lassen, hat zwar nicht ganz geklappt, aber auch so sind die leuchtenden Figuren aus Nylon auf dem Festplatz in Althütte ein echter Hingucker. Fotos: A. Becher

Von Silke Latzel

ALTHÜTTE. Noch sieht Clown Oleg ein bisschen traurig aus, ihm fehlt noch etwas heiße Luft. Doch zumindest seine Frisur sitzt schon perfekt unter der gestreiften Mütze. Er ist gemeinsam mit Benjamin Probst aus Meran in Südtirol angereist. Die beiden sind das dritte Mal in Althütte dabei.

Während der 26-jährige Benjamin ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, besitzt Oleg nur eine Hülle aus dünnem, reißfestem Nylon. Die beiden sind ein eingespieltes Team. „Besonders bei Kindern kommt der Clown gut an, er ist ein echter Publikumsmagnet. Aber auch die Erwachsenen mögen ihn sehr gern. Es ist ein Hobby, das aus dem Herzen kommt und ich freue mich immer, wenn ich dann auch andere damit begeistern kann“, sagt Probst. Er ist einer von 25 Teilnehmern, die nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den europäischen Nachbarländern an diesem Wochenende nach Althütte gereist sind. Bereits zum sechsten Mal treffen sich die Ballonfreunde in der kleinen Gemeinde im Rems-Murr-Kreis.

Die meisten der Modellballonfahrer sind über die großen Heißluftballons zu den etwas kleineren Modellen gekommen. So auch Probst. „Ich komme ursprünglich aus Schwäbisch Hall und bin dort in einem Heißluftballonteam. Dort fahre ich allerdings nicht Ballon sondern bin Verfolger, das heißt, ich fahre mit dem Auto hinter dem Ballon her, helfe beim Auf- und Abrüsten und bringe den Ballon, die Crew und die Gäste wieder nach Hause.“ In Althütte ist Probst aber als Pilot seines eigenen „kleinen“ Ballons. Wobei – klein ist hier nicht ganz das richtige Wort, denn die meisten Modelle sind zwischen sechs und zehn Meter hoch. Trotzdem können in den Ballonkörben keine Menschen sitzen, hier und da sieht man einen Teddy oder ein anderes Stofftier, meistens sind dort allerdings die Gasflaschen und Brenner befestigt, die dafür sorgen, dass die Ballone mit heißer Luft gefüllt werden. Oleg allerdings hat allerdings tatsächlich einen großen Bruder, der in seinem Korb auch Menschen transportieren kann, erzählt Probst. Sein Name ist nicht ganz zufällig entstanden: „Wie bei den Autos auch gibt es bei Heißluftballons ein Kennzeichen. Da hat man dann, etwa bei Oleg ein D für Deutschland, dann kommt ein O, das steht für Heißluftballon und dann noch drei Buchstaben frei, die man sich selbst aussuchen kann“, erklärt Probst. Das Besondere übrigens: Die meisten Ballonhüllen sind Eigenbauten und werden von ihren, überwiegend männlichen, Piloten selbst genäht.

Der Sport des Ballonfahrens, egal ob Groß oder Klein, ist immer wetterabhängig. Hätte es an diesem Wochenende geregnet, wären nicht nur die freien Fahrten der Ballone über Tag ins Wasser gefallen, sondern auch das Ballonglühen auf dem Festplatz. Doch das ist zum Glück nicht der Fall, denn viele Zuschauer sind extra aus Backnang, Aspach oder der weiteren Umgebung nach Althütte gekommen, um sich die leuchtenden Ballons anzuschauen. Viele haben sogar Kameras mit Stativ dabei, um das Spektakel für später festzuhalten – bei den meisten tut es allerdings auch die Handykamera.

„Der Rückhalt in der Gemeinde Althütte ist einfach riesig“

Die Treffen der Ballonfahrer finden das ganze Jahr über statt und verteilen sich über ganz Europa. Christian Schulz, Organisator des Modellballonfests Althütte und Präsidialrat für besondere Aufgaben im Baden-Württembergischen Luftfahrtverband, würde auch gerne einmal in Backnang die Ballone steigen lassen. „Das würde sich einfach anbieten, die Partnerschaft mit Annonay und die Verbindung mit den Gebrüdern Montgolfier, die ja die Erfinder des Heißluftballons sind. Aber die Bedenken sind dort einfach zu groß, auch wenn das Ganze völlig ungefährlich ist.“ In Althütte hingegen habe man „einen riesigen Rückhalt in der Verwaltung und auch Bürgermeister Reinhold Sczuka ist ein großer Freund unserer Treffen – ich muss ihn eigentlich um nichts bitten, er hat auch immer viele eigene tolle Ideen. Für uns und Althütte ist es eine tolle Sache, die Leute kommen ja auch hierher, um sich unsere Ballone anzuschauen.“

Schulz selbst ist ebenfalls Pilot. Wie auch Probst ist er über die großen auf die kleinen Ballone gekommen. Vor sieben Jahren hat er zum 60. Geburtstag von seiner Familie einen Modellballon geschenkt bekommen. „Der Aufwand ist geringer und es macht mindestens so viel Spaß wie beim großen Ballon.“

Ein Aufleuchten in der Dunkelheit

Die meisten der Ballone sind Eigenkreationen und werden selbst entworfen und genäht.