Ein Festival für alle Sinne

Murrhardter Online-Marktplatz startet beim Naturparkmarkt – Wegen des Regenwetters herrscht kein großes Gedränge

Nun ist auch die Walterichstadt Teil der großen Internet-Einkaufsmeile. Gestern beim Naturparkmarkt startete der lokale Online-Marktplatz, der die regionale mit der digitalen Welt verbindet. Die Marktbeschicker hatten mit dem Wetter jedoch kein Glück – statt Oktobersonne gab es graue Wolken und Regen.

Ein Festival für alle Sinne

Der Spaßfaktor beim Bummel über den Naturparkmarkt in Murrhardt wurde durch das Regenwetter gedämpft. Foto: J. Fiedler

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. „Wir wollen erlebbar und zugänglich machen, was man direkt vor Ort in den Fachgeschäften kaufen kann“, erklärt Claudia Thannheimer. Bausteine für den Erfolg des Online-Marktplatzes nennt die stellvertretende Leiterin des Grundsatzreferats Ländlicher Raum im gleichnamigen Ministerium: das engagierte Team der Stadtverwaltung und des Amts für Wirtschaft, Kultur und Tourismus mit Projektleiterin Elke Kleinknecht als „Lichtgestalt“ sowie örtliche Firmen, die sich aufs Neuland gewagt haben und den Online-Marktplatz ausprobieren.

Eine entscheidende Rolle spielen die Verbraucher, gerade auch Senioren: Sie haben nun die „große Chance“, den Trend zur Regionalität zu nutzen, um sich auch außerhalb der Öffnungszeiten über das Angebot zu informieren, Waren und Dienstleistungen zu bestellen und per Lieferservice zu bekommen.

Fünf neue Beschicker unter den mehr als 60 Marktständen

Heute sei die Verknüpfung von stationärem und Online-Handel wichtig, betont Bürgermeister Armin Mößner. Darum habe man den Online-Marktplatz gemeinsam mit dem Projektpartner Atalanda entwickelt und aufgebaut, wovon man sich eine Belebung für den Einzelhandel erhoffe. Und da das Konzept beim Ideenwettbewerb des Ministeriums überzeugte, ist die Walterichstadt nun eine von acht Pilotkommunen. Elke Kleinknecht zeigt am Infostand vor dem Naturparkzentrum mit ein paar Beispielen am Bildschirm, wie der Online-Marktplatz aussieht und funktioniert.

Sie weist auf den damit verknüpften Service hin: Unter dem Stichwort „Events“ finden sich Infos über alle Veranstaltungen in der Walterichstadt. Direkt nebenan können Gäste sich bei Jörg Trautmann mithilfe des Kunst-Bikes eine fröhlich-bunte Stoffeinkaufstasche gestalten. Das geht ganz einfach: Das Treten treibt eine Trommel an, worauf die Tasche gespannt ist, auf die etwas Farbe geträufelt wird, sodass durchs Drehen attraktive Farbkreise entstehen.

Der 61. Naturparkmarkt, zugleich der 13. in Murrhardt, ist laut Mößner ein „Identifikationsanker“ und eine Messe für Produkte aus dem großen Naturparkgebiet – sowie ein Beispiel für nachhaltige Regionalentwicklung, ergänzt Naturparkgeschäftsführer Bernhard Drixler. Schade nur, dass heuer das Wetter nicht mitspielt: Statt goldener Oktobersonne hängen triste graue Wolken über dem Städtle, es regnet und ist unangenehm kühl. Zwar sind trotzdem zahlreiche Besucher gekommen, doch hält sich der Spaßfaktor beim Bummeln mit dem unpraktischen Schirm und Hocken im feuchten Freien in Grenzen.

Zum Erntedankfest und Abschluss der Saison ist der Markt ein Festival für alle Sinne mit einer Fülle regionaler, traditionell haus- und handgefertigter kulinarischer Spezialitäten. An über 60 Marktständen, darunter fünf neue Beschicker, können die Besucher Produkte probieren und sich über deren Hintergrundgeschichten informieren. Da ist für fast jeden Geschmack etwas dabei – von Fleisch und Wurst über Käse und Fisch bis zu Gebäck und Nudeln, Obst, Gemüse, Kräuter, Blumen und Pflanzen sowie Öl- und Gewürzspezialitäten. Auch wer gerne Süßes nascht, kommt auf seine Kosten dank der großen Auswahl an selbst gebackenen Kuchen, Eis aus Äpfeln von Streuobstwiesen sowie diversen Honigsorten und fruchtiger Aufstriche.

Ebenso breit gefächert ist das Getränkespektrum, das von diversen (Craft-) Bierspezialitäten verschiedener Brauereien über Weine regionaler Winzergenossenschaften und hochprozentige Destillate aus eigener Herstellung bis zu alkoholfreien Durstlöschern reicht. Familie Kugler von der Rümelinsmühle bietet diverse Getreideerzeugnisse an und mit dem Mühlenfahrrad können Gäste ihr eigenes Mehl mahlen. Die Palette (kunst-) handwerklicher Produkte reicht von traditioneller Gebrauchskeramik über Artikel aus Holz, geflochtene Körbe, Seifen und Naturkosmetik bis hin zu liebevoll gestalteten Kinderkleidern und Holzspielwaren, Wohnaccessoires, Schmuck und Kinderbüchern.

Vielseitig ist auch das Rahmenprogramm: Das Erntedankfest der evangelischen Kirchengemeinde beginnt um 10.30 Uhr mit einem familienfreundlichen Gottesdienst in der Stadtkirche. Für fröhlich-festliche Klänge und Stimmung sorgen Posaunenchor, Wichtel- und Kinderchor sowie Kinder und Erzieherinnen des Kindergartens Klosterhof. Anschließend gibt es Nahrung für Leib und Seele von Holzofenbrot bis Kalender an einem Marktstand sowie Orgelführungen mit Kantor Gottfried Mayer. Die Naturparkführer Walter Hieber, Ruth Bohn und Manfred Krautter präsentieren sich und die Aktivitäten ihrer über 30 Kollegen im „Wilden Eck“ am Rand des inneren Klosterhofs: Das Spektrum reicht von Natur- und Umweltbildung, Barfußpfad und Stockbrot an der Feuerschale, Infos zur heimischen Tierwelt mit Ratevergnügen, Themenwanderungen bis zu Basteln mit Naturmaterial. Im Rahmen des Jubiläums „40 Jahre Naturpark“ und der Kampagne „Blühender Naturpark“ präsentiert sich die Naturparkgeschäftsstelle zusammen mit den Saatgut-Erhalterinnen Maria Reisinger-Voit und Mechthild Hubl.

Sie informieren über die Naturparkarbeit, samenfestes Saatgut und alte, regionale Sorten. Am Infostand der Demeter-Gärtnerei Großhöchberg erfahren die Besucher alles Wissenswerte zur Solidarischen Landwirtschaft mit Geschmacksquiz. Beim Landschaftserhaltungsverband Rems-Murr-Kreis gibt’s Infos über Schutzgebiete und viele Projekte zur Landschaftserhaltung. Im Naturparkzentrum bieten die Pilzsachverständigen Beate Siegel und Berthold Burkhardt von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie Pilzberatungen an. Überdies können die Gäste Rundfahrten mit dem Planwagen und Führungen im Carl-Schweizer-Museum machen.