Die 13-jährige Cleo dreht mit dem Cityroller ihre Runden auf dem Pumptrack. Foto: J. Fiedler
Von Annika Angele
Kirchberg an der Murr. Felder, Äcker und Wiesen so weit das Auge reicht. Der Duft von Gras und Erde steigt die Nase hoch. Ein Mann geht auf einem Feldweg mit seinem Hund Gassi. Eine frische Brise weht durch die Haare: Man denkt, in der ländlichen Idylle angekommen zu sein. Doch dreht man der Landschaft den Rücken zu, ist Aktion geboten. Lautes Kinderlachen ist aus allen Ecken zu hören. Es herrscht ein so großes Gewusel auf der Freizeitanlage, dass man schnell den Überblick verliert. Ob im Boden eingelassene Trampoline, eine steile Rutsche oder ein Klettergerüst: Für jede Altersgruppe ist etwas dabei.
Auch die Kleinen kommen nicht zu kurz. Ein Pferd und ein Schaf warten darauf, von ihnen geschaukelt zu werden. Die Hauptattraktion ist wohl der Pumptrack, an dem man die meisten Menschen antrifft. Dabei handelt es sich um eine speziell für Mountainbikefahrer geschaffene Strecke mit vielen Kurven und Hügeln. Auf der schwarz asphaltierten Strecke ist viel los, denn es tummeln sich sowohl kleine Kinder mit ihren Laufrädern als auch Größere mit ihren Fahrrädern oder Rollern. Das sorgt für Chaos, denn die Großen müssen aufpassen, die Kleinen nicht über den Haufen zu fahren. Das Gekreische ist groß. Die Speichen der Räder laufen sich warm. Ein lautes Bremsgeräusch ist zu hören, weil einem Jungen ein Kleinkind vor die Nase fährt. Mit viel Glück verfehlen sich die beiden nur um Haaresbreite. Das wäre dann noch mal gut gegangen.
Der Pumptrack ist bei den Besuchern in Kirchberg an der Murr sehr beliebt
Einen schwarzen Skaterhelm, Knieschoner und Handschuhe: Diese Schutzkleidung trägt Cleo, wenn sie auf dem Pumptrack unterwegs ist. „Ich war gestern das erste Mal hier. Es hat mir so gut gefallen, dass ich heute direkt wieder gekommen bin,“ sagt die 13-Jährige. Die Steinheimerin gibt Gas. Mit hoher Geschwindigkeit pfeift sie in die scharfen Kurven. Sie springt nach einem Hügel leicht ab. Beim Aufkommen auf dem Boden schlagen die Rollen auf dem Asphalt auf. Ihr Blick ist fokussiert. Die kleinen Räder ihres Cityrollers drehen sich in Höchstgeschwindigkeit über den Belag. Sie geht in die Knie und beugt sich mit dem Oberkörper nach vorne, um Schwung für die Hügel aufzunehmen. In etwa 30 Sekunden hat Cleo die Strecke abgefahren und düst direkt in die nächste Runde. Was wohl kaum verwunderlich ist: Am besten gefällt ihr der Pumptrack auf der Anlage, weil sie Rollerfahren mehr mag als Spielplätze. Manchmal habe sie ein bisschen Angst, sich zu verletzen, sagt sie. Vor allem wenn kleine Kinder fahren, nehme sie Rücksicht und fahre langsamer. Auch ihrer Schwester Romy gefällt der Pumptrack am besten. „Was denn sonst,“ sagt die Fünfjährige begeistert.
Ihr Vater Steffen Lindemann hat über einen Artikel der Backnanger Kreiszeitung auf Facebook von der Freizeitanlage erfahren und ist deshalb mit seinen Kindern vorbei gekommen. Die Anlage sei für alle Altersklassen perfekt geeignet. „Das Gelände ist weitläufig. So viele Angebote auf einem Fleck findet man selten,“ betont der 37-Jährige. Das Action-Gen haben die Töchter wohl vom Vater geerbt. Auch er fährt hin und wieder mal mit seinem BMX-Fahrrad über den Pumptrack. Große Angst, dass seine Kinder sich auf der Bahn verletzten, hat er nicht. „Es gehört dazu, dass auch mal was passieren kann. Ganz ohne geht es nicht,“ sagt er. Ihm und seinen Töchtern gefällt die Anlage sehr: „Sonst wären wir nach gestern heute nicht direkt schon wieder hier.“ Auf die Frage hin, ob er wieder kommen würde antwortete Lindemann lachend: „Muss, ich habe keine andere Wahl.“
Auch Nathalie Nothacker-Balz ist mit ihrer Tochter auf der Freizeitanlage unterwegs. Der 34-jährigen Mutter ist die Anlage bei einem Ausritt mit den Pferden aufgefallen. „Es hat sich aber auch einfach rumgesprochen,“ sagt sie. Lautes Kinderlachen und Gegacker dringt in die Ohren. Ihre Tochter Sophie hat Spaß. Ihre Augen strahlen. Wie ein Klammeräffchen hält sie sich an der Stange eines schaukelähnlichen Spielgeräts fest und sitzt auf einem Tellersessel. Ihre Mutter gibt ihr einen kräftigen Stoß und schon fliegt die Kleine mit Schwung durch die Luft und dreht sich im Kreis. „Im Vordergrund steht Spiel und Spaß,“ sagt Nothacker Balz. Aber es werde auch großer Wert auf die Sicherheit gelegt. Das stimmt, denn noch am Nachmittag war ein Wart vor Ort gewesen, der eine Metallstange mit einer Maschine abschliff. Auch die sportliche Mutter ist bei allem dabei. „Mir gefällt wirklich alles gut. Selbst als Erwachsener hat man Spaß daran mitzumachen, oder selbst zu spielen,“ erklärt sie lachend. Am 10. August wurde das Spiel- und Sportparadies von Bürgermeister Frank Hornek mit einer Rede eingeweiht. Rund 950 000 Euro brachte die Stadt Kirchberg für die Freizeitanlage auf. Der Andrang an Besuchern zeigt aber, dass sich die Investition gelohnt hat.
Sophie und ihre Mutter Nathalie Nothacker-Balz haben sichtlich Spaß.