Als der britische Thronfolger Charles und Camilla Parker Bowles am 9. April 2005 heirateten, lag ein zäher jahrelanger Kampf hinter ihnen. Und dann kam ihnen auf den letzten Drücker auch noch ein Todesfall dazwischen.
Wave! 20.000 Schaulustige kamen, um Prinz Charles und Herzogin Camilla zu ihrer Hochzeit zu beglückwünschen.
Von Theresa Schäfer
Der 9. April 2005 war ein windiger Tag in Windsor. Camilla musste ihren Fascinator festhalten, damit er ihr nicht vom Kopf flog, als sie am Arm ihres frischgebackenen Ehemanns Prinz Charles die Stufen der St. George’s Chapel hinunter schritt, um die jubelnde Menge zu grüßen. Der Hut der Queen hingegen – wie auch immer sie es anstellte – saß wie festzementiert.
Da heiratete kein blutjunges Paar: Der Bräutigam, ein ergrauter Gentleman von 56 Jahren, die ein Jahr ältere Braut trug kein Weiß, sondern ein helles Graublau. Und trotzdem kamen rund 20.000, um den beiden zuzujubeln. Die Hochzeit in Windsor, eine vergleichsweise bescheidene Zeremonie für einen Prinzen von Wales, legitimierte eine Liebe, die damals schon über 30 Jahre dauerte – so bitter das für Charles’ erste Frau Prinzessin Diana war, die in ihrem berüchtigten „Panorama“-Interview 1995 sagte, sie habe all die Jahre eine „Ehe zu dritt“ geführt.
Charles und Camilla lernten sich beim Polo kennen
Camilla Shand, höhere Tochter aus East Sussex, lernte den britischen Thronfolger Anfang der 1970er Jahre bei einem Polo-Turnier kennen. Charles soll sofort entzückt von der selbstsicheren, burschikosen und witzigen Camilla gewesen sein. Gyles Brandreth, der Biograf des heutigen Königs, sagte in einem Interview, die Anziehungskraft zwischen den beiden sei „unmittelbar, gegenseitig und leidenschaftlich“ gewesen. Doch eine Ehe resultierte daraus nicht: Camilla wurde die Frau des Kavallerie-Offiziers Andrew Parker Bowles. Der Prince of Wales heiratete Diana Spencer, bekam mit ihr die zwei Söhne William und Harry, doch die Ehe ging 1992 spektakulär in die Brüche, nachdem beide auf amouröse Abwege geraten waren.
Die Öffentlichkeit aber machte allein Camilla Parker Bowles für das Ehe-Desaster im Hause Wales verantwortlich. Zeitweise war sie die meistgehasste Frau Großbritanniens, die unerbittliche britische Boulevardpresse schmähte sie wahlweise als „The Rottweiler“, aber auch als „Pferd“ oder „Schlaftablette“.
Nach Dianas Unfalltod im Jahr 1997 war es zunächst undenkbar, dass es überhaupt eine offizielle Zukunft für „C&C“ geben könnte. Doch in Clarence House, dem Büro des Thronfolgers, machte man sich diskret, aber beharrlich an das Projekt, Camilla von einer „persona non grata“ zur offiziellen Frau an Charles’ Seite zu machen. Charles klopfte seine Mutter weich, als Queen Elizabeth II. überzeugt war, begann eine Charmeoffensive in Richtung Medien und Öffentlichkeit. Seine eigenen Söhne sahen eine Hochzeit skeptisch: Prinz Harry schrieb in seiner Biografie „Spare“, sie hätten ihren Vater „bekniet, es nicht zu tun“. Doch auch die Prinzen fügten sich schließlich.
Der Tod des Papstes brachte die Hochzeitspläne auf den letzten Drücker noch einmal durcheinander: Damit die Feier nicht mit der Beisetzung Johannes Pauls II. kollidierte, wurde die Hochzeit um einen Tag verschoben. Kirchlich heiraten war für die beiden Geschiedenen nicht drin – man einigte sich auf eine standesamtliche Trauung im Rathaus von Windsor und eine anschließende Segensfeier in der St. George’s Chapel. Mit der Hochzeit wurde aus Camilla die Herzogin von Cornwall. „Mein Sohn“, sagte Elizabeth II. in ihrer Rede beim anschließenden Empfang laut Gästen, die dabei waren, „hat nun endlich die Frau, die er liebt.“
Königin Camilla hat sich die Zuneigung erarbeitet
Inzwischen hat sich auch das Volk für Camilla erwärmt. Sie gilt als bodenständig und humorvoll. Während ihr Ehemann im vergangenen Jahr wegen seiner Krebserkrankung behandelt wurde, übernahm sie mehr Termine, reiste durchs Land, traf Menschen. Sie ist die Schirmherrin von 90 Organisationen. In den YouGov-Umfragen liegt Camillas Beliebtheitswert inzwischen stabil bei 50 Prozent.
Dass auch die Queen mit der zweiten Ehe ihres Sohnes längst versöhnt war, zeigte eine Entscheidung kurz vor ihrem Tod: Sie verfügte, dass Camilla nach ihrem Tod den Ehrentitel „Queen Consort“ führen sollte – und baute damit möglichen hässlichen Diskussionen noch zu Lebzeiten vor. Das Wörtchen „Consort“ ist inzwischen weggefallen: Inzwischen ist die 77-Jährige einfach nur noch „Queen Camilla“. Wenn aber der König von ihr spricht, sagt Charles III. stets „my darling wife“. Wenn das nicht Liebe ist.
So verbringen Königs ihren Hochzeitstag
Hochzeitstag in RomKönig Charles III. und Königin Camilla verbringen ihren Hochzeitstag in Italien. Da verbringen sie aber keinen romantischen zweiten Honeymoon, das britische Königspaar ist dort gerade auf Staatsbesuch. Im Quirinalspalast in Rom soll es abends ein feierliches Bankett geben.
Wie geht es dem Monarchen?Vor kurzem musste Charles III. ins Krankenhaus, da Nebenwirkungen seiner Krebstherapie aufgetreten waren. Der König kam deshalb zur Beobachtung in die Klinik, ist aber inzwischen wieder im Dienst.
Zur standesamtlichen Trauung im Rathaus von Windsor trug Camilla ein cremeweißes Ensemble mit ausladendem Hut.
Die Prinzen William (rechts) und Harry (mit Tom Parker Bowles im Vordergrund) waren nicht begeistert von der Hochzeit, verbargen das aber gut.
Prinz Andrew mit seiner Tochter Prinzessin Beatrice – die Queen blieb dem Standesamt fern.
Rund 20.000 Menschen säumten Windsors Straßen – ...
... dieser Mann protestierte für die gleichgeschlechtliche Ehe – die im Vereinigten Königreich erst knapp zehn Jahre später eingeführt wurde.
Die Ballons und Herzchen an der Limousine des Brautpaars seien von Harry und William, hieß es damals in den Medien – „wohl kaum“ schrieb Harry Jahre später in seiner Biografie.
Queen Elizabeth II. kam erst zum Segensgottesdienst in der St. George’s Chapel, hielt aber beim anschließenden Empfang eine freundliche Rede auf das Paar.