Garderobe zielgerichtet für den Abschlussball oder die Konfirmation: Der Basar im Bildungszentrum Weissacher Tal konzentriert sich auf festliche Gewänder. Foto: J. Fiedler
Von Nicola Scharpf
Rems-Murr. Spielsachen und Kinderklamotten, Festgarderobe, Deko-Artikel und Trödel jedweder Art: Das Wochenende gestaltete sich für Schnäppchenjäger und Flohmarktgänger in Backnang und Umgebung zu einem Highlight. Wer mochte, konnte am Samstagvormittag von einem Basar zum nächsten tingeln. Und wer noch nicht genug hatte, konnte gestern weiter nach Flohmarkt-Trophäen jagen.
Als Hochburg der Basare entpuppt sich dabei Weissach im Tal mit drei sehr unterschiedlichen Märkten, die dementsprechend auch unterschiedliche Klientel anziehen. Den Basar für festliche Garderobe am Samstag im Bildungszentrum, den der Bize-Gesamtelternbeirat kurzfristig auf die Beine gestellt hat, steuern vor allem Shopping-Duos an: Mutter mit Tochter, Mutter mit Sohn oder Freundin mit Freundin gucken hier gezielt nach etwas Kleidsamem für den Abschlussball, die Abifeier, die Kommunion, Firmung oder Konfirmation. So wie Familie Howe aus Auenwald. Die Mutter, mit Tochter und zwei Söhnen im Anhang, fachsimpelt mit ihren Kindern über Dresscodes, zupft am Jackett ihres Elfjährigen, das dieser gerade anprobiert. Da es gilt, die Tochter für den Abschlussball, den großen Sohn für dessen Abifeier und den Jüngeren als Begleitperson festlich einzukleiden, freut sich die Mutter: „Ich bin so froh, dass dieser Basar stattfindet.“
„Gell“, stimmt ihr eine Helferin zu, „das ist eine gute Idee. Dabei war der Basar eigentlich schon gestrichen wegen Corona.“ Die erste Auflage des Basars war im Januar 2020. Und dann kam? Richtig, dann kam Corona, die Fortsetzung des Basars lag auf Eis. Umso erfreuter sind die Organisatoren, dass ihr zweiter Flohmarkt für Festliches nun gut angenommen wird und dass es keine Schutzmaßnahmen mehr gibt, die zu berücksichtigen sind. Ob Stöbern zwischen Abendkleidern und Anzügen mit Maske vor Mund und Nase oder eben ohne – ganz wie es beliebt. Beim sortierten Flohmarkt der Missionsschule, der in der Vergangenheit parallel zur Fleckaschau stattfand und gestern trotz abgesagter Gewerbeschau abgehalten wurde, überwiegt bei Veranstaltern wie Besuchern die Freude darüber, dass das Stöbern wieder möglich ist.
„Das merkt man heute, dass die Leute gute Laune haben“, sagt Mitorganisatorin Hanna Samkow. „Das hat man auch bei unseren Sammelterminen im Vorfeld gemerkt. Es waren viele da, die gesagt haben: Jetzt endlich wieder!“ Bereits eine Stunde vor der Eröffnung scharen sich die Flohmarktfans vor dem Eingang. Dass auf dem nahe gelegenen Edeka-Parkplatz zeitgleich ein klassischer Flohmarkt mit Ständen abgehalten wird, an denen jeder sein Allerlei verkauft, betrachtet Samkow eher als Vorteil denn als Konkurrenz. „Viele kommen von dort zu uns und umgekehrt. Das ist eine Win-win-Situation. Es ist auf jeden Fall ordentlich was los, wir sind zufrieden.“ Nachdem ein Großteil des Flohmarktes in den Innenräumen der Schule stattfindet, hat die Missionsschule für diese Bereiche eine Maskenpflicht ausgerufen. „Wir haben Notfallmasken bereitgestellt“, so Samkow. „Aber jeder hat seine eigene Maske dabei. Die Maskenpflicht in den Räumen wird sehr gut angenommen. Viele tragen die Masken sogar durchgängig.“
Die Nachbarschaft im Erbstettener Wohngebiet Kreuzäcker um die Alte Backnanger sowie die Rems- und Neckarstraße hat sich kurzfristig entschieden, erstmals einen Garagenflohmarkt auf die Beine zu stellen. „Wir sind drei Frauen aus der Nachbarschaft und haben es erst vor eineinhalb Wochen geplant. Gesprochen haben wir aber schon seit einem Jahr darüber, einen Garagenflohmarkt zu organisieren“, sagt Sonja Steiner. „Schließlich hat jeder viel zu Hause rumstehen oder liegen. Ein Garagenflohmarkt ist praktischer, als die Dinge erst irgendwo zum Verkauf hinzubringen.“
Bunte Luftballone weisen Sammlern und Schnäppchenjägern am Samstagvormittag den Weg zu jenen rund 15 Haushalten, die ihre Garagen, Carports und Einfahrten zur Verkaufsfläche erklärt haben. Es überwiegen Spielzeug, Kinderbedarfsdinge, Garderobe, Dekoartikel und Gebrauchsgegenstände. Besonders Familien mit Kindern – sowohl Ortsansässige als auch Auswärtige – gehören zu den Gästen. Manche Kinder drehen im Kettcar ihre Runden durchs Wohngebiet und versuchen, auf mobile Art und Weise ihre Sachen zu verkaufen. Am Schluss der Premiere sind alle positiv gestimmt: „Eine kleine Feedbackrunde hat ergeben, dass wir es im nächsten Jahr wieder machen möchten“, sagt Steiner. „Früher nicht, es muss sich schließlich wieder etwas ansammeln können.“
So überschaubar wie der Erbstettener Garagenflohmarkt hat auch der Basar für Kinderkleider in Backnang-Steinbach vor 15 Jahren begonnen, damals als Tischbasar. Längst ist er den Kinderschuhen entwachsen und gehört als sortierter Basar zu den festen Größen unter den Kinderkleider- und Spielzeugflohmärkten. Sogar in den zurückliegenden zwei Jahren der Pandemie hat es zwei Märkte gegeben. Das zehn- bis zwölfköpfige Basarteam ist allerdings froh, dieses Mal auf Einbahnstraßenregelung und Hygienekonzept verzichten zu können.
Ein Basar ohne Hygienekonzept, aber mit der Bitte zum Maskentragen
„Das war echt immer ein Aufwand“, sagt Jessi Komorowsky vom Basarteam. Am Eingang zur Dorfhalle bilden sich am Samstagvormittag Warteschlangen. Erst sind die Schwangeren und ihre Begleitpersonen mit Stöbern an der Reihe, eine halbe Stunde später werden die Türen auch für alle anderen geöffnet. Schlagartig wird das Gedränge dicht. Zielstrebig steuern die Schnäppchenjäger die Tische mit der gesuchten Kinderkleidungsgröße an. „Der Basar wird super angenommen“, sagt Komorowsky. „Beim Herbstbasar haben wir ein Einlassstopp verhängt, damit es nicht zu voll wird.“ Es ist zwar nicht vorgeschrieben, aber eben weil so viele Menschen auf engem Raum sind, bittet das Basarteam die Eintretenden um das Tragen von Masken. Sehr vereinzelt wird dieser Bitte nicht nachgekommen.