Daniel Gutmann spricht im Alexander-Stift in Unterweissach mit Pflegern. Eine gutes Pflegeheim vor Ort sieht er als wichtige Einrichtung für Weissachs Zukunft. Foto: A. Becher
Von Kristin Doberer
Weissach im Tal. „Ist das der neue Bürgermeister?“, fragt sich eine Bewohnerin des Alexander-Stifts in Unterweissach, als Daniel Gutmann an einem sonnigen Vormittag das Pflegeheim besucht. „Er will’s werden“, erklärt ihre Nachbarin, als Gutmann grüßend an den beiden älteren Damen vorbeiläuft. Dann vertieft er sich wieder in das Gespräch mit einem der Pfleger, der erzählt, wie groß der Bedarf an Plätzen gerade ist. „Jeden Tag kommen neue Anfragen rein, zum Teil müssen wir sogar Leute abweisen.“ Daniel Gutmann hört zu, nickt verständnisvoll, betont die Wichtigkeit eines Pflegeheims im Ort. „Langfristig brauchen wir ein zukunftsfähiges Konzept“, meint der Bürgermeisterkandidat, der als Erstes seinen Hut in den Ring geworfen hat. Er könne sich auch eine Vergrößerung des Heims an einem neuen Standort gut verstellen, um den Bedarf zu decken.
Der vormittägige Wahlkampftermin im Alexander-Stift ist gewissermaßen eine Ausnahme in Gutmanns Terminkalender, fast alle anderen Wahlkampftermine hat er sich in die frühen Morgen- oder die späten Abendstunden gelegt. „Auf der Arbeit bin ich von 10 bis 19 Uhr eingespannt“, sagt der Einzelhandelskaufmann, der seit 2014 bei einem Familienunternehmen in Weinstadt arbeitet. Seinen Wahlkampf nimmt er aber trotzdem ernst. „Ich war dann vor der Arbeit zum Beispiel noch auf dem Wochenmarkt, auch wenn ich schon etwas früher zusammenpacken musste“, sagt der 30-Jährige. Andere Termine seien dann eben am Abend, zum Teil auch erst um 21.30 Uhr gewesen. Kurz vor der Wahl hat sich der gebürtige Waiblinger aber extra zwei Wochen Urlaub genommen, denn er hat viel vor. Neben Flyer verteilen und Wahlplakate aufhängen hat er täglich ein bis zwei Termine im Gemeindegebiet. „Ich will alle Teilorte besuchen, mich bei Infoabenden in allen Dorfhäusern vorstellen.“ Auch wichtig sei es ihm, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und Institutionen in der Gemeinde zu besuchen.
Denn nicht nur der Besuch im Alexander-Stift sei für ihn eine wichtige Angelegenheit gewesen, auch die Altersgruppe am anderen Ende des Spektrums liege ihm sehr am Herzen, den Kindergarten will er auch besuchen und sich mit der Leiterin austauschen. „Ich erhoffe mir Erkenntnisse, wo man im Detail ansetzen könnte“, meint Gutmann. Gerade das Thema Fachkräftemangel betreffe die Kinderbetreuung ebenso wie die Pflegeeinrichtungen und viele weitere Branchen. Für diese Fachkräfte möchte er Weissach im Tal als Arbeits- und Wohnort attraktiver machen, sollte er zum neuen Bürgermeister gewählt werden. „Zum Beispiel indem man bezahlbare Wohnungen für Personal schafft, sodass diese zu Fuß zu ihrem Arbeitsplatz gehen können.“ Aber nicht nur bei den ganz Kleinen im Kindergartenbereich will er etwas bewegen. Auch Schulen und Ausbildungsbetriebe müsse man fördern und junge Familien in der Gemeinde mehr unterstützen. Um das langfristig finanzieren und weiter investieren zu können, sieht er den Ausbau der Gewerbefläche als wichtiges Standbein für die Gemeinde.
Vor seiner Kandidatur für Weissach hat Gutmann für kein politisches Amt kandidiert, er gehört keiner Partei an. „Mit Social Media bin ich im Wahlkampf noch etwas unerfahren“, gibt er zu – hier will er zukünftig noch mehr von seinen Terminen vor Ort posten. Ansonsten mache ihm der Wahlkampf aber Spaß, er bekomme viel positive Rückmeldung aus der Bevölkerung beim Verteilen von Flyern oder bei Infoabenden. Auch wenn er bisher kein politisches Amt innehatte, sei er schon immer sehr an Politik – besonders Lokalpolitik – interessiert gewesen, sagt Gutmann. An vielen Gemeinderatssitzungen in seinem Wohnort Auenwald habe er im vergangenen Jahr teilgenommen, ebenso wie an einigen Sitzungen in Weissach im Tal. „Das ist wichtig, um auch interkommunal Projekte auf die Beine zu stellen.“ Gerade im Bereich der Jugendarbeit zeige die Zusammenarbeit von Kommunen bereits einige positive Effekte, mehr solcher interkommunalen Projekte wolle er als Bürgermeister auf die Beine stellen, sagt er.
Seit 2013 wohnt der in Waiblingen geborene und in Waiblingen-Neustadt aufgewachsene Gutmann mit seiner Familie in Unterbrüden. Bei der Bürgermeisterwahl in Auenwald vor etwa einem Jahr habe er aber noch nicht kandidieren wollen. „Warum dann jetzt in der Nachbargemeinde?“ – eine Frage, die ihm auch im Wahlkampf sehr häufig gestellt wird. „Damals hat sich das noch nicht richtig angefühlt. Als Schölzel verkündet hat, nach Waiblingen zu gehen, wusste ich sofort: Ich will das jetzt angehen“, erzählt der Bürgermeisterkandidat.
Für ihn sei klar, dass er aus dem Weissacher Tal nicht mehr weggehen möchte: „Ich will hier auch Bürgermeister werden, um sicherzugehen, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die richtigen Entscheidungen für die Gemeinde getroffen werden.“ Obwohl er nicht die klassische Verwaltungslaufbahn durchlaufen hat, traut er sich den Job als Weissachs neuer Bürgermeister zu. „Wenn mir etwas Spaß macht, dann kann ich mich mit viel Engagement sehr schnell einarbeiten“, sagt der Einzelhandelskaufmann. Dass ihm die Aufgabe als Bürgermeister Spaß machen würde, stehe außer Frage. In seinem nebenberuflichen Studium, das er im Oktober des vergangenen Jahres an einer Fernuniversität im Bereich Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Soziologie begonnen hat, habe er seine Affinität für die Verwaltungsthemen entdeckt. Dass der Job als Bürgermeister keine 40-Stunden-Woche hat, sei ihm durchaus bewusst. Sollte er zum neuen Weissacher Bürgermeister gewählt werden, so würde er sein Studium deshalb ein Semester lang aussetzen, um sich voll auf die neue Tätigkeit zu konzentrieren. „Ich will dann bei allen Themen so schnell wie möglich fit sein.“ Dafür würde er am Anfang sicher Rückhalt vom Rathausteam benötigen, sich aber intensiv mit den Aufgaben eines Bürgermeisters beschäftigen, meint er. „Damit ich den Rückhalt dann auch schnell wieder zurückgeben kann.“ Dass er sich schnell einarbeiten kann, daran zweifelt der 30-Jährige nicht. „Ich habe schon viel Berufserfahrung und weiß, um was es im Leben geht.“ Im Weissacher Tal sei er angekommen, seine drei Kinder Emily (acht Jahre), Melina (fünf Jahre) und Mika (zehn Monate) will er hier aufwachsen sehen. „Ich bin nicht heute hier und morgen da.“