Auch ein E-Lastenfahrrad konnte beim E-Mobilitäts-Tag in Backnang getestet werden. Foto: J. Fiedler
Von Claudia Ackermann
BACKNANG. „E-Mobilität für den Alltag“ hieß das Thema bei einem Aktionstag in der Volkshochschule Backnang. Vorträge beleuchteten verschiedene Aspekte. Im Hof konnten sich Besucher die Fahrzeuge erklären lassen und sich bei Nutzern über ihre Erfahrungen informieren.
Beim Thema E-Mobilität bestehen noch viele Verunsicherungen. „Wir wollen mit den Mythen aufräumen“, sagt Silke Müller-Zimmermann vom Verein Weissach Klimaschutz konkret. „Uns ist wichtig, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.“ Zusammen mit der Energieagentur Rems-Murr, dem Solarverein Rems-Murr und der Stadt Backnang veranstalten sie den Aktionstag.
Im Hof der Volkshochschule befinden sich verschiedene E-Autos. Vor Ort können sich die Besucher die Funktionen erklären lassen und die Nutzer befragen. Auskunft gibt etwa Dieter Bindel, der auch den Vortrag: „Elektromobilität – ist das was für mich?“ hält. Der Gebäudeenergieberater und Vorsitzende der GIH Baden-Württemberg – dort sind unabhängige Energieberater organisiert – fährt seit rund vier Jahren mit großer Zufriedenheit ein Elektroauto. Hemmnisse möchte er widerlegen. Er sei jetzt schon fast 100000 Kilometer mit seinem Wagen gefahren – bis in die Schweiz und nach Österreich. Ladesäulen gebe es genug, ist seine Erfahrung. Interessierten erklärte er Funktionen, etwa, dass das E-Auto ein stufenloses Ein-Gang-Getriebe hat. Mit seinem Privatauto bietet er am Aktionstag auch Probefahrten an. Ein Ehepaar hat das Angebot wahrgenommen. „Wir sind nur drei Kilometer gefahren, und sie waren überzeugt“, sagt Bindel. Annette und Hansjörg Pickel sind zum Aktionstag gekommen, um sich über Pedelecs zu informieren. Die Ehefrau fährt schon länger ein Fahrrad mit Elektroantrieb. Der 78-jährige Ehemann ist jetzt auch umgestiegen. Gerade wegen der bergigen Topografie in Backnang und Umgebung tue er sich leichter, wenn die eigene Körperkraft unterstützt wird. Die beiden machen gerne Ausflüge auf dem Zweirad, etwa entlang der Neckarstrecke zwischen Marbach und Cannstatt, erzählen sie. Dort seien jedoch viele Sportfahrer sehr schnell unterwegs, während sie lieber in gemütlichem Tempo fahren. Oft fühle man sich unsicher, vor allem, wenn Gruppen von Fahrradfahrern auf den schmalen Radwegen vorbeidrängen wollen. Wie die Sicherheit, auch auf den Radwegen in Backnang, verbessert werden kann, interessiert das Paar. Deshalb haben sie beim Aktionstag den Vortrag „Mit dem Fahrrad mobil in Backnang“ von Jürgen Ehrmann vom ADFC Backnang und Backnanger Bucht besucht, in dem es um sichere und gut nutzbare Radverkehrsverbindungen ging. Ehrmann informierte über den Stand der Abstimmungen mit der Stadt und stellte die Ergebnisse der Expertenwerkstatt vor, die Anfang März im Technikforum stattgefunden hat. In einem weiteren Vortrag „Mit dem Pedelec sicher unterwegs“ ging es um die Bedienung der E-Fahrräder. Die Aussage „Schwimmen und Fahrradfahren verlernt man nie“, sei bei einem Pedelec nicht zutreffend, sagt Jürgen Ehrmann, der nach seinen Vorträgen im Hof noch für Fragen zur Verfügung steht. Das E-Fahrrad ist schwerer und reagiert anders. Da gerade ältere Menschen gerne auf ein Pedelec umsteigen, seien praktische Übungen in Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro geplant. Eine Besucherin, die selbst mit dem E-Bike zur VHS gekommen ist, bemängelt, dass es kaum sichere Abstellmöglichkeiten für die hochwertigen Zweiräder in der Stadt gebe.
Welche Anwendungsmöglichkeiten es für Elektromobilität in Betrieben gibt, zeigt Alexander Eckstein von der Firma Hackenschuh, in der nur Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen. Mit einem E-Lastenfahrrad können kleinere Lieferungen bei einem Baustellenbesuch mitgenommen werden. Für sperrige, schwere Güter wird der Lastenanhänger benutzt, der einen eigenen Elektroantrieb hat.
Reinhard Heider hat schon ins Auge gefasst, sich ein Elektroauto anzuschaffen. Beim Aktionstag besucht er den Vortrag „Ladeinfrastruktur“ von Thomas Steffen, Geschäftsführer von Backnangstrom. Der Besucher möchte wissen: Wie bedient man eigentlich eine Ladesäule und bezahlt den Strom? Interesse für E-Mobilität ist da, aber es zeigt sich, dass noch viel Informationsbedarf besteht.