Sängerin Andrea Berg mal abseits des Showgeschäfts zu erleben, mit ihrem Mann Uli Ferber und ihren drei Hunden über die Wiesen und durch die Aspacher Weinberge zu spazieren – das hat für einen Fan eine besondere Bedeutung. Hotelgäste, die zum Berg-Heimspiel angereist sind, haben die Möglichkeit, die 52-Jährige ein bisschen privater kennenzulernen. Zum Beispiel auf einer Wanderung und bei einem Mittagessen.
Wie eine Ameisenarmee schlängeln sich die Fans von Andrea Berg auf dem Wanderweg in Richtung der Weinberge. Ziel ist das Wengerterschützenhäuschen in Allmersbach am Weinberg. Foto: A. Becher
Von Yvonne Weirauch
ASPACH. Es ist kurz vor 11 Uhr. Im Foyer des Hotels Sonnenhof tummelt sich eine Menschenschar. Auf dem Programm steht die Wanderung mit Andrea Berg und ihrem Mann Uli Ferber. „Es gehört mittlerweile zur Tradition“, sagt Uli Ferber, der mit Lederhose, Wanderschuhen und blau-weiß kariertem Hemd für den Weg gerüstet ist. Über die 13 Jahre hinweg, in denen das Heimspiel veranstaltet wird, wurden auch die Wanderungsangebote immer gefragter: „Früher waren bei einer Wanderung rund 200 Menschen dabei. Heute sind es 600.“ Auch wenn seine Frau mit den Konzertvorbereitungen viel um die Ohren habe, „die Wanderung lässt sie nicht aus. Sie freut sich über den Kontakt zu ihren Fans“, erzählt Uli Ferber. Rund 4000 seien in den umliegenden Hotels untergebracht. Mehrere Angebote gebe es in der sogenannten Heimspielwoche, so der Hotelier, wie beispielsweise Wanderungen und Dorfplatzfeste.
Rund 400 Hotelgäste werden an diesem Tag zu Fuß etwa zwei Stunden unterwegs sein. „Der Rest, der das aus gesundheitlichen Gründen nicht kann, wird zum Wengerterhäuschen gefahren.“ Auf 600 Menschen sei das limitiert – „mehr geht schlichtweg nicht“. Noch am Morgen ist Andrea Berg bei den Proben für die Show in der Mechatronik-Arena gewesen. Schnell hat sie sich ins Wanderoutfit geworfen: Lederhose, Wanderschuhe, hellgrün-blau karierte Bluse und als Kopfbedeckung ein helles Käppi.
„Ah, Düsseldorf ist auch da. Alles klar?“ Die 52-Jährige kennt ihre Fans. Vom Hotel aus macht sich die Karawane auf den Weg. Elvis, Simba und Bonny, die drei Hunde von Andrea Berg, springen voraus. Autogrammwünsche erfüllt die Sängerin an diesem Tag nicht. Dafür seien andere Veranstaltungen wie das Dorffest gedacht. Ferber: „Heute wollen wir einfach gemütlich beisammen sein und einen schönen Tag genießen.“
Die Sonne scheint, es ist heiß, ein Lüftchen weht. Die Mitwanderer unterhalten sich mit der Sängerin. Berichten ihr, wie lange sie schon nach Aspach kommen oder erzählen ihre Liebesgeschichten, die einen Zusammenhang mit der Künstlerin haben. Berg: „Weißt du“, sagt sie, „das ist das, was so wunderschön ist. Dass sich bei meinen Konzerten Seelen treffen, die zusammengehören.“
In der Wanderkarawane sind Silvia und Frank Jädicke aus Frankfurt an der Oder. Sie hatten sich schnell angemeldet: „Wir freuen uns auf die Begegnung mit Andrea und auf die Atmosphäre. Das ist schon was ganz Tolles.“ Aus dem Harz ist Ute Kruse mit ihrer Freundin angereist. Sie kommt zum ersten Mal zum Heimspiel: „Jetzt freue ich mich auf die persönliche Begegnung mit Andrea.“
Unter einem Baum wird eine kurze Rast gemacht. Die Sängerin nutzt die Chance, nimmt ihr Handy in die Hand und sagt: „Ich ruf jetzt den Bobo an, ob er uns sieht.“ Denn der Schweizer Sänger, Tänzer und Komponist DJ Bobo, der auch diesmal wieder bei der Show mitwirkt, ist im Hotel. „Siehst du uns?“, fragt die Sängerin ins Handy. „Sieht geil aus, oder?“
Immer Urlaub im Sonnenhof, immer das gleiche Zimmer und immer Besuch des Heimspiels – das machen Hans-Jürgen Ludwig und seine Frau seit sieben Jahren. Sie stammen aus Leipzig und genießen bei der Wanderung die frische Luft – aber auch „die Nähe zu Andrea“. Es ist das dritte Heimspiel, das Irene Loddenkötter aus Münster (Nordrhein-Westfalen) besucht, aber bei der Wanderung sei sie das erste Mal dabei: „Wir sind sonst immer später angereist, aber diesmal passt es perfekt.“ Sie lobt die Organisation des Hotelteams: „Mein Mann wird mit dem Auto hochgefahren und ich laufe.“ Ganz besonders freut sie sich auf den Heimspiel-Samstag, denn da feiert ihr Mann seinen 60. Geburtstag.
Wer sich auch für die Weinbergtour entschieden hat: Klaus Leutgeb aus Graz. Er ist nicht irgendjemand, sondern derjenige, der die neue Bühne von Andrea Berg konzipiert hat. Wie es dazu kam? „Beim Skiopening in Ischgl im vergangenen Jahr kam Andrea auf mich zu. Ich habe sie dann hier in Aspach besucht und mich von dem Cover ihres Albums mit dem Schmetterling inspirieren lassen, und so haben wir die ganzen Monate an diesem einzigartigen Konzept für die Bühne gearbeitet.“ Die Zusammenarbeit mit Leutgeb ist nicht neu, hat er doch schon die Bühne für Atlantis gestaltet. Auf der Wanderung führt er nicht nur Hund Bonny an der Leine, sondern macht den Wanderern Lust auf die Show: „Die Bühne ist ein technisches Wunderwerk. Sie ist einzigartig und echte Oberliga“, schwärmt der Grazer. „Allein die Effekte und Ausmaße der Bühne – ich denke, so etwas gab es in Deutschland noch nie.“ Er arbeite sehr gerne mit Andrea zusammen, fügt er hinzu, weil „sie immer eine Geschichte zu erzählen hat und einen sofort in ihren Bann zieht“.
Der eigentliche Star der
Wanderung ist Elvis
Nach rund 40 Minuten Wanderstrecke wird ein Stopp eingelegt. Bier wird gezapft und Wasser ausgeschenkt. Karin Schmidt und ihr Mann Sieghard suchen den Schatten: „Warm ist’s, aber schön.“ Sie kommen aus Linz an der Donau: „Wir genießen die Gegend hier, es sieht so ähnlich aus wie bei uns.“ Sie sind große Berg-Fans, aber dann zeigt Sieghard Schmidt seinen „eigentlichen Star der Wanderung“ auf seiner Kamera: den Berner Sennenhund Elvis. Auf dem weiteren Weg verstummen die Unterhaltungen nicht. Eingefleischte Fans sind auch sechs Damen aus Düsseldorf. Sie hätten Andrea schon begleitet, als sie noch nicht so bekannt gewesen sei: „Wir waren in Zelten und Kneipen in Krefeld dabei“, sagen sie. Die Düsseldorferinnen verbinden das Heimspiel immer mit einem Wellnessurlaub und einem Ausflug nach Backnang. Aber das Konzert sei das Highlight: „Ja, ich will. Die Gefühle haben Schweigepflicht. Kilimandscharo – wir sind bei jedem Lied textsicher.“
Am Wengerterschützenhäuschen angekommen, duftet es nach Göckele. Die Wanderer nehmen Platz. Bevor serviert wird, lobt Andrea Berg die Wanderer: „Ihr seid alle tapfer mitgelaufen. Ich freue mich tierisch auf unsere gemeinsame Zeit und auf das Heimspiel. Und jetzt das Wichtigste: Prost, lasst es euch schmecken.“
Kurze Rast bei der Wanderung: Andrea Berg inmitten ihrer Fans. Foto: Y. Weirauch