Links unten ist der Kreisverkehr an der Ortseinfahrt Allmersbach zu sehen, rechts führt die Straße Bildäcker weg, nach oben die Backnanger Straße. Das Foto zeigt das Modell der ersten Preisträger des Architektenwettbewerbs. Foto: Lamott.Lamott/Möhrle und Partne
Von Anja La Roche
Allmersbach im Tal. Für Bürgermeisterin Patrizia Rall und ihr Team aus der Verwaltung der Gemeinde Allmersbach im Tal war der Pressetermin ein ungewöhnlicher. Zum ersten Mal wurde in der Kommune ein Architektenwettbewerb dieser Größe (siehe Infotext) durchgeführt und die Preisträger stehen nun fest. Es geht um einen neuen Kindergarten, der im Bereich der Sportanlage Bildäcker am Ortseingang Allmersbach (gegenüber vom Netto) gebaut werden soll.
„Wir haben uns bereits einiges an Gedanken gemacht“, sagte Rall über den geplanten Neubau. Im Sommer 2021 hat der Gemeinderat sich für einen neuen Kindergarten mit vier Gruppen entschieden, um der Nachfrage gerecht zu werden. Im Mai 2022 hat er den Standort Bildäcker am Ortseingang Allmersbach ausgewählt. Der sei zwar nicht einfach, gibt Rall zu, „aber wir glauben, dass wir eine gute Lösung gefunden haben.“
Gerd Gassmann, Vorsitzender des Preisgerichts, betonte: „Die Entscheidung war mutig, an dieser Stelle eine Kita zu bauen.“ Denn die Fläche hat einen Hang hin zum Sportplatz und ist dem Lärm der Backnanger Straße ausgesetzt – wobei der Verkehr dort immerhin durch den Kreisverkehr ausgebremst wird. Zudem sollten die derzeit noch auf der Fläche bestehenden Parkplätze auch weiterhin erhalten bleiben, da die Kunden im Netto dort teilweise parken müssten. Auch die Wendefläche am Ende der Straße soll weiterbestehen, damit die Müllautos dort wenden können. Insgesamt, so lässt Gassmann des Öfteren durchblicken, sei der Standort im Industriegebiet eine architektonische Herausforderung – vor allem für einen Kindergarten. Doch die ersten Preisträger hätten einen tollen Vorschlag eingereicht. Dieser kommt vom Architekturbüro Lamott.Lamott und dem Landschaftsarchitekturbüro Möhrle und Partner, die beide in Stuttgart sitzen.
Der Garten erhöht sich stufenweise in Richtung des Sportplatzes
Sie haben ein L-förmiges zweigeschossiges Gebäude entworfen. Die eine Seite zeigt zur Straße Bildäcker und die andere zum Parkplatz, der östlich vom Gebäude positioniert ist. Der Garten wird so vom Autolärm abschirmt. Er erhöht sich zudem stufenweise in Richtung des Sportplatzes. „Wir wollten einen Raum schaffen, der geschützt ist für die Kinder“, erklärt Caterina Lamott die Idee dahinter. Den Bereich im Freien wollten sie möglichst groß gestalten, was schwierig gewesen sei bei der Hanglage. Wichtig sei ihnen zudem gewesen, dass jede Gruppe ihr eigenes „Häuschen“ hat, innerhalb des Gebäudes, sodass sich die Kinder mit ihrer Gruppe identifizieren.
Der Jury hat an dem Modell gefallen, dass durch die Höhenstaffelung im Garten in diesen ausreichend Sonnenstrahlen gelangen. Die Parkplätze neben der Wendeplatte östlich vom Gebäude würden zudem im Stadtbild nicht so auffallen. Auch die Raumaufteilung im Gebäude gefällt der Jury: Im Untergeschoss ist der Gruppenraum für die Kinder unter drei Jahre angedacht sowie ein großer Mehrzweckraum, der mittels mobiler Faltwände flexibel eingeteilt werden kann. Im Obergeschoss sind die drei Gruppenräume für die älteren Kinder eingeplant. Die Preisrichter und -richterinnen lobten besonders den Flur mit den einzelnen Garderobenräumen für jede Gruppe. Direkten Zugang zum Garten hätten die älteren Kinder ebenso wie die U3-Gruppe, denn aufgrund der Hanglage führt im Obergeschoss ein ebenerdiger Ausgang über den Balkon zur höher gelegenen Terrasse.
Bedarf zur Nachbesserung
Auch das Dach hat die Preisrichter überzeugt: Die Architekten haben sich für ein Sheddach entschieden. Bei einem solchen werden mehrere satteldachartige Konstruktionen nebeneinander gesetzt. Auf der Südseite würden Photovoltaikanlagen installiert, auf der Nordseite die Fenster eingebaut, es soll keine direkte Sonnenstrahlung in die Gruppenräume fallen. Bedarf zur Nachbesserung sieht das Preisgericht hinsichtlich der Schattierung, der Absturzsicherung und der Vegetation im Außenbereich. Außerdem empfiehlt die Jury der Gemeinde, auch auf dem Parkplatz eine Überdachung mit PV-Anlagen zu erwägen.
Die Chance ist groß, dass der Preissieger auch den Auftrag erhalten wird
Auch die anderen im Wettbewerb eingebrachten Vorschläge wurden gestern im Rathaus präsentiert. Die Architekten sind ganz unterschiedlich an die Aufgabe herangegangen. Zum Beispiel wurde ein rundes Gebäude entworfen, in dessen Mitte die Kinder spielen könnten. Die meisten Modelle haben den Bereich im Freien nicht so stark von der Straße abgeschirmt, wie es beim ersten Preisträger der Fall ist.
Ob die Gewinner des Wettbewerbs auch tatsächlich mit der weiteren Planung beauftragt werden, steht allerdings noch nicht fest. Zunächst wird die Gemeindeverwaltung mit den ausgewählten Unternehmen mögliche Angebote verhandeln, bevor der Gemeinderat entscheiden darf, wer tatsächlich den Auftrag erhalten wird. Die Chance ist allerdings groß, dass die Räte und Rätinnen dem vom Preisgericht favorisierte Vorschlag zustimmen werden.
Bis der neue Kindergarten am Ortseingang Allmersbach dann tatsächlich gebaut wird, fehlen noch ein paar verwaltungstechnische Schritte. „Nächstes Jahr werden noch keine Bagger rollen“, ist sich Bürgermeisterin Patrizia Rall sicher. „Aber vielleicht das Jahr darauf.“
Wettbewerb 33 Architekturbüros hatten sich bei dem Architekturwettbewerb der Gemeinde beworben, davon hatten elf ausreichend qualitative Vorschläge eingereicht.
Jury Eine neunköpfige Jury hat aus den Vorschlägen das Modell ausgewählt, das am meisten überzeugt hat, und zwar in architektonischer, funktionaler, wirtschaftlicher, nachhaltiger, freiräumlicher und städtebaulicher Hinsicht. Die Jury bestand aus Gemeinderäten von Allmersbach und aus Fachleuten.
Preise Die Gemeinde hat drei Preise und zwei Anerkennungen für insgesamt 25000 Euro bezahlt. Der erste Preisträger hat 10000 Euro erhalten, der zweite 7500 Euro, der dritte 5000 Euro und die Anerkennung beträgt 2500 Euro.