Feierlicher Appell an das Miteinander

Anlässlich des Volkstrauertags kommen die Menschen am Mahnmal des Backnanger Stadtfriedhofs zusammen, um eine Gedenkstunde in Erinnerung an die Opfer von Krieg, Gewalt und Terrorismus abzuhalten.

Feierlicher Appell an das Miteinander

Auf dem Backnanger Stadtfriedhof wird zum Volkstrauertag der Kriegstoten gedacht. Fotos: T. Sellmaier

Von Gabriella Lambrecht

Backnang. Oberbürgermeister Maximilian Friedrich macht am Samstag in seiner Ansprache deutlich, weshalb auch im Jahre 2021 ein Volkstrauertag an seiner Aktualität keineswegs einbüßt: Das Gedenken an die Opfer der Weltkriege, aber auch derer von Terrorismus und häuslicher Gewalt sei „unsere moralische Verpflichtung“, so der OB. Unsere Aufgabe ist es, „alles zu tun, damit Krieg und Gewalt sich nicht wiederholen“.

Dabei verweist Friedrich auch auf die aktuellen weltpolitischen Konflikte: etwa den Dauerkonflikt zwischen der Ukraine und Russland, Belarus und der Europäischen Union sowie die wieder zunehmenden Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten im Nordirlandkonflikt. „All dies trägt sich unmittelbar und in nächster Nähe zu“, ebenso wie die Gewalttaten von Halle, Berlin, Winnenden und Wendlingen, so Friedrich. Dass besonders große politische Konflikte und die damit einhergehende Gewalt nicht einfach zu lösen seien, betont der OB: „Zur Wahrheit gehört auch der Mut, offen auszusprechen, dass es schlicht und ergreifend keine einfachen Lösungen für diese Konflikte geben wird.“

Dekan Braun ermahnt, diesen Frieden nicht als selbstverständlich zu erachten

Umso wichtiger ist es jedoch, sich „ deshalb nicht von einfachen populistischen Lösungen, Zuspitzungen oder Verheißungen“ leiten zu lassen, denn: „Extreme Positionen werden uns stets teuer zu stehen kommen. Das hat die Geschichte oft genug bewiesen. Extremismus, Rassismus und Antisemitismus schüren Hass und Zwietracht.“ Friedrich appelliert jedoch an das Miteinander sowie den Versuch, gemeinsame Lösungen und Kompromisse zu finden: „Kriege und Gewalt sind kein unentrinnbares Schicksal. Sie sind von Menschen gemacht und deshalb vermeidbar.“ Der evangelische Dekan Wilfried Braun nimmt in seiner Rede Bezug auf den Remembrance Day (Erinnerungstag), der traditionell am 11. November beispielsweise in England, Frankreich und Belgien begangen wird und das Pendant zum deutschen Volkstrauertag darstellt. Gedacht wird der Verstorbenen und Opfer des Ersten und Zweiten Weltkriegs – Kriege, die man früher gegeneinander führte, derer Opfer man nun gemeinsam gedenke, denn, so Braun: „Stärker, als Landes- und Sprachgrenzen trennen können, führt erlittenes Leid zusammen.“ So betont der Dekan auch die städtepartnerschaftlichen Freundschaften zwischen Backnang und Chelmsford, gemeinsam gefeierte Gottesdienste, damit verbundene Zeichen der Hoffnung nach unerträglich viel Leid und Gewalt in den Weltkriegen. Zugleich ermahnt Braun dazu, diesen Frieden nicht als selbstverständlich zu erachten, und erinnert an die Forderung der Evangelischen Landeskirche zur Friedenserziehung auch in künftigen Generationen. Die Frage „Wie spielt man eigentlich Frieden, Großvater?“ ist dabei der Kern der parabelhaften Erzählung Brauns, in welcher zwei kleine Jungen von ihrem Großvater angehalten werden, nicht mehr miteinander Krieg zu spielen. Deutlich wird: Die Vorstellung dessen, was im Krieg passiert, ist fest verankert bis ins Kindesalter hinein, während der Frieden schwer greifbar, aber umso relevanter für unsere Zukunft ist.

Elfie Kühne vom Deutschen Roten Kreuz Backnang verlas im Anschluss die Gedenkworte des Bundespräsidenten, wie sie Theodor Heuss bereits 1952 einführte.

Abschließend erfolgte die traditionelle Kranzniederlegung durch das Technische Hilfswerk, das Deutsche Rote Kreuz und die Reservistenkameradschaft Backnang, die gemeinsam mit Oberbürgermeister Friedrich und begleitet durch das Backnanger Blasorchester erfolgte.

Feierlicher Appell an das Miteinander

Dekan Wilfried Braun nimmt auch Bezug zum Remembrance Day in anderen Ländern.