Festivalatmosphäre beim Skateboard-Race

Der Großerlacher Bikepark ist ein Wochenende lang der Hotspot der Longboard-Skate-Szene mit der für diese Szene typischen Melange aus Sport und Kultur. Zum ersten offiziellen Rennen und dem Drumherum melden sich 80 Teilnehmer.

Festivalatmosphäre beim Skateboard-Race

Vor allem in der „Partykurve“ ist den aktiven Skatern ganz viel Beifall und Hallo garantiert. Aber auch auf dem gesamten Gelände herrscht prächtige Atmosphäre. Fotos: Jörg Fiedler

Von Carmen Warstat

Großerlach. Für Radfahrer blieb der Bikepark in Großerlach am Wochenende ausnahmsweise geschlossen, denn die Longboard-Skate-Szene hatte sich angesagt und das Areal mit Skilift und Biketrails sowie einer Downhill-Strecke für ein festivalähnliches Event gemietet. Ideale Bedingungen für Longboarder der verschiedenen Fahrstile und in der Szene ein seit Langem bekannter und beliebter Ort für Training und Geselligkeit. Allerdings: Ein richtiges Rennen der Skateboarder fand hier zum ersten Mal statt, und es gab eine überwältigende Resonanz. Mehr als 80 Teilnehmer hatten sich angemeldet, davon etwa die Hälfte auch für das eigentliche Rennen, die andere Hälfte, um in entspannter Atmosphäre zuzuschauen, zu skaten und einfach dabei zu sein.

Drei alte Hasen aus der Szenebilden das Organisationsteam

Das Organisationsteam bestand mit Hicore Baron, Peter Schönwiese und Gerrit Geiger aus drei alten Hasen der Szene, die sich „Outlaw Racing Southwest“ nennen und jeweils mit beiden Beinen im Leben stehen, an den Wochenenden aber gern die Desperados geben, wagemutige Kerle, die ihren Sport nicht zu ernst nehmen und das relaxte Zusammensein mit Gleichgesinnten in den Mittelpunkt stellen. Ihre Freunde kommen aus den verschiedensten Teilen der Republik und darüber hinaus unter anderem auch aus der Schweiz, Österreich, Irland, der Slowakei und Mexiko und wissen, dass Süddeutschland sich längst zum Eldorado der Szene entwickelt hat.

Einer der Hotspots ist der Bikepark in Großerlach, weil die Anlage ideale Bedingungen bietet, nicht zuletzt auch für das Drumherum: Genügend Platz für Camping und ein Bettenhaus sind vorhanden, ein Skilift und eine Rennstrecke, die nach der Aussage einer Skaterin aus Stuttgart zwar einschüchternd wirkt, weil sie ziemlich schmal ist, andererseits aber eine willkommene Herausforderung darstellt.

Anreisen konnten die Teilnehmer bereits am Freitagabend und am Lagerfeuer die Wiedersehensfreude genießen, Musik hören und fachsimpeln. Für die richtige Atmosphäre sorgten aber auch tagsüber DJs und Peter Schönwiese mit seinem sphärischen Saxofonspiel – so entstand eine außergewöhnliche Melange aus Sport und Kultur, die die Szene seit jeher prägt. „Packt die Matte ein“, schrieb eine der Teilnehmerinnen in den sozialen Netzwerken, denn es wurde auch „After Skate Yoga“ geboten. Es gab Spendensammlungen und eine Tombola, lockere Gespräche entlang der Rennstrecke und in der „Partykurve“ und ganz viel Beifall und Hallo für die aktiven Skater, die den Downhill-Trail mit unterschiedlichem Geschick und mehr oder weniger schnell herunterbretterten. „Für manche zählt jedes Zehntel, und die fahren dann schon auf Kante“, weiß Peter Schönwiese.

Die Freaks unterscheiden zwischen verschiedenen Stilen: Das Butt-Boarden findet auf dem Po (sitzend oder liegend) statt, das Stand-up-Boarden hingegen aufrecht. Christoph Schmalz beispielsweise fährt Stand-up, er erklärt ein wenig, was läuft: „Das ist alles nicht sooo richtig ernst“, meint der Ravensburger und betont, dass sich jetzt alle wieder freuen, weil so lange nichts los war wegen der Pandemie. Peter Schönwiese kann das nur bestätigen, weiß aber auch, dass es für einige hier „um die Ehre“ geht und dass diese „scharf sind auf einen Titel.“

Es ist eine internationale Community – da verwundert es nicht, dass die „offizielle“ Wettkampfsprache Englisch ist und Hicore Baron an der Startrampe unter anderem ruft: „The race is about to start!“ (Das Rennen beginnt gleich.) Die schmale Strecke erlaubt nur Einzelabfahrten, weshalb die Zeiten der Teilnehmer genommen werden und im K.-o.-System viele Runden gefahren werden müssen, bis die Gewinner feststehen. Der Respekt vor der Herausforderung ist groß, denn ein gewisses Risiko fährt mit. Die meisten Boarder sind entsprechend ausgestattet mit Helmen und Schutzkleidung. Zeitweise laufen die Walkie-Talkies der Organisatoren heiß, die stehen oben am Startpunkt, in der Mitte auf der „Partykurve“ und unten am Ziel. Auch wenn jeder der Teilnehmer eine Haftungsausschlusserklärung unterschrieben hat, tragen sie die Verantwortung und tun alles, um die Strecke bestmöglich abzusichern.

Dankbar sind Baron, Schönwiese und Geiger den Sponsoren, die Preise und Tombolagewinne spendiert haben. Außerdem hebt Peter Schönwiese die Unterstützung des Bikepark-Betreibers Marco Wieland hervor. Seine Anlage ist bei Liftbetrieb an den Wochenenden offen für Biker und bei trockenem Wetter immer auch für Skater.

Mit einer Bestzeit von 33,91 Sekunden hat Samuel Schuler das Rennen in der Disziplin Downhill Longboard Stand-up gewonnen, auf dem Buttboard siegt Ulrich Becker mit 36,91 Sekunden. Die Folgeplätze belegen Max Deutsch, Sebastian Hertler und Johannes Hrdlika (Stand-up) sowie Martin Müller und Rainer Österle (Buttboard).

Festivalatmosphäre beim Skateboard-Race

An der Startrampe geht es Schlag auf Schlag. Im K.-o.-System werden so viele Runden ausgefahren, bis die Gewinner feststehen. Auch die Walkie-Talkies der Organisatoren laufen heiß.