Formel-1-Nachwuchs kommt aus Kurzach

Vorbereitung auf Seifenkistenrennen in Prevorst in der 49. Auflage am Sonntag – Die Spannung bei den Jungrennfahrern steigt

Die Zuschauer werden wohl wieder strömen, wenn morgen die Seifenkisten im beschaulichen Prevorst an den Start gehen. Für Jonathan und Dominik Sammet aus Kurzach hieß es in den letzten Tagen vor allem üben, üben und noch mal üben. Beide haben sich viel vorgenommen für das Rennen. Entsprechend aufgeregt sind sie auch bereits.

Formel-1-Nachwuchs kommt aus Kurzach

Die Spannung steigt: Dominik (links) und Jonathan Sammet aus Kurzach mit ihren Fahrzeugen. Die beiden Nachwuchspiloten freuen sich bereits auf das Seifenkistenrennen in Prevorst. Foto: J. Fiedler

Von Andreas Ziegele

SPIEGELBERG. Die Seifenkisten sind technisch bereit. Aber auch an diesem Nachmittag soll noch mal geübt werden. Wenn auch nicht auf der eigentlichen Rennstrecke in Prevorst, sondern im Spiegelberger Ortsteil Kurzach. Jonathan und Dominik Sammet wollen am Sonntag nichts dem Zufall überlassen, und auch Mama Sammet hilft bei den Vorbereitungen mit. Sie stellt die Pylonen auf, damit vor allem das Kurvenfahren trainiert werden kann. „Wir müssen noch die vorderen Räder wechseln, damit ich vorne besseres Profil habe“, erklärt der zwölfjährige Dominik. Für ihn wird es bereits die dritte Teilnahme sein, wie er schnell an der Anzahl der Pokale abzählt.

„In diesem Jahr starte ich bei den Großen“, so Dominik weiter. Das bedeutet, dass er in der Altersklasse der 12- bis 16-Jährigen teilnehmen wird. In der zweiten Altersklasse (acht bis elf Jahre) wird sein zehnjähriger Bruder Jonathan versuchen, möglichst weit im Teilnehmerfeld nach vorne zu fahren. Für ihn ist es der zweite Start bei dieser Veranstaltung. Wenn man so will, kann man die Familie Sammet auch als Rennfahrerfamilie bezeichnen. „Wir sind durch unseren älteren Bruder Benjamin zum Seifenkistenfahren gekommen“, sagt Dominik. Der heute 16-Jährige fuhr auch schon beim Seifenkistenrennen mit, ist aber in diesem Jahr nicht mehr am Start.

Mit seinen bisherigen Leistungen ist Dominik nicht richtig zufrieden: „Ich habe jetzt in den letzten Jahren nicht so gut abgeschnitten, wie ich mir das erhofft habe“, sagt er selbstkritisch. „Ich denke aber, dass es dieses Jahr für mich besser laufen wird“, richtet der Realschüler seinen Blick nach vorne. Als Grund nennt er zum einen das bessere Material, zum anderen sieht er sich selbst fahrtechnisch verbessert. Die Vorbereitungen starten in der Regel einen Monat vor dem Rennen. „Das hat aber dieses Jahr aus verschiedenen Gründen nicht geklappt“, sagt Dominik. „Aber seit einer Woche üben wir nun täglich“, ergänzt die Mutter. Der Ehrgeiz ist also schon da, und neben Mut und Unerschrockenheit ist das auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Rennen.

„Man muss immer so fahren,

dass man noch gut lenken kann“

Auf was es beim Seifenkistenrennen ankommt, erläutert er knapp und denkbar einfach: „Man muss schauen, dass man schnell, aber auch nicht zu schnell unterwegs ist, und immer so, dass man noch gut lenken kann.“ – „Dabei sollte man aber wenig lenken, weil man dadurch Geschwindigkeit verliert“, wie der erfahrene Seifenkisten-Rennfahrer weiß. Auch das Bremsen sollte aus demselben Grund möglichst dosiert erfolgen. „Aber ohne Bremsen geht es auch nicht, dafür sind die Kurven zu eng.“ Die Unfallgefahr schätzt er als gering ein, und alle Fahrer müssen auch einen Helm und Handschuhe zum eigenen Schutz tragen. Zumindest die beiden Sammets sind bisher unfallfrei unterwegs, und das soll auch am Sonntag so bleiben.

Jonathan und Dominik haben keine eigenen Seifenkisten. „Mein Mann ist nicht so der Mechaniker und Bastler“, sagt die Mutter der beiden mit einem Schmunzeln. Jonathan bekommt seine Kiste von Axel Stiegler, und Dominik leiht sich seine bei Felix Hänel. Die beiden Prevorster vom Seifenkisten- und Skiverein Prevorst halten die Fahrzeuge auch das Jahr über in Schuss, damit diese bis auf Kleinigkeiten für das große Rennen alle startklar sind.

Die Rollenverteilung ist also wie bei der Formel 1: Auf der einen Seite die Rennfahrer, auf der anderen die Techniker. Der Vater von Axel Stiegler, Hans Stiegler, war es auch, der mit zwei anderen im Jahr 1972 das erste Rennen in dem Oberstenfelder Teilort organisiert hat. Starteten damals fast ausschließlich Fahrer aus der Gegend, kommen die Teams mittlerweile auch aus Stuttgart und dem Remstal, um teilzunehmen.

Die Seifenkisten sind auf den jeweiligen Fahrer angepasst und werden vor dem Start durch die Dekra auf technische Zuverlässigkeit überprüft. Natürlich kommen die Kisten auch auf die Waage. Denn auch hier muss alles regelkonform zugehen, denn Gewicht bedeutet Geschwindigkeit, und hier wird darauf geachtet, dass nicht manipuliert wird. Denn das Gewicht einer Seifenkiste (ohne Fahrer) ist auf 75 Kilogramm festgelegt. Wegen der engen Kurven auf der Strecke muss der Wendekreis aller Fahrzeuge unter zehn Metern liegen.

Auch in diesem Jahr werden es wohl wieder mehr als 50 Seifenkutschen und einige Seitenwagen sein, die von der Startrampe aus auf die rund 350 Meter lange Strecke mit einem Höhenunterschied von über 20 Metern gehen. Dabei werden Geschwindigkeiten von 40 Kilometern pro Stunde erreicht. Den Streckenrekord hält seit 2015 die Prevorsterin Julia Wolf mit 44,91 Sekunden. Dreimal fährt jeder Fahrer die Strecke, dann wird die beste Zeit gewertet. Trainiert wird am Sonntag um 12 Uhr, die Rennen in Prevorst starten dann um 14 Uhr.